Chemie-Nobelpreis: Tricks der Evolution für chemische Produkte nutzen

Chemie-Nobelpreis: Tricks der Evolution für chemische Produkte nutzen
Frances Arnold. (Foto: Caltech)

Stockholm – Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr zur Hälfte an die Amerikanerin Frances Arnold und zur anderen Hälfte an George Smith (USA) und Gregory Winter (Grossbritannien) für ihre Beiträge zur Entwicklung einer grünen chemischen Industrie. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch mit. Den drei Preisträgern sei es gelungen, Kontrolle über die Evolution zu gewinnen und dies für Zwecke zu verwenden, die der Menschheit grössten Nutzen gebracht haben.

George Smith entwickelte eine Methode, bei der sogenannte Bakteriophagen – Viren, die Bakterien infizieren – genutzt werden, um neue Proteine entstehen zu lassen. Dieses Phagen-Display genannte Verfahren nutzte Gregory Winter zur Produktion neuer Pharmazeutika. Frances Arnold gelang es erstmals, Enzyme gezielt in eine gewünschte Richtung zu entwickeln. Solche Enzyme werden heute für die Herstellung zahlreicher Stoffe genutzt, etwa Biokraftstoffe und Pharmazeutika.

Preisgeld von 870’000 Euro
Die höchste Auszeichnung für Chemiker ist derzeit mit umgerechnet rund 870’000 Euro dotiert. Die feierliche Übergabe der Auszeichnungen findet traditionsgemäss am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Nur vier Frauen unter den bisher 177 Preisträgern
Seit 1901 wurde der Chemie-Nobelpreis an 177 verschiedene Forscher vergeben. Einer von ihnen, der Brite Frederick Sanger, erhielt ihn sogar zweimal. Unter den Preisträgern waren bislang vier Frauen, etwa Marie Curie 1911, die die radioaktiven Elemente Polonium und Radium entdeckt und ihre Eigenschaften untersucht hatte.

Nobelpreis für Physik geht an 96-Jährigen
Am Dienstag wurden Laser-Physiker für die Entwicklung präziser Werkzeuge aus Licht zu Nobelpreisträgern gekürt. Eine Hälfte des Preises geht an Arthur Ashkin (USA). Er ist mit 96 Jahren der älteste Mensch, der je als Nobelpreisträger benannt wurde. Gérard Mourou (Frankreich) und Donna Strickland (Kanada) teilen sich die zweite Hälfte. Strickland ist erst die dritte Frau, die mit einem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wird.

Am Montag waren die Preisträger in Medizin bekanntgegeben worden: Der US-Amerikaner James Allison und der Japaner Tasuku Honjo erhalten die Auszeichnung für die Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs. Am Freitag folgt die Bekanntgabe des diesjährigen Friedensnobelpreisträgers. Der Literaturnobelpreis fällt in diesem Jahr nach einem Skandal im Jurygremium aus. Dafür soll er 2019 an zwei Autoren vergeben werden.

Im vergangenen Jahr hatten Jacques Dubochet (Schweiz), der gebürtige Deutsche Joachim Frank (USA) und Richard Henderson (Grossbritannien) den Chemie-Nobelpreis erhalten. Sie entwickelten die sogenannte Kryo-Elektronenmikroskopie zur hochauflösenden Strukturbestimmung von Biomolekülen. Sie zeigt im Detail, wo ein Medikament anbindet. (awp/mc/pg)

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