Das Was kommt immer vor dem Wie

Das Was kommt immer vor dem Wie

Key visual SGO. (Bild: sgo.ch)

Zürich – Die Business Analyse und damit die Bedeutung von Business Analysten wächst rasant. Im Teamwork mit Produktmanagern erhalten sie in Zukunft grosse Relevanz. Damit das Teamwork funktioniert braucht es aber noch Anpassungen im Berufsbild. Dies eines der Fazits der traditionellen SGO Herbsttagung im Park Hyatt in Zürich. Wissenschaftler und Unternehmens-vertreter zeigten den über 150 Teilnehmenden auf, welche Herausforderungen den beiden Berufsbildern bevor stehen und welchen Impact man dadurch erreichen wird.

Peter Thüring, Managing Director der Credit Suisse IT, eröffnete die 37. Herbsttagung der Schweizerischen Gesellschaft für Organisation und Management (SGO) mit einem Referat zum Thema „Grossbanken-Informatik im Umbruch und die Rolle von Buiness Analysten und Produktmanagern“. Mit beeindruckenden Zahlen führte er in die Komplexität des Themas ein: Die Credit Suisse, in 50 Ländern und an 530 Standorten präsent, beschäftigt über 10‘000 IT-Spezialisten, unterstützt 65‘000 User, hatt 96‘000 Workstations/Laptops im Einsatz, gespiesen von 23‘000 physische Server mit 28‘000 TB Speicher. Das Anwendungs-Portfolio der Bank umfasst dabei 6‘400 Applikationen, welche von den IT-Fachkräften den BA‘s und PM‘s betrieben, unterhalten und weiterentwickelt werden. Das CS-Projekt-Portfolio umfasst aktuell über 1000 Neu- und Weiterentwicklungs-Projekte.

Thüring erläuterte dabei das Umfeld, das von Kosten-reduzierungen getrieben sei. „Die Zeit in welcher jede Business-Einheit einer Bank eigene Prozesse, Lösungen, Systeme und Standards definieren konnte, ist definitiv vorbei“, erläuterte Thüring. „Um die Kosten weiter zu reduzieren ist eine Fokussierung, Standardisierung und Automatisierung notwendig“, analysierte er. „Die Industrialisierung der IT ist Realität und muss als Chance zur erfolgreichen Bewältigung des Strukturwandels aktiv angegangen werden.“

Doch was bedeute nun die Industrialisierung konkret für die IT-Abteilungen und deren Business-Analysten und Produkt-Manager, fragte Thüring die rund 150 Anwesenden. Er erläuterte: Als industrielle Softwareentwicklung versteht man die weitreichende Standardisierung und Automatisierung des IT-Leistungserbringungsprozesses sowie ein professionelles Portfolio- und Demand-Management. Standardisierung in der Banken-IT umfasse dabei die Vereinheitlichung von Prozessen, Methoden, Tools sowie von technischen Komponenten. Im Bereich der Architekturplattformen werden beispielsweise die Betriebsplattformen Applikationen definiert und entwickelt. Dies ermögliche eine viel effizientere Entwicklung sowie zusätzliche Stabilität.

Dass dabei Business Analysten und Produkt Manager in Zukunft zu den ganz wichtigen und kritischen Erfolgsfaktoren eines jeden Projektvorhabens gehören, ist Thüring überzeugt.

Effektiver Brückenschlag zwischen Dienstleister und Kunden
Denn ein effektiver Brückenschlag zwischen Dienstleister und Kunden sei für den Projekterfolg absolut kritisch. Ein professionelles Stakeholder Management sei deshalb mehr denn je Key, um den Kunden professionell an die Lösung heranzuführen. Dazu gehöre es auch sicherzustellen, dass das Problem zuerst verstanden werde. Denn, das WAS komme immer vor dem WIE. Man solle nicht nach Tools suchen, bevor klar ist, welches Problem gelöst werden soll. Ein typisches Problem, das in der Runde grosse Zustimmung fand. Thüring erklärte weiter, dass ein professionelles Requirements-Engineering matchentscheidend sei und mit zunehmendem Offshoring und Outsourcing die Anforderungen an Spezifikationen steigen.

Thüring glaubt an den Erfolg eines Projektvorhabens wenn es von Anfang an bewusst gesteuert werden kann. Veränderungen dürfen dabei nur durch einen geordneten Change-Management Prozess erfolgen, dann sollte der Phase des WIE’s nicht mehr so viel im Wege stehen. Aus der Praxis könne er auch erzählen, dass Fehler beim Definieren des WAS in einer späteren Phase sehr teuer kommen und es ist in dieser Anfangsphase deshalb sehr wichtig, dass ein Kunde stark geführt werde.

Daneben gab er den Anwesenden noch weitere Tipps mit wie: Vollständig nachgeführte Produkt- und Prozessdokumentationen sind auch in Zukunft von grösster Wichtigkeit. Nicht Funktionalen Anforderungen waren immer wichtig und werden noch wichtiger und nur gute Kommunikation ermöglicht professionelles Teamwork. Thüring ist überzeugt, dass dabei die Business-Analysten und Produkt-Manager den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg und Niederlage sind.

Business Analysten und Produktmanager werden an Bedeutung und Wichtigkeit gewinnen
Zur Zukunft der Business Analysten und Produktmanager äusserte sich Thüring abschliessend sehr positiv, da diese Gruppe an Bedeutung und Wichtigkeit gewinnen werde. In seiner Analyse biete die Industrialisierung viele neue Chancen. Es brauche Experten die das Business kennen, Anforderungen spezifizieren und die Produkteentwicklungen mittel- bis langfristig planen und steuern können. Dabei würden sich aber die Anforderungen ändern. Eine stärkere betriebswirtschaftlichere Sicht werde in Zukunft notwendig sein. Total Cost of Ownership, End-to-End Betrachtung sowie frühzeitiges Berücksichtigen von Nicht Funktionalen Anforderungen werden bei begrenzten Mitteln immer wichtiger sein um die richtigen Entscheide fällen zu können. Spezialisten Know How reiche alleine nicht mehr aus!

Bei der nachfolgenden Panel Diskussion unter der Leitung von Stefan Studer, Kannewischer Management AG, gaben Prof. Dr. Martin Glinz, Head of Informatics der Universität Zürich, Adrian Schweri Head Competence Center, Business Analysis der Axa Winterthur und Stefan Hermann, Gründer und Geschäftsführer, Base-Net Informatik AG ihr Expertenwissen und Erfahrung preis. Man war sich enig, dass Peter Thürings Analysen auch von Ihnen geteilt werden und zeigten in der Diskussion, welche Herausforderungen sie in Ihrem Umfeld gegenübertreten und wie sie diese versuchen, zu meistern. Diese Diskussion und die Fragen aus dem Publikum zeigten, dass viele Herausforderungen anstehen, aber auch, wie man sie angehen kann.

Kevin Brennen, Executive Vice President & Chief Business Analyst, des International Institute of Business Analysis (IIBA) war danach ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung. In seiner Rede „The Past, Present and Future of Business Analysis“ zeigte er mit welchen Problemen man als BA in der Vergangenheit kämpfte, welche Fehler gemacht wurden und mit welchen Methoden und Tools sich die BA verbesserten. Natürlich zeigte Brennen auch auf, welche Erfolge die seit 2003 arbeitende IIBA hatte. Das International Institue of Business Analysis ist eine unabhängige Non-Profit-Organisation, die sich der Entwicklung und Veröffentlichung von Standards für die Praxis der Business Analyse widmet und internationale Zertifizierungen anbietet. Das IIBA fördert die Aus- und Weiterbildung von Business Analysten, indem es Trainings-anbieter als „Endorsed Education Providers“ (EEP) zertifiziert. Natürlich zeigte Brennen auch auf, mit welchen Entwicklungen für die Zunft der BA er erwartet und welche Veränderungen dies nach sich ziehen. Veränderungen, die die Panel-Teilnehmer und Thüring schon angesprochen hatten.

Workshops
Am Nachmittag wurde in drei Workshops gearbeitet. Der Themenbereich „ Berufslandschaft und Communities stand unter der Leitung von Christoph Gull, Präsident dualstark. Der Themenbereich „Produkteentwicklung“ wurde von Frank Pohl, Geschäftsführer/CEO der SGO Business School geleitet und „Best Practice“ von Dr. Samuel A. Fricker, Assistant Professor, Blekinge Institute of Technology.

Nach Impulsreferaten der Workshopleiter wurden in Diskussionen die drei unterscheidlichen Themenbereiche angegangen. Umsetzungsansätze behandelt. So wurde die Rolle des BA aus allen Perspektiven angeschaut, wo er in einem Projekt steht und welche Fähigkeiten und Skills er in Zukunft braucht. Natürlich gab es dazu auch Input vom IIBA Zurich Chapter und welche Weiterbildungsmöglichkeiten derzeit im Markt zu finden sind. Und man diskutierte über Sequenziell, Inkrementell, Iteraktiv, Agil oder Scrum sowie die Herausforderungen dafür in Teams, bei Product Ownern und Customern. Im Bereich Produktmanagement diskutierte man wie erfolgreiche Unternehmen Produktmanagement betreiben und das to do.

Ergebnisse
Die wesentlichsten Ergebnisse der Konferenz sind:

  • Business Analysten und Produkt Manager gehören in Zukunft zu den ganz wichtigen und kritischen Erfolgsfaktoren eines jeden Projektvorhabens
  • Kein Erfolg ohne professionelles Stakeholder Management
  • Das WAS komme immer vor dem WIE
  • Vollständig nachgeführte Produkt- und Prozessdokumentationen sind von grösster Wichtigkeit.
  • Nur gute Kommunikation ermöglicht professionelles Teamwork.
  • Crossing the Chasm.
  • Die SGO wird ab November 2013 Prüfungen in Deutsch zur Erlangung des internationalen Zertifikates CBAP (Certified Business Analysis Professional) in Zusammenarbeit mit der IIBA anbieten.

(SGO/mc/ps)

Über SGO
Die Schweizerische Gesellschaft für Organisation und Management (SGO) blickt auf eine über 46-jährige Tradition im Bereich des Managements und der Organisation zurück. Die im Jahr 2000 gegründete SGO-Stiftung fördert junge Talente und unterstützt die Forschung und Entwicklung in den Bereichen Organisation, Betriebswirtschaft und Führung an Universitäten und Hochschulen in Europa.
Als der führende Schweizer Anbieter von Organisations- und Management-Wissen bearbeitet die SGO organisatorische Themen und bietet eine Vielzahl von Netzwerkgefässen (Communities of Pracice) an, in denen der Erfahrungsaustausch unter Fachleuten der Privatwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung gepflegt wird und thematische Inhalte weiterentwickelt werden.
Des Weiteren bietet die Organisation umfangreiche Schulungen und Weiterbildungen an, insbesondere mittels Tagungen, Seminaren, Arbeitsgesprächen und Kursen. Die SGO fördert zudem den wissenschaftlichen Diskurs, indem sie eine enge Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen, Fachverbänden und ähnlichen Vereinigungen des In- und Auslandes anstrebt.

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