Nur in China sitzen weniger Frauen auf dem Chefposten

Nur in China sitzen weniger Frauen auf dem Chefposten
(Image by Gerd Altmann from Pixabay)

Zürich – Frauen sind an der Spitze von Schweizer Firmen nach wie vor massiv untervertreten. Nur eine Frau sitzt bei den 50 grössten Schweizer Unternehmen auf dem Chefsessel. Eine Quote könnte laut einem Headhunter Abhilfe schaffen.

Nur in China gibt es prozentual weniger Frauen auf dem Chefposten als in der Schweiz. Dies zeigt eine aktuelle CEO-Studie des amerikanischen Headhunters Heidrick & Struggles. Wie schon im Jahr zuvor hinkt die Schweiz bei der Beschäftigung weiblicher CEOs damit im internationalen Vergleich hinterher. Für die Studie, die am Mittwoch veröffentlicht wurde, wurden Daten von über 900 CEOs in 16 Ländern auf der ganzen Welt untersucht. Darunter auch diejenigen von den Chefs der 50 wertvollsten börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz.

Als Chefin der Ems-Chemie steht Magdalena Martullo-Blocher unter den ansonsten allesamt männlichen Chefs der untersuchten Schweizer Unternehmen alleine auf weiter Flur. Zusammen mit Deutschland landet die Schweiz somit in der Kategorie Geschlechterverteilung vor China auf dem zweitletzten Platz.

Doch auch international sitzt nur auf jedem zwanzigsten Chefsessel eine Frau. Am meisten weibliche CEOs gibt es in Norwegen, wo der Frauenanteil bei den grössten börsenkotierten Unternehmen des Landes bei 16 Prozent liegt.

Wenig flexible Firmen in der Schweiz
Gründe für die generell mangelnde Geschlechterdurchmischung in hiesigen Chefetagen gibt es laut Oliver Schiltz von Heidrick & Struggles mehrere: «In skandinavischen Ländern beispielsweise haben berufstätige Frauen den Vorteil, dass sie vom Staat viel stärker unterstützt werden und Teilzeitmodelle dort beinahe Gang und Gäbe sind.»

Schweizer Unternehmen dagegen seien selten bereit, bei den Arbeitsmodellen der Chefs Kompromisse einzugehen. Teilzeitmodelle oder Homeoffice wollten viele Unternehmen hierzulande ihren Chefs nicht anbieten.

Besonders in der Techbranche ändere sich kaum etwas. Andere Branchen, etwa die Biowissenschaften, seien hingegen daran, sich zu entwickeln. Dort ist laut Schiltz vor allem bei den KMUs in Bezug auf die Geschlechterverteilung schon einiges im Gange, «aber noch nicht so signifikant, dass es sich in den Statistiken niederschlägt».

Dass sich von selbst ein Ausgleich der Geschlechter in den Führungsriegen von Schweizer Unternehmen ergibt, glaubt der Experte nicht. Wolle man Ausgeglichenheit erreichen, komme man um eine Frauenquote kaum herum. Er sieht auch seine eigene Branche in der Verantwortung: Gerade bei der Vermittlung von CEOs sei es wichtig, dass Berater ihre Kunden daran erinnern, die Diversität im Unternehmen nicht zu vernachlässigen.

Schweiz mit internationalsten Chefs
Die Studie von Heidrick & Struggles hält ausserdem fest, dass kein anderes Land so viele ausländische Konzernchefs hat wie die Schweiz. 46 Prozent der Chefs der untersuchten Schweizer Firmen stammen aus dem Ausland. Das bedeutet einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr, als noch mehr als die Hälfte der hiesigen CEOs Ausländer waren.

Die hohe Ausländerquote bei Schweizer Chefs liegt laut Schiltz vor allem daran, dass es in hiesigen, international ausgerichteten, Unternehmen nur wenige CEO-Kandidaten gibt, die zusätzlich zu ihren Schweiz-Kenntnissen auch einen internationale Rucksack mitbringen.

Zudem sei die Bereitschaft, den eigenen Wohnort zu verlassen, in der Schweiz besonders gering. «Es ist immer noch einfacher, jemanden aus Deutschland nach Basel zu locken, als jemanden aus Zürich. Schweizer haben ihren Arbeitsplatz am liebsten in einem 20-Minuten-Radius von zuhause», so Schiltz.

Ausländische Chefs sehen die Schweiz allerdings häufig nur als Zwischenstation in ihrer Karriere, was laut Schiltz einer der Hauptgründe ist, warum sich Chefs in der Schweiz – zusammen mit ihren chinesischen, dänischen und schwedischen Kollegen – mit durchschnittlich vier Jahren am wenigsten lange auf ihrem Posten halten. (awp/mc/pg)

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