Inflation und Zinswende hinterlassen Spuren auch beim Wohnen

Inflation und Zinswende hinterlassen Spuren auch beim Wohnen
Lukas Vogt, CEO MoneyPark. (Bild: MoneyPark)

Zürich – Die aktuelle Wohntraumstudie von Helvetia und MoneyPark zeigt auf, dass die Inflation und die Zinswende nicht spurlos an der Schweizer Bevölkerung vorbeigegangen sind. Der Druck aufs Portemonnaie befeuert die Preissensibilität, hemmt die Investitionen ins Eigenheim und führt nicht zuletzt dazu, dass das Thema Nachhaltigkeit beim Wohnen nicht mehr ganz so relevant ist, wie noch vor einem Jahr. Vom Eigenheim absehen möchte man aber trotz gestiegenen Kosten nicht. Das Einfamilienhaus auf dem Land bleibt der breit verankerte Wohntraum.

Inflation und Zinswende haben auch beim Wohnen Spuren hinterlassen. Viele Mieterinnen und Mieter wurden mit einem Aufschlag der Mietzinsen konfrontiert und erhielten höhere Nebenkostenabrechnungen. Auch die Eigentümerinnen und Eigentümer spüren die gestiegenen Energiekosten und höheren Preise von Handwerkern. Und diejenigen, die eine Saron-Hypothek haben, wurden innert 18 Monaten mit fünf Zinserhöhungen konfrontiert. Konkret geben zwei Drittel der Eigentümerschaft (66%) und über die Hälfte der Mieterschaft (58%) an, Auswirkungen aufgrund der Zinswende zu spüren. Bei den Mietenden ist der gestiegene Referenzzinssatz und damit die höhere Miete das grosse Thema (42%). Eigentümerinnen und Eigentümer befürchten höhere Hypothekarzinsen bei der anstehenden Verlängerung (28%) oder bezahlen bereits heute höhere Zinsen aufgrund der kürzlich erfolgten Hypothekarverlängerung (17%) oder einer Saron-Hypothek (16%).

Inflation bremst Investitionen ins Eigenheim
Der Druck aufs Portemonnaie befeuert die Preissensibilität zusätzlich, nachdem diese schon im letzten Jahr stark angestiegen war. Der Miet- oder Kaufpreis nimmt bei der Wahl des Zuhauses einen immer wichtigeren Platz ein und hebt sich mittlerweile deutlich von anderen Faktoren wie der Helligkeit, Grösse oder dem Ausbaustandard ab. Zudem geben insgesamt 38 Prozent der befragten Eigentümerschaft an, aufgrund der Inflation weniger ins Eigenheim zu investieren (23%) oder die Investitionen aufzuschieben (15%). Nur gerade fünf Prozent geben an, die geplanten Investition ganz ad acta zu legen. Demnach planen nach wie vor etwas mehr als die Hälfte (53%) der befragten Eigentümerinnen und Eigentümer in den nächsten zwei Jahren ins Eigenheim zu investieren, wenn auch nicht mit gleich hohem Budget wie im Vorjahr.

Investitionen in Solaranlagen gehen zurück
Mit 24 Prozent Zustimmung verliert die Solaranlage ihren Platz an der Sonne. Sie muss dieses Jahr dem Garten und Aussenbereich (25 %) den Spitzenplatz bei den beliebtesten Investitionen überlassen. Bäder, Küchen und Fenster bleiben beliebte Massnahmen und auch der Sonnenschutz gewinnt fünf Plätze in der Beliebtheit. Zu den Verlierern gehören Investitionen in Heizung, Lüftung und Klima sowie in die Inneneinrichtung (je minus 4 Plätze). Diese Investitionen wurden in der Vergangenheit oft getätigt, während der Batteriespeicher ganze sechs Plätze verliert, obwohl er noch kaum als getätigte Investition angegeben wird. «Unsere Umfrage letztes Jahr versprach einen Boom bei Solaranlagen, aber die Realität blieb hinter den Erwartungen zurück», kommentiert Lukas Vogt, CEO von MoneyPark die Entwicklung der beliebtesten Investitionen ins Eigenheim.

Man gibt sich nach wie vor nachhaltig, ist beim energetischen Sanieren aber zögerlich
Nachhaltigkeit beim Wohnen ist nach wie vor für die Mehrheit der Befragten ein relevantes Thema. Allerdings hat es im Vergleich zum Vorjahr an Wichtigkeit eingebüsst. Sehr wichtig ist das Thema nur noch für 26 Prozent der Befragten, während es vor einem Jahr noch 40 Prozent waren. Insbesondere bei den jüngsten Befragten hat sich der Anteil derer, die es für sehr wichtig halten, gar auf 13 Prozent halbiert. Unverändert messen Befragte aus der Westschweiz und Frauen dem Thema Nachhaltigkeit eine signifikant höhere Bedeutung bei. Auch das energetische Sanieren hat an Dringlichkeit verloren. Die geplanten Massnahmen sind von 31 Prozent im Vorjahr auf 26 Prozent zurückgegangen. Das Desinteresse von (19%) hat stark zugenommen und deutlich mehr Befragte (9%) können es sich derzeit nicht leisten, entsprechende Investitionen zu tätigen.

Das Einfamilienhaus auf dem Land: Die Insel der Glückseligen
Allen finanziellen Unwägbarkeiten zum Trotz, beim Traum-Immobilientyp ist man nicht bereit zurückzustecken. Das freistehende Einfamilienhaus bleibt bei den Befragten bis 65 Jahre der fest verankerte Wohntraum Nummer eins. Er erhält weiterhin über die Hälfte (53%) der Stimmen aller Befragten. Die Wohnung in einem Mehrfamilienhaus (27%) nimmt den zweiten Platz ein und ist der beliebteste Immobilientyp der Befragten über 65 Jahre. Die Traumimmobilie der Mehrheit soll auf dem Land stehen, über einen Aussenbereich verfügen, ruhig und naturnah gelegen sein sowie über eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr verfügen. «Aussenbereiche und gute Besonnung verlieren an Bedeutung – vielleicht wegen der steigenden Temperaturen. Zukünftig könnten Immobilien mit Schattenplätzen und effektiven Möglichkeiten zur Beschattung im Sommer punkten «, so MoneyPark CEO Lukas Vogt. Wer bereits ein Eigenheim besitzt, wohnt deutlich öfter im bevorzugten Immobilientyp, als wenn die Immobilie gemietet ist. Gleiches gilt auch für die Zufriedenheit, welche nach wie vor sehr hoch ist; bei der Eigentümerschaft mit 68 Prozent sehr Zufriedenen aber nochmals deutlich höher als bei der Mieterschaft (36%).

Viele Risiken rund ums Eigenheim werden versichert
Was man besitzt, wird gegen Risiken abgesichert. Die grosse Mehrheit der Eigentümerinnen und Eigentümer versichern ihren Hausrat (88%) und das Gebäude (79%) gegen Feuer- und Elementarschäden sowie Einbruch. Rund zwei Drittel der Eigentümerschaft (62%) besitzen eine Gebäudehaftpflicht- und rund ein Viertel (24%) eine Immobilien-Rechtsschutzversicherung. Eine Erdbebenversicherung wird hingegen nur von 14 Prozent der Befragten abgeschlossen. «Auch wenn es selten eintritt, ist das Erdbebenrisiko aufgrund des Schadensausmasses zu denjenigen Risiken zu zählen, die die wenigsten Eigentümer selbst tragen können. Bedenkt man, dass das Eigenheim mithin die wertvollste Anlage vieler Privatpersonen ist, erstaunt es, dass 86 Prozent der Befragten dieses Risiko nicht oder nicht ausreichend versichert haben. Sie verzichten auf sehr viel Sicherheit für verhältnismässig wenig Geld», schätzt Jan Kundert, Chief Customer Officer und Geschäftsleitungsmitglied bei Helvetia Versicherungen Schweiz die Lage ein.

Verkaufsabsichten nehmen weiter zu
Sich vom Eigenheim-Traum verabschieden möchten sich auch Mieterinnen und Mieter trotz gestiegener Kosten nicht. Zwar nehmen die konkreten Kaufabsichten weiter ab. Sie sind von 30 Prozent im Jahr 2020 auf 19 Prozent im aktuellen Jahr gesunken. Besonders bei der Mieterschaft hat der Traum vom Eigenheim über die Jahre von zwei Drittel der Befragten (66% im Jahr 2020) auf gut die Hälfte der Befragten (55%) abgenommen. Aber immer noch deutlich mehr Teilnehmende an der Umfrage sind der Meinung, dass Wohneigentum (51%) auch in Zukunft die finanziell attraktivere Wohnform bleiben wird als das Wohnen zur Miete (28%). Wohl nicht zuletzt deshalb, weil die grosse Mehrheit (81%) weiterhin steigende Preise erwartet. Damit wird die Erfüllung des Traums vom Einfamilienhaus auf dem Land sicherlich nicht einfacher. Aber die gute Nachricht für potenzielle Käuferinnen und Käufer ist: Sowohl die kurz- (6%) als auch langfristigen Verkaufsabsichten (15%) seitens der Eigenheimbesitzenden nehmen weiter zu, was zu einem höheren Angebot führen dürfte. Erstmals spielt die Realisierung der Wertsteigerung der vergangenen Jahre (17%) eine gewichtige Rolle bei den Gründen für einen geplanten Verkauf. Das zu gross gewordene Eigenheim (25%) bleibt nach wie vor der am häufigsten genannte Grund. «Steigende Immobilienpreise und die Zinswende machen es Mietenden schwer, ihre Wohnträume zu verwirklichen. Eigentümer denken jetzt stärker über den Verkauf nach, um von der Wertsteigerung der letzten Jahre zu profitieren und die Kosten zu senken. Trotz allem bleibt Wohneigentum die attraktivere Wohnform», so Lukas Vogt. (MoneyPark/mc/ps)

Über die Wohntraumstudie
Die Wohntraumstudie von Helvetia Versicherungen und MoneyPark ist die grösste unabhängige Untersuchung zur Zufriedenheit und zu den Wünschen der Schweizer Bevölkerung bezüglich ihrer Wohnsituation. Seit 2015 geht die Studie einmal im Jahr der Frage nach, wie die «Wohnträume» in der Schweiz konkret aussehen. Befragt wurden 1’002 Personen mit Wohnsitz in der Schweiz mittels repräsentativer Online-Umfrage im Februar 2024.

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