«Vater Staat soll seine Finger nicht auf jede Rösti legen»

«Vater Staat soll seine Finger nicht auf jede Rösti legen»

Klaus Künzli, Zentralpräsident GastroSuisse.

Gstaad – Dorfplatz, Sportzentrum oder Menuhinzelt: das Gastgewerbe zeigte eine starke Präsenz, als sich diese Woche über 240 Delegierte aus der ganzen Schweiz in Gstaad zur 120. ordentlichen Delegiertenversammlung von GastroSuisse trafen. Ihr Hauptanliegen: sie wollen auch im Alltag wieder vermehrt Gastgeber sein und wehren sich gegen ein zu engmaschiges Verbotsnetz.

Dabei erfuhren sie prominente Unterstützung durch Ehrengast Bundesrat Ueli Maurer und die Schauspielerin Isabelle von Siebenthal, Wirtin im Hotel Wildhorn in der Lauenen.

«Amtsschimmel droht durchzubrennen»
«Im Gastgewerbe kommen alle zusammen: Gross und Klein, Alt und Jung, Schauspieler und Politiker», stellte GastroSuisse-Zentralpräsident Klaus Künzli in seiner Eröffnungsansprache fest. Die zunehmende Tendenz, dass «Vater Staat seine Finger auf jede Rösti legt», sei jedoch verheerend, und zwar nicht nur für das Gastgewerbe. Er erinnerte an die Prohibition in den USA vor bald 100 Jahren, die drastisch gezeigt hat, welche Monster aus Maximalforderungen wachsen und plädierte für mehr Selbstverantwortung. Ob Lebensmittel-, Alkohol- oder Präventionsgesetz: der Amtsschimmel wiehere nicht nur, er drohe förmlich durchzubrennen. Letztlich müsse es in der Freiheit des mündigen Gastes liegen zu entscheiden, ob er einmal auch etwas vermeintlich Ungesundes geniessen wolle.

Präsenz auf politischer Bühne gestärkt
Das Gastgewerbe hat seine Präsenz auf der politischen Bühne deutlich gestärkt. In weniger als einem Jahr wurden weit mehr als die erforderlichen 100’000 Unterschriften für die erste eidgenössische Volksinitiative von GastroSuisse gesammelt. Die Branche fordert gerechte Steuerverhältnisse bei der Mehrwertsteuer und ein Ende der Diskriminierung gegenüber anderen Verkaufskanälen in der Gastronomie.

Liebeserklärung an die Branche
Eigentlich, so meinte Bundesrat Ueli Maurer, hätte er mit einem Lieferwagen vorfahren müssen, vollgepackt mit allen Gesetzesvorschriften, die das Gastgewerbe betreffen. Es könne gut sein, dass sich Gastronomen mit einem Bein in einer Grauzone bewegten, schon nur deshalb, weil es ihnen schlicht nicht möglich sei, stets alle Gesetze einzuhalten. Doch er sei nach Gstaad gekommen, um dem Gastgewerbe, das ihn von klein auf faszinierte, eine Liebeserklärung zu machen. «Sie arbeiten immer im Schaufenster der Öffentlichkeit und sind auch in deren Visier», meinte der Chef des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Als Gastgeber müsse man in diesem Schaufenster zudem immer freundlich sein, und als Unternehmer gelte es schliesslich dafür zu sorgen, dass auch die Kasse noch stimme. «Ich bewundere, wie sie das alles unter einen Hut bringen.» Das sei eine gewaltige Herausforderung.

«Wir brauchen Sie»
«Ich danke Ihnen nicht nur als Privatperson, sondern auch als Bundesrat für Ihre ausserordentlichen Leistungen», betonte der Ehrengast. Das Gastgewerbe leiste Grosses für die Öffentlichkeit und trage ganz wesentlich zum guten Ruf des Landes in der Welt bei. «Sie haben es geschafft, in einer Qualität zu arbeiten und auszubilden, die international Aufsehen erregt. Unsere Ausbildungsstätten sind auf der ganzen Welt berühmt. Unsere Qualität zählt weltweit zur Spitze. Wir brauchen Sie», rief Bundesrat Ueli Maurer den Delegierten abschliessend zu. Und er ging noch weiter: «Ich verpflichte mich, mich für Ihre Anliegen – wo auch immer – einzusetzen», ein Versprechen, das ihm die Anwesenden mit tosendem Applaus verdankten.

Glanz, Glamour und Realität
Von der Leidenschaft für die Branche, aber auch von der grossen Herausforderung erzählte Isabelle von Siebenthal, gebürtige Gstaaderin, Schauspielerin und, neu, Wirtin im Hotel Wildhorn in der Lauenen. Wie sehr das Gastgewerbe seine Tradition als typisch schweizerische Qualitätsbranche hochhält, bewiesen die jungen Siegerinnen der Berufsschweizermeisterschaften (SwissSkills), Sandrine Eisenhut und Sabrina Keller, die Gold in den Berufen Koch respektive Restaurationsfachmann/-frau holten. Sie werden die Schweiz im Herbst an den Berufsweltmeisterschaften in London vertreten.

Wem Ehre gebührt
Auf Antrag der Präsidentenkonferenz von GastroSuisse verliehen die Delegierten Prof. Dr. Hansruedi Müller vom Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) an der Universität Bern die Ehrenmitgliedschaft. Die Branche und der Verband verdanken ihm viele wertvolle Impulse. Prof. Dr. Hansruedi Müller ist dem Tourismus und dem Gastgewerbe mit Leib und Seele verbunden. Stets im Interesse der Sache, trug er wesentlich zur Weiterentwicklung der Branche bei.

Bedeutender Wirtschaftszweig
Das Schweizer Gastgewerbe, Hotellerie und Restauration, ist – mit 234’000 Beschäftigten, 12’000 Auszubildenden und 26’000 gastgewerblichen Unternehmen mit insgesamt 28’000 Arbeitsstätten – ein sehr bedeutender Wirtschaftszweig und zählt zu den grössten Arbeitgebern der Schweiz. GastroSuisse gehören 20’536 Mitglieder an. (GastroSuisse )

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