Aberdeen Standard Investments: ESG – Druck von Stakeholdern verändert Schweizer Versicherungen

Aberdeen Standard Investments: ESG – Druck von Stakeholdern verändert Schweizer Versicherungen
(Adobe Stock)

Zürich – Stakeholder-Management ist der Haupttreiber für die Implementierung von ökologischen, sozialen und Governance-Praktiken (ESG-Praktiken) bei Schweizer Versicherungen. Dies hat eine von Aberdeen Standard Investments (ASI) in Auftrag gegebene Umfrage zur Lage der europäischen Versicherungsbranche im Hinblick auf ESG herausgefunden. 83% der befragten Schweizer Umfrageteilnehmer – speziell Lebensversicherer – nannten den Druck von Stakeholdern als entscheidendes Kriterium für ESG-Massnahmen. Druck geht aber auch von Nichtregierungsorganisationen und Mitarbeitern aus.

Die Umfrage hat überdies gezeigt, dass zwei Drittel der Versicherungsunternehmen ESG-Erwägungen als wertvolles Risikomanagement-Tool erachten. Lediglich 50% der Umfrageteilnehmer sehen die Werte ihres Unternehmens als Treiber ihrer nachhaltigen Anlagepolitik. Dies ist der niedrigste Wert unter den fünf untersuchten europäischen Märkten. Die Regulierung in der Schweiz gestaltet sich in Bezug auf ESG-Aspekte derzeit nicht allzu streng. Im Rahmen der Umfrage gaben 67% der Schweizer Versicherer jedoch an, dass sie sich künftig auf strengere Vorschriften vorbereiten wollen.

Versicherungsunternehmen holen auf
Alle grossen und mittleren Versicherungsgesellschaften machen von Ausschlusskriterien Gebrauch. Die Nutzung von Ausschlüssen geht auf eine Initiative aus der Pensionskassen-Branche zurück und dient als Grundlage für Versicherungsunternehmen, um ESG umzusetzen. Zwei Drittel der Versicherer berücksichtigen ESG-Praktiken. Dies erfolgt am häufigsten in Form qualitativer Ex-ante-Analysen von ESG-Faktoren. In diesen Fällen stellen ESG-Kriterien einen wesentlichen Bestandteil des Anlagerahmens dar. Bei den meisten Versicherern (67% der Befragten) bestehen portfolioweite ESG-Ziele. Impact- und thematische Anlagen spielen eine wichtige Rolle, wobei 83% der befragten Versicherungsunternehmen in diesem Bereich vor allem über Anlagen in grüne Anleihen und erneuerbare Energieinfrastruktur sowohl in der Schweiz als auch im Ausland aktiv sind.

Karsten-Dirk Steffens, Head of Distribution – Switzerland, Aberdeen Standard Investments, sagte dazu: „Schweizer Versicherungsunternehmen treiben ESG-Praktiken derzeit stark voran, nachdem sie in diesem Bereich einige Jahre lang hinter ihren europäischen Pendants hinterherhinkten. Es ist jedoch eine gewisse Polarisierung zu beobachten. Grosse Unternehmen mit internationaler Präsenz nehmen dabei eine klare Führungsrolle ein. Sie machen sich ihr grösseres Know-how zunutze, das sich aus der Notwendigkeit ergibt, regulatorische Vorschriften in benachbarten europäischen Ländern erfüllen zu müssen, und heben sich dadurch mittlerweile von Mitbewerbern ab. Kleinere und rein binnenwirtschaftlich orientierte Unternehmen hatten aus regulatorischer Sicht bislang keinen Grund, diesen Schritt zu gehen, müssen nun aber auf den zunehmenden Druck seitens der Stakeholder reagieren.

Künftige Änderungen im regulatorischen Umfeld Europas werden kleinere oder ins Hintertreffen geratene Unternehmen dazu veranlassen, ihre Richtlinien anzupassen, um den von den fortschrittlichsten Akteuren in Europa festgelegten Standards Rechnung zu tragen. ESG-Erwägungen sind bereits seit Jahren ein wesentlicher Bestandteil unserer Entscheidungsfindung, und als Vermögensverwalter im Versicherungsbereich können wir dazu beitragen, die nächste Entwicklungsstufe bei Schweizerischen Versicherungsunternehmen voranzutreiben.“

Höhere Erwartungen an Vermögensverwalter
Aus der Umfrage geht zudem hervor, dass die meisten Versicherer immer höhere Erwartungen an Vermögensverwalter richten. Ein Grossteil der Umfrageteilnehmer (81% der europäischen Versicherer) gab an, seine nachhaltige Anlagepolitik auch auf ausgelagerte Anlagen anzuwenden. Zudem sind ESG-Kriterien zunehmend Bestandteil von Ausschreibungen (35% der Befragten).

Aileen Mathieson, Global Head of Insurance bei Aberdeen Standard Investments, fügt hinzu: „Unsere Aktivitäten gehen über die blosse Publikation von ESG-Richtlinien und -berichten hinaus, da wir Kunden auch dabei helfen, nicht-finanzielle Risiken – vor allem im Hinblick auf den Klimawandel – zu steuern und zu verstehen, und ihnen aufzeigen, wie sie mit ihren Anlagen zur Erreichung nachhaltiger Ziele beitragen können.“ (Aberdeen Standard Investments/mc/ps)

Zur Umfrage
ASI hat sich mit dem Strategieberatungsunternehmen INDEFI zusammengetan, um 60 Versicherungsunternehmen, die 42% der gesamten europäischen Versicherungsbranche ausmachen, über die fünf grössten Versicherungsmärkte in Europa – Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und die Schweiz – hinweg zu interviewen. Ziel war es, herauszufinden, wie Versicherungsanleger auf die Herausforderungen in Bezug auf ESG-Belange reagieren.
Bei allgemeinerer Betrachtung über alle Umfrageteilnehmer hinweg wurde deutlich, dass ESG-Aspekte je nach Art des Versicherers unterschiedlich stark zum Tragen kommen. Beispielsweise erachten Lebensversicherer, bei denen es sich um langfristige Investoren handelt, ESG eher als einen Risikofaktor statt als Wertchance, da die langfristigen ESG-Herausforderungen wesentliche Risiken für sie darstellen. Sach- und Unfallversicherer weisen dagegen kürzere Anlagehorizonte auf und legen hauptsächlich in äusserst liquide Anlageklassen an, weshalb sie die Ansicht vertreten, dass ESG-Faktoren weniger relevant sind.

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