Aduno mit Gewinneinbruch im vergangenen Jahr

Aduno mit Gewinneinbruch im vergangenen Jahr
(Photo by Jonas Leupe on Unsplash)

Zürich – Die Bankkartenherausgeberin Aduno hat im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch erlitten. Abschreiber, Steuerrückstellungen und happige Wertminderungen rissen das Ergebnis in die Tiefe. Nur dank dem Verkauf von Cashgate ist Aduno überhaupt in den schwarzen Zahlen geblieben.

Unter dem Strich sackte der Reingewinn im 2019 um 44,1 Prozent auf 58,3 Millionen Franken ab, wie die Finanzdienstleisterin, die den grössten Schweizer Kantonal- und Retailbanken gehört, am Freitag bekannt gab. Dabei rettete nur der Verkauf der Privatkredit- und Autoleasing-Anbieterin Cashgate die Gruppe vor dem Absturz in die roten Zahlen.

Ohne die Veräusserung von Cashgate an die Cembra Money Bank auf vergangenen September, die letztlich 155,5 Millionen Franken in die Kasse spülte, hätte Aduno einen Verlust geschrieben. Das ordentliche Ergebnis stürzte auf -47,3 Millionen Franken ab, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 95,9 Millionen Franken erzielt worden war.

Riesige Wertberichtigung für Accarda
Der grösste Klotz am Bein war die Kundenkarten-Firma Accarda, die Aduno im Herbst 2018 von der Manor- und Jumbobesitzerin Maus Frères für einen nicht genannten Preis übernommen hatte. Nun muss Aduno hier eine happige einmalige Wertberichtigung auf den Kundenbeziehungen von knapp 90 Millionen Franken vornehmen, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht.

Denn die Marktentwicklung im Detailhandelsgeschäft und die Wachstumsaussichten seien tiefer als ursprünglich gedacht. Accarda betreibt unter anderem das Kundenkartenprogramm von Manor und Jumbo. «Dem Detailhandel ging es schon vor der Coronavirus-Pandemie schlecht», sagte Aduno-Sprecher Nicolas Kucera auf Anfrage. Die Talfahrt habe sich beschleunigt. «Das konnte man so nicht vorhersehen.»

Hinzu kamen noch Wertberichtigungen für Software und Lizenzverträge. Dies treib die Wertminderungen gesamthaft auf über 106 Millionen Franken nach oben. «Weiter wurde aufgrund der Entwicklung des Steuerrekurses mit dem Kanton Zürich vorsorglich eine zusätzliche Rückstellung von 53,3 Millionen Franken getätigt», schrieb Aduno.

Zudem höhere Kosten
Gleichzeitig stiegen mit der Übernahme von Accarda auch die Kosten. Sowohl Personal- als auch Geschäftsaufwand der Aduno-Gruppe lagen deutlich über dem Vorjahr.

Der Umsatz kletterte im 2019 um 5,4 Prozent auf 544,2 Millionen Franken. Hierzu trug Cashgate bis zum Verkauf im September noch 67,5 Millionen Franken bei.

Kontaktloses Bezahlen immer beliebter
Im Kartengeschäft stiegen die Transaktionsumsätze um 9,3 Prozent auf 10,9 Milliarden Franken. Grösster Wachstumstreiber war der anhaltende Umstieg der Konsumenten von Bargeld auf Kartenzahlungen, wie Aduno schrieb: «Auch Kleinbeträge werden heute immer öfter mit der Kreditkarte bezahlt.» Dabei finden mehr als die Hälfte der Bezahlungen an der Ladenkasse kontaktlos statt.

Der Kartenbestand (ohne Accarda) stieg um 5,9 Prozent auf über 1,6 Millionen Karten. Dieser ungebrochene Anstieg sei ein «deutliches Indiz, dass die Aduno Gruppe mit ihrer Strategie der Fokussierung auf dem richtigen Weg ist. Der Ausbau des Kartengeschäfts wird 2020 denn auch konsequent fortgeführt», hiess es weiter.

Im vergangenen Jahr hat Aduno auch Apple Pay, Samsung Pay und Swatch-Pay in ihr Portfolio aufgenommen. Bei der Weko-Untersuchung habe es im vergangenen Jahr keine nennenswerten Entwicklungen gegeben, schrieb Aduno.

Die Wettbewerbshüter hatten im November 2018 eine Untersuchung gegen die Bankkartenherausgeber Aduno und Swisscard sowie die Banken UBS, Credit Suisse und Postfinance wegen des Boykotts von Apple Pay und Samsung Pay eingeleitet. Mittlerweile bieten die Beschuldigten allerdings Apple Pay und Samsung Pay an.

Namenswechsel zu Viseca Holding
Im Zuge der Fokussierung auf das Kartengeschäft will die Aduno Gruppe den Kundenbanken neben dem bisherigen ein erweitertes, modulares Geschäftsmodell anbieten. In diesem können die Kundenbanken die Funktion des Kartenherausgebers übernehmen und Viseca ist Dienstleister.

Zu diesem Zweck wird die Aduno-Tochter Viseca zunächst mit der Accarda AG und Aduno Finance AG fusioniert. Diese Fusion soll im 2. Quartal 2020 vollzogen werden. Damit soll auch die Komplexität der Aduno Gruppe weiter reduziert werden, wie es hiess. Anschliessend gründe die Aduno Gruppe eine neue Gesellschaft zur optimalen Umsetzung des erweiterten Geschäftsmodells. Zudem sei geplant, den Namen von «Aduno Holding» auf «Viseca Holding» zu ändern.

Coronakrise schlägt durch
Die Coronavirus-Pandemie habe im ersten Quartal aufs Geschäft durchgeschlagen, schrieb Aduno. Weil Restaurants geschlossen wurden und der Tourismus einbrach, gab es einen deutlichen Rückgang der Transaktionsvolumen. «Derzeit ist noch nicht absehbar, wie stark diese Rückgänge gesamthaft ausfallen, es ist jedoch mit einem spürbaren Umsatzrückgang im laufenden Jahr zu rechnen», schrieb die Gruppe. (awp/mc/pg)

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