Netto-Geldvermögen: USA stossen die Schweiz vom Thron

Netto-Geldvermögen: USA stossen die Schweiz vom Thron
(Bild: Fotolia / Schlierner)

Wallisellen – Die achte Ausgabe des «Global Wealth Reports» der Allianz, in der die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern analysiert wird, wartet mit einer Überraschung auf: Die Schweiz wurde erstmals den von den USA als reichstes Land der Welt in Bezug auf das Netto-Geldvermögen überholt. Zwar legte das Netto-Geldvermögen in der Schweiz 2016 um 3,7 Prozent zu, lag damit aber weit hinter dem westeuropäischen Durchschnitt von 5,7 Prozent. Auch die Schuldenstandsquote ist erneut gestiegen und wird weltweit nur von Dänemark und Australien übertroffen.

Die gute Nachricht: Das Netto-Geldvermögen in der Schweiz ist nach dem enttäuschenden Jahr 2015 (+0,4%) im vergangenen Jahr mit einem Plus von 3,7 Prozent wieder kräftig gestiegen. Damit liegt die Schweiz allerdings deutlich hinter dem westeuropäischen Durchschnitt, der bei 5,7 Prozent lag. Das höhere Wachstumstempo verdankt sich dabei ausschliesslich einer höheren Rate beim Vermögenswachstum (+3,4%). Die Kehrseite der Medaille: Die privaten Verbindlichkeiten erhöhten sich wie im Vorjahr um 2,7%.

Während das Vermögenswachstum in der Schweiz damit bereits seit drei Jahren dem europäischen Expansionstempo hinterherhinkte, lag das Schuldenwachstum im achten Jahr in Folge über dem europäischen Durchschnitt. In der Konsequenz ist auch die Schuldenstandsquote weiter gestiegen, auf knapp 129%. Weltweit wird dieser Wert nur von Dänemark und Australien übertroffen. In absoluter Rechnung (Verbindlichkeiten pro Kopf) steht die Schweiz jedoch einsam an der Spitze: Mit durchschnittlich EUR 93’120 (rund CHF 106’715) lasten auf den Schultern von Herr und Frau Schweizer mittlerweile mehr Verbindlichkeiten als in den vier Nachbarländern (Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich) zusammengenommen.

Erstmals USA an der Spitze, Schwellenländer holen weiter auf
Es waren allerdings nicht die hohen Verbindlichkeiten, sondern das relativ verhaltene Vermögenswachstum, das die Schweiz vom ersten Platz der Rangliste der 20 reichsten Länder (Geldvermögen pro Kopf; s. Tabelle im Anhang) stiess: Erstmals standen 2016 die USA an der Spitze, Folge der Jahresendrallye an den dortigen Börsen (und eines starken US Dollars). Der Vorsprung ist jedoch hauchdünn, schon in diesem Jahr könnte es wieder zu einem Wechsel an der Spitze kommen. Um die übrigen Plätze rangelten – wie in den Vorjahren weit abgeschlagen – vor allem asiatische und skandinavische Länder, wobei 2016 wieder Japan auf den dritten Platz vorrücken konnte.

Insgesamt wuchs das weltweite Brutto-Geldvermögen nach einem schwächeren Jahr 2015 (+4,7%) vor allem dank positiver Börsenentwicklungen im letzten Jahr wieder um 7,1%, was ziemlich genau dem Durchschnitt der Nachkrisenjahre entspricht. Weltweit kletterte das Geldvermögen damit auf knapp EUR 170 Billionen (rund CHF 195 Billionen). Die Wachstumsbeschleunigung im letzten Jahr ging hauptsächlich von den Industrieländern aus. Hier hat sich die Wachstumsrate der Vermögen auf 5,2% verdoppelt, sie blieb aber dennoch hinter dem globalen Trend. Spitzenreiter beim Vermögensaufbau war 2016 erneut Asien (ex Japan) mit einem Zuwachs von 15%. Insgesamt hat sich der Anteil der drei Schwellenländer-Regionen Lateinamerika, Osteuropa und Asien (ex Japan) am globalen Brutto-Geldvermögen in den zurückliegenden zehn Jahren mehr als verdoppelt und belief sich Ende 2016 auf knapp 23%.

Schuldenwachstum übertrifft Wirtschaftswachstum
Im vergangenen Jahr stiegen die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte weltweit mit 5,5% so stark wie seit 2007 nicht mehr. Erstmals seit dem Jahr 2009 wuchsen die Schulden damit auch wieder schneller als die nominale Wirtschaftsleistung, wodurch sich die globale Schuldenstandsquote (Verbindlichkeiten in Prozent des BIP) um einen knappen Prozentpunkt auf 64,6% erhöhte.

Die Entwicklung in den einzelnen Regionen verlief dabei jedoch recht unterschiedlich: In West- und Osteuropa sowie in Nordamerika kam es – auf moderatem Niveau – zu einer leichten Beschleunigung des Schuldenwachstums, während es sich in Lateinamerika weiter abschwächte. In Asien (ex Japan) dagegen erhöhte sich das Schuldenwachstum noch einmal kräftig um vier Prozentpunkte, auf knapp 17%. An der Spitze standen dabei die chinesischen Haushalte mit einem Plus von über 23%. Von den weltweit knapp EUR 41 Billionen privaten Verbindlichkeiten (rund CHF 47 Billionen) entfällt damit bereits knapp ein Fünftel auf diese Region; vor zehn Jahren lag dieser Wert noch bei unter 7%.

(Allianz/mc/ps)

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