Allianz sieht sich nach gutem Jahresstart auf Kurs

Allianz sieht sich nach gutem Jahresstart auf Kurs

Allianz-Chef Michael Diekmann.

München – Europas grösster Versicherer Allianz ist dank ausgebliebener Katastrophen und lukrativer Finanzgeschäfte überraschend gut ins Jahr gestartet. Für Vorstandschef Michael Diekmann ist dies allerdings kein Grund, die Prognose für 2012 anzuheben. Das angestrebte Gewinnniveau sei angesichts von Staatsschuldenkrise und Niedrigzinsen durchaus «anspruchsvoll», sagte der Manager bei der Hauptversammlung am Mittwoch in München. Aktionärsschützer hatten allerdings mehr erwartet. Ein Jahr nach dem verheerenden Tsunami in Japan und dem Erdbeben in Neuseeland verdiente der Dax-Konzern im ersten Quartal mehr als 1,4 Milliarden Euro – ein Sprung von 60 Prozent.

Für das laufende Jahr peilt die Allianz-Spitze weiterhin einen operativen Gewinn von 7,7 bis 8,7 Milliarden Euro an. Nach vorläufigen Zahlen waren nach den ersten drei Monaten davon gut 2,3 Milliarden Euro erreicht – rund 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz des Konzerns legte nun von 29,9 auf mehr als 30 Milliarden Euro zu. Dabei schnitt der Versicherer durchweg besser ab als von Analysten erwartet. Den kompletten Geschäftsbericht will die Allianz wie geplant am 15. Mai veröffentlichen. Auch dann werde er die Prognose für 2012 nicht ändern, sagte Diekmann.

Aktie schwächer als der Markt
Die Allianz-Aktie reagierte unentschieden auf die Nachrichten. Nach einem Kurssprung zum Handelsbeginn rutschte das Papier ab Beginn der Hauptversammlung in die Verlustzone. Um die Mittagszeit notierte sie mit 0,96 Prozent im Minus bei 82,43 Euro schwächer als der Leitindex Dax. Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wertete Diekmanns Gewinnziel als zu konservativ. Angesichts ausgebliebener Katastrophen zum Jahresbeginn müsste mehr zu erreichen sein.

Nachdem im vergangenen Jahr Naturkatastrophen und Griechenlands Schuldenkrise bei der Allianz für herbe Belastungen gesorgt hatte, rechnet der Vorstand 2012 in der Schaden- und Unfallversicherung wie auch der Lebens- und Krankenversicherung wieder mit mehr Gewinn. In der Vermögensverwaltung will die Allianz das Niveau des Vorjahres halten.

Abschied von Schulte-Noelle
Bei der Hauptversammlung in München verabschiedeten die Aktionäre ihren Aufsichtsratschef Henning Schulte-Noelle, der nach neun Jahren an der Spitze des Gremiums und zuvor zwölf Jahren als Vorstandschef seinen Posten abgibt. Auch Finanzchef Paul Achleitner, der in Kürze Aufsichtsratschef der Deutschen Bank wird, hatte bei der Hauptversammlung seinen letzten Auftritt vor den Allianz-Aktionären.

Das dienstälteste Aufsichtsratsmitglied Gerhard Cromme verteidigte den unter Schulte-Noelle und Achleitner betriebenen Kauf der Dresdner Bank kurz nach der Jahrtausendwende. «Auch wenn die Übernahme der Dresdner Bank aus heutiger Sicht als unglücklicher Schritt erscheint, sprachen aus damaliger Sicht gute Gründe dafür.» Die Dresdner Bank hatte die Allianz bis zu ihrem Verkauf an die Commerzbank im Jahr 2009 Milliardensummen gekostet. Allerdings fiel unter Schulte-Noelles Verantwortung auch der Kauf des US-Vermögensverwalters Pimco, der dem Konzern heute gute Gewinne einbringt.

Stabile Dividende geplant
Nach dem Katastrophenjahr 2011 sollen die Aktionäre bei der Hauptversammlung einer stabilen Dividende von 4,50 Euro je Aktie zustimmen. Damit schüttet die Allianz 81 Prozent ihres Nettogewinns aus, der im vergangenen Jahr um die Hälfte 2,5 Milliarden Euro eingebrochen war. Aktionärsschützerin Bergdolt betonte, dass der Konzern bei der Finanzierung der Dividende nicht an die Substanz gehen sollte, stimmte der Dividende aber dennoch zu. Generell will die Allianz künftig wie in der Vergangenheit nur etwa 40 Prozent ihres Gewinns als Dividende ausschütten, wie Diekmann betonte. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment forderte den Vorstand auf, sich von Verlustbringern wie der US-Tochter Fireman’s Fund zu trennen. Dort brenne es «lichterloh».

Börsengang in Schanghai?
Neue Geldquellen will die Allianz-Spitze künftig in China anzapfen. Dazu sollen die Aktionäre einem möglichen Börsengang in Shanghai zustimmen. «Es gibt konkrete Überlegungen, die Börse in Shanghai für ausländische Unternehmen zu öffnen», sagte Finanzchef Achleitner. Voraussichtlich werde es aber erst im nächsten Jahr soweit sein. Die Chinesen hätten viel Kapital, ausserdem könne die Allianz auf diese Weise im Land bekannter werden. Die Bedingungen für ein mögliches Listing im Land der Mitte stünden allerdings noch nicht fest. Wenn die Aktionäre zustimmen, kann die Allianz ihr Kapital in China bei Inkrafttreten der neuen Regeln um ein Zehntel aufstocken und mehr als drei Milliarden Euro frisches Geld einsammeln. (awp/mc/upd/ps)

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