Armin Bischofberger, Senior Risk Manager, Credit Suisse, im Interview

Armin Bischofberger, Senior Risk Manager, Credit Suisse, im Interview
Armin Bischofberger, Senior Risk Manager & Product Specialist Credit Suisse. (Foto: zvg)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Bischofberger, Credit Suisse Asset Management bietet neu einen Long/Short Fonds für Schweizer Anleihen an. Wer ist das Zielpublikum für diese Anlageform?

Armin Bischofberger: Mit unserem Fonds sprechen wir ausschliesslich qualifizierte Investoren an, die angesichts des vorherrschenden Anlagenotstandes nach neuen Investmentmöglichkeiten Ausschau halten. Dabei werden diese Investoren, die ihrerseits anspruchsvollen Due Dilligence Richtlinien zu genügen haben, von uns eingehend über die mit dem Investment verbundenen Risiken informiert.

«Knapp zwei Drittel aller ausstehenden und an der SIX kotierten CHF-Obligationen – wir sprechen von einer Anlagesumme von über 300 Milliarden CHF von insgesamt 550 Milliarden CHF – weisen derweil eine negative Rendite auf.“
Armin Bischofberger, Senior Risk Manager, Credit Suisse*

Diese umfassen die grundsätzlich mit Anleihen verbundenen Risiken, wie beispielsweise Liquiditäts- und Bonitätsrisiken oder das Ausfallrisiko. Diesen Risiken begegnen wir bei Credit Suisse Asset Management mit einem rigorosen Risk Management. Unter Abwägung aller Faktoren beurteilen immer mehr Investoren unsere Fonds-Innovation als eine interessante Anlage. Wir sind mit der Entwicklung des Fonds sehr zufrieden.

Der Anleihenmarkt scheint völlig aus den Fugen geraten: Negative Renditen, überteuerte Schuldpapiere, fehlende Liquidität durch den Rückzug vieler Banken. Was bewegt die Credit Suisse gerade jetzt mit ihrem Fonds auf den Markt zu gehen?

Die Situation im Schweizer Bondmarkt ist prekär und nimmt historische Ausmasse an. Bei den zehnjährigen „Eidgenossen“ sind die Renditen von Höchstständen in den 90er-Jahren von über sechs Prozent in heute deutlich negatives Terrain gefallen. Knapp zwei Drittel aller ausstehenden und an der SIX kotierten CHF-Obligationen – wir sprechen von einer Anlagesumme von über 300 Milliarden CHF von insgesamt 550 Milliarden CHF – weisen derweil eine negative Rendite auf.

«Der direkte Zugang zum Repomarkt ermöglichte es erstmals einem Fonds im Schweizer Fixed Income Markt, bei Anleihen physische Short-Positionen einzugehen.»

Statt vor dieser scheinbar ausweglosen Situation zu kapitulieren, entschied man sich bei Credit Suisse Asset Management unter der Leitung des heutigen Head of Asset Management Schweiz & EMEA, Michel Degen, mit der Entwicklung des Long/Short CHF Bond Funds den Beweis anzutreten, dass im Schweizer-Franken-Bondmarkt mit einer innovativen Strategie und einer systematischen Umsetzung durchaus noch positive Renditen erzielt werden können. Der direkte Zugang zum Repomarkt ermöglichte es erstmals einem Fonds im Schweizer Fixed Income Markt, bei Anleihen physische Short-Positionen einzugehen. Nicht zuletzt wurde von ausserhalb der Bank mit Philippe Wechsler, Sébastien Zöller und meiner Person eigens ein erfahrenes Fixed Income-Team mit Investmentbanking-Hintergrund rekrutiert.

Sie haben eine Performance von 5 Prozentpunkten über dem Geldmarktsatz als Zielsetzung. Was bleibt einem Anleger nach Abzug von Managementgebühren und einer allfälligen Performance-Fee?

Wir haben den Fonds aus Kosten- und Gebührensicht attraktiv für Investoren konzipiert: Mit einer 15% Performance-Fee ab Libor und für einen aktiv verwalteten Fonds vergleichsweise sehr tiefen Managementgebühren von 0,3% bis 0,5% können wir für unsere Investoren eine attraktive Nettorendite realisieren. Die ausgewiesene, erreichte Performance entspricht der Nettorendite für den Investor.

Mit Ihrem Fonds wollen Sie auch unterschiedliche Bewertungen einer Anleihe in verschiedenen Währungen ausnutzen. Wie viel wird Sie dabei die Währungsabsicherung kosten?

Grundsätzlich baut der Fonds auf drei Teilstrategien auf – „Long/Short“, „Konvergenz“ und „Liquiditätsprämie“: Im Rahmen von „Konvergenz“ profitiert der Fonds gezielt von strukturellen Ineffizienzen und uneinheitlichen Anleihepreisen entlang der Kreditkurve eines Emittenten und über verschiedene Währungen hinweg. Bei einer substanziellen Bewertungsdifferenz wird dabei das teurere Instrument „short“ verkauft und das „long exposure“ über das attraktiver bewertete Instrument aufgebaut. Der Fonds weist keine Fremdwährungsrisiken auf, das heisst, Absicherungskosten werden bei jedem Investitionsentscheid mitberücksichtigt.

«Es ist aus unserer Sicht nicht sehr wahrscheinlich, dass wir bei einem traditionellen long only CHF-Anleihen-Portfolio positive Renditen sehen werden.»

Gerade Leerverkäufe oder das “shorten” zeugen nicht vom Glauben an eine positive Entwicklung des Bondmarktes. Wie sehen Sie die Entwicklung in den kommenden Jahren?

Mittelfristig erwarten wir keine fundamentalen Veränderungen der Marktbedingungen. Auch 2017 werden Aktien, insbesondere dividendenstarke Titel, neben Immobilienanlagen und Infrastrukturanlagen als favorisierte Anlage gehandelt und Fixed Income-Investments weiterhin untergewichtet werden. Aus unserer Sicht ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass wir bei einem traditionellen long only CHF-Anleihen-Portfolio positive Renditen sehen werden.

Der gesamte Anleihenmarkt hat sich in den letzten Jahren von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt entwickelt. Was bedeutet das für Ihre Strategie und die Margenerwartung?

Mit der Finanzkrise, die ab 2007 ihren Lauf nahm, hat sich weltweit ein fundamentaler Wandel im Bondmarkt vollzogen. Noch vor der Krise hatte die Verkäuferseite unterstützt durch Stäbe von Analysten den Ton im Fixed Income-Bereich angegeben. Mit den Regulierungen als Folge der Krise, welche auf die Reduzierung der Risiken im Handel abzielte, erodierten die Gewinne und die Banken sahen sich gezwungen, Ressourcen und Kapazitäten zu streichen und ihr Geschäftsmodell fundamental zu überdenken.

«Der L/S CHF Bond Fund ist eine Innovation, die das traditionelle Portfolio Management ergänzen soll und mit derzeit knapp über 300 Millionen Schweizer Franken Assets under Management noch ein Nischeninvestment.»

Der Sekundärmarkt in Obligationen hat dementsprechend eine deutlich schwindende Liquidität, da viele Banken heute nicht mehr bereit oder in der Lage sind, grössere Positionen auf eigenes Risiko zu halten, um zwischen Angebot und Nachfrage zu vermitteln. Neben Anpassungen auf der Kostenseite erfordert diese „neue Welt“ vor allem ein Umdenken und hohe Flexibilität von den Akteuren. Der L/S CHF Bond Fund ist auf diese neuartigen Herausforderungen hin konzipiert worden.

Die Vorteile des Fonds für Anleger, vor allem bei einem weiterhin sinkenden Anleihenmarkt sind offensichtlich. Wie aber hilft ein solches Anlagevehikel der Volkswirtschaft, da es tendenziell eine Abwärtsbewegung zusätzlich befeuern kann?

Der L/S CHF Bond Fund ist eine Innovation, die das traditionelle Portfolio Management ergänzen soll und mit derzeit knapp über 300 Millionen Schweizer Franken Assets under Management noch ein Nischeninvestment. Zudem stellt er zusätzliche Liquidität zur Verfügung, was im Markt sicher positiv aufgenommen wird. Aus der Perspektive der nachhaltigen Sicherung der Altersvorsorge beunruhigen uns vielmehr die Gefahren, die von den negativen Risiken herkömmlicher Obligationenfonds ausgehen. Unser Fonds sollte deshalb im Markt vielmehr als Anstoss gewertet werden, neue Wege zu gehen.

Sie gingen mit dem Fonds im Januar 2016 auf den Markt. Wie hat sich das Produkt entwickelt, welche Erwartungen wurden erfüllt, welche Ziele haben Sie sich für 2017 gesetzt?

Die Zielvorgaben des Fonds sind eine Rendite von Drei-Monats-Libor plus fünf Prozent mit einer erwarteten Volatilität von vier bis sieben Prozent. Für 2016 liegen wir über unseren Zielen im Plan und wir sind überzeugt, auch langfristig die erwarteten Renditen zu erzielen.

«Der Fonds kann direkt mit über 40 Gegenparteien handeln und auch Liquidität an der SIX zur Verfügung stellen.»

Eines der grossen Probleme im Bondmarkt ist die fehlende Liquidität. Wie beeinflusst das die Strategie Ihres Fonds? Was passiert, wenn sich die Liquidität noch weiter verschlechtert?

Seit der Finanzkrise sind die Handelsbücher der Investmentbanken deutlich kleiner geworden. Dadurch entsteht das Risiko, dass bei Verkaufsüberhängen weniger Liquidität von den Handelsabteilungen der Banken zur Verfügung gestellt werden kann. Wie bereits erwähnt, sind wir im Rahmen unserer Teilstrategie „Liquiditätsprämie“ auch bereit, in die Bresche zu springen und dem Markt in ausgewählten Unternehmensanleihen Liquidität zur Verfügung zu stellen, wobei die Positionen gut diversifiziert sein müssen. Dies erlaubt uns, von den Geld-Brief-Spannen zu profitieren. Der Fonds kann direkt mit über 40 Gegenparteien handeln und auch Liquidität an der SIX zur Verfügung stellen.

Wie würden sich eine steigende Inflation, steigende Leitzinsen und ein steigender Ölpreis, alles kurzfristig mögliche Szenarien, auf die Entwicklung Ihres Fonds auswirken?

Der CS L/S Swiss Franc Bond Fund ist darauf ausgerichtet, sich opportunistischer und schneller an neue Marktgegebenheiten auszurichten und wird sich dank dieser Flexibilität auch schneller anpassen können.

Mit dem Long/Short Fonds für Schweizer Anleihen geht die Credit Suisse neue Wege. Welche weitere solche neuartige Anlageformen prüfen oder planen Sie?

Im Asset Management-Bereich sehen wir in alternativen Sektoren wie Energie Infrastruktur Potenzial. Hier sind wir mit Anlagevehikeln und über Allianzen teilweise schon aktiv. Gemäss aktuellen Untersuchungen der Beratungsunternehmen McKinsey und Willis Towers Watson richten sich grosse institutionelle Anleger wie Pensions- und Staatsfonds bei ihrer strategischen Asset Allocation grundsätzlich neu aus und investieren in alternative Anlagen. Je länger je mehr werden wir angesichts des Anlagenotstandes auch hier in der Schweiz gezwungen sein, neue Wege zu gehen.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Die Chance, diesen Fonds zusammen mit meinen Kollegen zu managen, bereitet mir grosse Freude. Ich wünsche mir, dass die Investoren des L/S CHF Bond Funds für das geschenkte Vertrauen durch eine nachhaltige, überdurchschnittliche Performance belohnt werden. Zweitens würde ich es begrüssen, wenn derartige Innovationen wieder Schule machen und die Reputation unserer Branche fördern.

Der Gesprächspartner:
Armin Bischofberger, Direktor, trat Credit Suisse im September 2015 bei, um sich auf das Risiko Management für Schweizer Franken-Anleihen zu fokussieren. Vor seinem Einstieg bei Credit Suisse Asset Management arbeitete er über 25 Jahre bei UBS, wo er in der UBS Investment Bank in Zürich und London diverse Managementaufgaben im Handel und Verkauf von Anleihen innehatte und ausserdem den Verkauf institutioneller Anleihen in der Schweiz leitete. Armin Bischofberger hält ein Diplom der Swiss Banking School.

Das Unternehmen:
Die Credit Suisse AG ist einer der weltweit führenden Finanzdienstleister und gehört zur Unternehmensgruppe der Credit Suisse (nachfolgend «die Credit Suisse»). Als integrierte Bank kann die Credit Suisse ihren Kunden ihre Expertise aus Private Banking, Investment Banking und Asset Management aus einer Hand anbieten. Die Credit Suisse bietet Unternehmen, institutionellen Kunden und vermögenden Privatkunden weltweit sowie Retailkunden in der Schweiz fachspezifische Beratung, umfassende Lösungen und innovative Produkte. Die Credit Suisse mit Hauptsitz in Zürich ist in über 50 Ländern tätig und beschäftigt etwa  47’690 Mitarbeitende. Die Namenaktien (CSGN) der Credit Suisse Group AG, der Muttergesellschaft der Credit Suisse, sind in der Schweiz sowie, in Form von American Depositary Shares (CS), in New York kotiert. Weitere Informationen über die Credit Suisse finden Sie unter www.credit-suisse.com.

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