Standard & Poor’s legt USA die Daumenschrauben an

Standard & Poor’s legt USA die Daumenschrauben an

Washington – Die mächtige Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) legt der weltgrössten Volkswirtschaft USA die Daumenschrauben an: Einen Tag nach Moody’s droht nun auch S&P den Vereinigten Staaten mit einem Entzug ihrer Top-Bonität, wie die Agentur in der Nacht zum Freitag mitteilte. Der Ton fällt im Vergleich zu Moody’s aber deutlich schärfer aus.

So verlangt S&P nicht nur ein Ende des politischen Streits um die Anhebung der gesetzlichen Schuldengrenze. Darüber hinaus pocht die Ratingagentur auf eine nachhaltige und glaubhafte Lösung für die hohe und bis zuletzt stark gestiegene Staatsverschuldung der USA.

Nachhaltigkeit vermehrt im Fokus
«Das ist eine enorme Erhöhung des Drucks auf die US-Regierung», kommentierte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. «Neben dem kurzfristigen politischen Streit um die Schuldengrenze gerät immer mehr die langfristige Nachhaltigkeit der Staatsfinanzen in den Blick.» Im Gegensatz zur Agentur Moody’s, die vor allem auf eine zeitnahe Erhöhung der US-Schuldengrenze abstellt, legt S&P auch grossen Wert auf die mittelfristige Konsolidierung des amerikanischen Staatshaushalts. Sollte mit der Erhöhung der Schuldengrenze kein glaubhafter Plan zur Haushaltskonsolidierung vorgelegt werden oder zumindest absehbar sein, könnte das Top-Rating trotz einer Erhöhung der Schuldengrenze reduziert werden, droht S&P. Zudem könnte die Top-Bewertung fallen, sollte die künftige Anpassung der Schuldengrenze weiterhin «politischen Spielchen» ausgesetzt sein.

USA auf «Creditwatch»
Standard & Poor’s hatte den Ausblick für das US-Rating bereits im April auf «negativ» gesetzt und damit die Finanzmärkte aufgeschreckt. Jetzt geht die Agentur den nächsten Schritt und setzt die Bewertung auf «CreditWatch». Konkret heisst das, dass eine Herabstufung der US-Bonität innerhalb der nächsten drei Monate möglich ist. S&P sieht die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung bei 50 Prozent. Sollten sich Regierung und Opposition aber auf ein nachhaltiges Sparprogramm einigen und S&P vom dem Plan überzeugt sein, könnten die USA ihr erstklassiges Rating behalten, so die Agentur. Andernfalls könnte das Top-Rating von derzeit «AAA» um eine oder mehrere Stufen in die «AA»-Kategorie gesenkt werden.

Heftiges Parteiengezänk am Potomac
Neben einem mittelfristigen Plan zu Senkung der Staatsverschuldung mahnt die Agentur eine rasche Erhöhung der gesetzlichen Schuldengrenze an. In den USA tobt derzeit ein heftiger politischer Streit um die Anhebung dieser gesetzlichen Grenze von aktuell 14,3 Billionen Dollar. Die Schuldengrenze wird Anfang August überschritten, dann drohen Zahlungsausfälle. Das Risiko eines derartigen zeitweisen Zahlungsausfalls sieht S&P zwar immer noch als gering an. Angesichts der festgefahrenen politischen Debatte steige die Gefahr aber. Sollten die Verhandlungen keine Lösung bringen und damit wichtige Zahlungen ausfallen, werde das US-Rating auf «SD» (Selective Default) gesetzt. Damit würde S&P einen teilweisen Zahlungsausfall eben jener Schuldtitel kennzeichnen, die nicht mehr bedient werden können.

Bewertung der Agenturen ausgewogener
Mit der jüngsten Aktion durch S&P zeichnet sich laut DekaBank-Chefvolkswirt Kater eine etwas ausgewogenere Bewertung der Ratingagenturen ab. Zuletzt hatte es von vielen Seiten Kritik gehagelt, die Ratingagenturen zeigten sich gegenüber den USA milder als gegenüber Euro-Ländern. «Das Urteil der Agenturen wird offenbar ausgewogener, es werden gleiche Massstäbe angelegt.» Bis zuletzt hatten viele Experten bemängelt, dass grosse Ratingagenturen wie S&P, Moody’s und Fitch ein Euro-Land nach dem anderen herabstuften, während die USA verschont blieben.

Letztendlich Einigung erwartet
Mit Blick auf die Anhebung der Schuldengrenze geht Kater zwar davon aus, dass sich US-Regierung und Opposition rechtzeitig einigen werden. «Sollten sich Demokraten und Republikaner aber nicht rechtzeitig verständigen, ist die Reaktion an den Finanzmärkten kaum absehbar. Einerseits wäre es denkbar, dass sich die Investoren aus amerikanischen Staatsanleihen zurückziehen, mit der Folge deutlich steigender Renditen.» Auf der anderen Seite könnte ein zeitweiser Zahlungsausfall der Realwirtschaft in den USA einen Schock versetzen. «Dies würde den ohnehin nur moderaten Konjunkturaufschwung weiter schwächen.» (awp/mc/upd/ps)

Moody’s

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert