Bergsturz in Blatten VS verursacht 320 Millionen Franken Schaden

Blatten VS – Der Bergsturz in Blatten VS und die daraus resultierenden Überschwemmungen haben Schäden in Höhe von 320 Millionen Franken verursacht. Davon entfallen rund 260 Millionen Franken auf Schäden an Gebäuden und Hausrat, wie die Schweizer Privatversicherer schätzten.
In der Summe enthalten seien private Wohnhäuser wie auch Geschäfte, sagte Thilo Kleine, Mediensprecher des Schweizerischen Versicherungsverband (SVV), auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Nicht enthalten seien öffentliche Anlagen der Gemeinde.
60 Millionen für Schäden aus Betriebsunterbrüchen und an Motorfahrzeugen
In den meisten Fällen sei es dabei zu Totalschäden, die entweder direkt durch den Felssturz oder durch die nachfolgenden Überschwemmungen verursacht wurden, teilte der SVV am Dienstag in einem Communiqué mit.
Weitere 60 Millionen Franken leisten die Privatversicherer für versicherte Schäden aus Betriebsunterbrüchen und an Motorfahrzeugen. Diese Leistungen aus Zusatzversicherungen unterstehen nicht der gesetzlichen definierten Elementarschadenversicherung und würden daher nicht über den Elementarschadenpool ausgeglichen, hiess es weiter.
Das Schadensausmass von 320 Millionen Franken sei vergleichbar mit den Hagelniederschlägen in Locarno TI im Jahr 2023. Diese führten innerhalb kürzester Zeit zu Schäden von über 300 Millionen Franken, schrieb der SVV. Schon jetzt stehe damit fest, dass das Jahr 2025 als Jahr mit überdurchschnittlicher Schadenlast in die Historie des Elementarschadenpools eingehen werde.
Keine detaillierten Schadennachweise
Die Privatversicherer haben der Bevölkerung in Blatten rasche und unbürokratische Unterstützung zugesichert. In den meisten Fällen verzichten sie auf detaillierte Schadennachweise, so der SVV.
Bei Totalschäden an Gebäuden, die durch den Bergsturz und durch die Überschwemmung verursacht wurden, könne in der Regel eine Zahlung von 75 Prozent der Versicherungssumme erwartet werden. Diese Auszahlungen haben bereits begonnen. Die verbleibenden 25 der Versicherungssumme werden ausbezahlt, wenn innerhalb von fünf Jahren ein Wiederaufbau oder eine Reinvestition in eine Immobilie mit dem gleichen Zweck innerhalb des Kantons Wallis erfolgt.
Dies soll den betroffenen Versicherten Zeit geben, Behördenentscheide zum Wiederaufbau von Blatten abzuwarten und ihre Situation individuell abzuwägen, sagte Eduard Held, Geschäftsführer im Elementarschadenpool.
Bei der privaten Schweizer Elementarschadensversicherung bezahlen alle Kunden von Privatversicherern im obligatorischen Grundschutz eine einheitliche, durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma festgelegte Prämie. Dies unabhängig davon, ob sie in einem hoch gefährdeten Gebiet wohnten oder nicht. Das sei nur möglich, weil sich die Risiken auf eine sehr grosse Anzahl Versicherter verteilten.
Bei einem Ereignis sorge der Elementarschadenpool für einen Schadenausgleich zwischen den Gesellschaften – Naturereignisse wie Hagel oder der Bergsturz in Blatten seien oft sehr lokal und nicht alle Gesellschaften seien gleich betroffen.
Damit alle, die in einer gewissen Region einen hohen Marktanteil hätten, nicht bestraft würden, sprängen bei einem Ereignis jene ein, die gemäss ihrem Marktanteil nur eine unterdurchschnittlich hohe Schadenlast zu verzeichnen hätten. Zudem organisiere der Pool gemeinsam Rückversicherungen in Milliardenhöhe und betreibe eine umfassende Naturgefahren-Datenbank.
Seit 1970 hätten die im Pool zusammengeschlossenen Privatversicherer Schäden in der Höhe von fast acht Milliarden Franken übernommen. Das sei ein zentraler Beitrag zur Resilienz der Schweizer Volkswirtschaft.
Grosse Unterstützung erhielt das Bergdorf durch Spenden von zahlreichen Gemeinden, Kantonen oder Institutionen. Die Glückskette hat über 17 Millionen Spendenzusagen für das Dorf erhalten. Vom Bund erhält Blatten fünf Millionen Franken. Die Patenschaft für Berggemeinden hat derweil bereits 7,5 Millionen Franken Spenden für das zerstörte Dorf und die Bevölkerung zugesichert. (awp/mc/pg)