Turbulentes Jahr hinterlässt Spuren bei der HSBC

Turbulentes Jahr hinterlässt Spuren bei der HSBC
(Foto: HSBC)

London – Die politischen Wirrungen und der Konzernumbau haben der britischen Grossbank HSBC 2016 zu schaffen gemacht. Den Tiefpunkt des Jahres bildete das Schlussquartal, in dem ein Milliardenverlust anfiel. Das Geldinstitut konnte im Gesamtjahr gerade mal einen Überschuss von 1,3 Milliarden Dollar über die Ziellinie retten. Zum Vergleich: 2015 hatte die HSBC unterm Strich noch 12,6 Milliarden Dollar verdient.

Das Geschäft der HSBC stehe unter Druck, stellte Analyst Robert Noble von der Royal Bank of Canada in einer ersten Einschätzung fest. Im laufenden Jahr dürfte der Gegenwind anhalten, etwa auf der Währungsseite. Auch die Anleger zeigten sich enttäuscht: Im frühen Handel fiel die Aktie um 6 Prozent und zog dabei andere Bankwerte mit nach unten. Das HSBC-Papier gehörte in den vergangenen Monaten allerdings auch zu den stärksten Gewinnern unter den europäischen Standardwerten.

Milliardenabschreibung in Europa
«Das Jahr 2016 wird uns in Erinnerung bleiben wegen der durchschlagenden, weitgehend unerwarteten wirtschaftlichen und politischen Ereignisse», erklärte HSBC-Verwaltungsratschef Douglas Flint. Die resultierende Unsicherheit habe die Investoren in ihren Anlageentscheidungen beeinflusst und zur Volatilität an den Finanzmärkten beigetragen. «Vor diesem Hintergrund ist die Leistung der HSBC 2016 weitgehend zufriedenstellend.»

Neben der US-Präsidentschaftswahl hatte vor allem die Entscheidung der Briten, aus der EU auszutreten, die Märkte bewegt. Die HSBC schrieb einen Milliardenbetrag auf das Geschäft in Europa ab. Dies führte mit zu einem Verlust von unterm Strich 4,4 Milliarden Dollar im Schlussquartal. Die Bank hatte bereits im dritten Quartal wegen der verlustreichen Trennung vom Brasilien-Geschäft ein Minus eingefahren.

Konzernumbau greift
Die HSBC mit ihren 235’000 Mitarbeitern arbeitet mit einem Konzernumbau gegen das schwierige Umfeld an. So zog sich die Bank aus weniger lukrativen Märkten zurück und baute Zehntausende Stellen ab, was aber zunächst ins Geld geht. Gleichwohl sind Erfolge dieser Massnahmen bereits sichtbar, so sanken die Ausgaben für Mitarbeiter und Verwaltung im vergangenen Jahr deutlich. Die HSBC hob ihr Sparziel nun auf jährlich 6 Milliarden Dollar an.

Mit der Neuaufstellung werde dem Niedrigzinsumfeld Rechnung getragen, erklärte Flint. Mit dem Problem niedriger Zinsen steht die HSBC nicht alleine da: Die gesamte Branche tut sich schwer, mit ihrem Einlagen- und Kreditgeschäft noch etwas zu verdienen. Die Nettoerträge der HSBC schrumpften im vergangenen Jahr konzernweit um ein Fünftel auf 44,6 Milliarden Dollar.

Dividende und Aktienrückkauf
Dank des Verkaufs von Sparten und einer Verringerung der Risiken war die Kapitalausstattung Ende 2016 dagegen deutlich besser als das Jahr davor – ein Zeichen für die Krisenfestigkeit einer Bank. Die Kernkapitalquote (CET1) stieg von 11,9 auf 13,6 Prozent. Damit steht die HSBC besser da als etwa die Deutsche Bank, die zuletzt auf 11,9 Prozent kam.

Die HSBC schüttet daher weiter hohe Gewinnbeteiligungen an die Aktionäre aus und will zudem den Aktienrückkauf forcieren. In der ersten Hälfte des Jahres sollen eigene Anteile für eine weitere Milliarde Dollar zurückgekauft werden.

Die HSBC ist die mit Abstand wertvollste europäische Bank. Sie ist weltweit aktiv und hat wegen ihrer Historie als Hongkong and Shanghai Banking Corporation vor allem ein starkes Standbein in Asien. Sie ist damit weniger Abhängig von Europa als viele Rivalen. (awp/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert