Credit Suisse reicht Negativzinsen an Grosskunden weiter

Credit Suisse reicht Negativzinsen an Grosskunden weiter
Credit Suisse-Hauptsitz in Zürich. (Foto: Credit Suisse)

Credit Suisse-Haupsitz in Zürich. (Foto: Credit Suisse)

Bern / Zürich – Nach dem Fall des Euro-Mindestkurses werben erste Unternehmen damit, sie würden die Wechselkursvorteile an die Kunden weitergeben. Umgekehrt steigen die Sorgen vor Jobverlusten und Lohndruck. Und bei Bankguthaben sinken die Zinsen weiter.

So bittet die Credit Suisse Grosskunden zur Kasse. Wenn Konzerne oder Pensionskassen bei ihr viel Geld anlegen, müssen sie bald dafür zahlen. Die Grossbank verweist darauf, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Dezember einen negativen Leitzins angekündigt hat, der nun per 22. Januar auf -0,75 Prozent erhöht wird.

«Aufgrund der derzeitigen Entwicklungen wird bei institutionellen Kunden und grossen Firmenkunden eine Guthabenkommission eingeführt», sagte CS-Sprecherin Daniela Häsler, womit sie einen Bericht der «SonntagsZeitung» bestätigte. Zur Höhe des Negativzinses äusserte sie sich nicht.

Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gelte die Regelung nicht. Auch plane die CS keine Einführung von Negativzinsen respektive Guthabenkommissionen auf Sparguthaben von Individualkunden. Hingegen kämen bei Guthaben von Finanzinstituten bereits seit längerem entsprechende Massnahmen zur Anwendung, sagte Häsler.

Die Sparzinsen liegen verbreitet bei oder nahe Null. Negativzinsen für Kleinsparer gelten bislang als Tabu. Doch mit dem Ende des Euro-Mindestkurses von 1,20 Franken und der weiteren Senkung des Leitzinses in den Minusbereich hat bis am Donnerstag kaum jemand gerechnet.

Hoffen auf 1,10
Politik- und Wirtschaftsvertreter mahnten am Wochenende zum Abwarten. Gross ist die Hoffnung, dass sich die Märkte beruhigen und der Euro-Wechselkurs zumindest wieder auf 1,10 Franken steigt.

Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf zeigt sich überzeugt, dass die Schweizer Wirtschaft den Schritt der SNB verkraften wird. Die Unternehmen seien besser aufgestellt als bei der Einführung des Mindestkurses im September 2011, sagte sie in Interviews mit mehreren Sonntagszeitungen.

Sie zeigte sich zuversichtlich, dass sich der Wechselkurs bei 1,10 Franken pro Euro einpendeln wird. Damit könnten sich die Schweizer Unternehmen arrangieren.

Rezession bei Parität befürchtet
Sollte der Wechselkurs längere Zeit unter 1,10 liegen oder gar bei der Parität verharren, müsste die Schweiz «mit einem sehr schwachen Wirtschaftswachstum und steigender Arbeitslosigkeit rechnen», sagte Serge Gaillard, Direktor der Eidg. Finanzverwaltung, der Zeitung «Zentralschweiz am Sonntag».

Zu einer Rezession kommt es seiner Ansicht nach aber nur, wenn «der Wechselkurs längerfristig bei der Kursparität verharren» würde. Er zählt vor allem auf die Nationalbank, dass es nicht soweit kommt.

SNB-Präsident Thomas Jordan beurteilte die heftigen Kursbewegungen nach der Mindestkurs-Aufhebung als Überreaktion der Märkte. Er geht davon aus, dass sich der Franken wieder abschwächen wird – allerdings erst nach einer gewissen Zeit.

Nicht überreagieren
«Was wir jetzt beobachten, ist ein massives Überschiessen», sagte Jordan im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» und «Le Temps» vom Samstag. Für die Wirtschaft sei die Situation im Moment zwar sehr schmerzhaft. «Aber irgendwann musste der Mindestkurs sowieso wieder aufgehoben werden. Ich vertraue darauf, dass die Wirtschaft jetzt nicht überreagiert.»

Heinz Karrer, Präsident des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse, hofft auf einen «Kurs in einer Grössenordnung von 1.15 bis 1.20 Franken». Er ruft aber auch dazu auf, nicht zu pessimistisch zu sein.

Zu den Löhnen meinte Karrer in der «SonntagsZeitung», wenn die Situation so bleiben würde, resultierte ein Kostennachteil in vielen Branchen, «was den Druck auf alle Kosten weiter erhöhen würde».

Zahlreiche Schweizer Konsumenten nutzten derweil den rekordtiefen Euro-Kurs für Einkäufe im grenznahen Ausland. Der ganz grosse Ansturm blieb aber beispielsweise in Konstanz noch aus. (awp/mc/ps)

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