Credit Suisse buchstabiert bei Rendite-Zielen zurück

Credit Suisse buchstabiert bei Rendite-Zielen zurück
Tidjane Thiam. (Foto: Credit Suisse)

Zürich – Zu viel versprochen: Die Credit Suisse wird im zu Ende gehenden Jahr weniger verdienen als bislang in Aussicht gestellt. Allerdings war dies am Markt bereits erwartet worden, so dass sich die Investoren wenig beeindruckt zeigen. Zumindest tendiert der Aktienkurs mehr oder weniger unverändert.

Im ersten Jahr nach der dreijährigen Restrukturierung wird die Grossbank ihren eigenen Erwartungen nicht gerecht. Sie rudert anlässlich des diesjährigen Investorentags bei den selbst gesteckten Profitabilitätszielen zurück.

Allerdings sei die Bank in den letzten Jahren dank der Strategie in ausgewählten Märkten überdurchschnittlich gewachsen, auch unter ungünstigen Marktbedingungen wie 2019, sagte Konzernchef Tidjane Thiam am Mittwoch in London. Damit meint er den Ansatz, vor allem ein Vermögensverwalter zu sein, der aber auch auf das Investment Banking als Unterstützung angewiesen ist.

10 Prozent Rendite erst 2020
Diese «Dynamik» solle sich auch 2020 fortsetzen. Und: «Mit der Zeit» sollte eine deutliche Steigerung der Rendite möglich sein, so die Aussage. Es braucht offenbar einfach mehr Zeit als bis dato angenommen.

Neu rechnet die Grossbank im zu Ende gehenden Jahr lediglich noch mit einer Rendite auf dem materiellen Eigenkapital (RoTE), an der sie sich misst, von «über 8 Prozent». Bei dieser Kennzahl werden vom Eigenkapital Goodwill und weitere immaterielle Vermögenswerte abgezogen. Zuvor sollte diese Rendite noch 10 bis 11 Prozent erreichen.

Gemessen am materiellen Eigenkapital per Ende September müsste die CS 2019 einen Reingewinn von mehr als rund 3,2 Milliarden Franken erzielen, um auf eine Rendite von über 8 Prozent zu kommen. Das entspräche einem Ergebnis von mindestens 600 Millionen Franken im vierten Quartal.

Belastet wird die Profitabilität in diesem Jahr vor allem von der Division «Investment Banking and Capital Markets» sowie von buchhalterischen Verlusten im Corporate Center aus strukturierten Schuldverschreibungen, wie es hiess. Nun sollen die 10 Prozent Rendite im nächsten Jahr erreicht werden. In einem anspruchsvollen Marktumfeld komme es dabei zu Kostenmassnahmen, um dieses Ziel auf jeden Fall zu erreichen, hiess es.

Kosten bleiben im Fokus
Die Kosten bleiben bei der Credit Suisse angesichts des schwierigen Ertragsumfelds also nach wie vor im Fokus. Bereits bei der dreijährigen Restrukturierung, die unter Thiam lanciert und vor rund einem Jahr abgeschlossen wurde, war das Management bereits massiv auf die Kostenbremse getreten. Viel Spielraum sehen Analysten daher eigentlich nicht mehr in diese Richtung.

Produktivitätssteigerungen und zusätzliche Effizienz seien innerhalb der ganzen Bank möglich, betonte jedoch das Management am Mittwoch. So rechnet die Bank in den kommenden zwei Jahren etwa mit Einsparungen von rund 200 Millionen Franken allein bei zentralen Funktionen wie etwa Compliance, Marketing oder Personalwesen.

Ein grosser Stellenabbau sei aber nicht vorgesehen: Die erwähnten Massnahmen beinhalteten hauptsächlich die übliche Trennung von Mitarbeitern, die nicht genügend Leistung bringen, das Zusammenlegen von Prozessen und Plattformen sowie Kosteneinsparungen bei der IT.

Gewinnausschüttung an Aktionäre
Bei Laune halten will die Bank die Aktionäre zudem mit der Rückführung von Kapital: 2019 und 2020 sollen die Investoren weiterhin jeweils mindestens 50 Prozent des Reingewinns erhalten – durch Aktienrückkaufe und höhere Dividenden.

Mit Blick auf das laufende Geschäft zeigt sich das vierte Quartal aus Sicht der CS im Vergleich zum sehr schwierigen Vorjahresquartal derweil etwas entspannter. Ohnehin fällt das Weihnachtsquartal aber wegen der Feiertage üblicherweise schwächer aus. Und Sorgen bereiten der Bank auch nach wie vor die geopolitischen Spannungen (Handelskonflikte, Brexit) und die Abkühlung der Weltwirtschaft.

An der Börse verlieren Credit Suisse am Mittwoch bis Börsenschluss 0,9 Prozent. Das diesjährige Ziel werde zwar verfehlt, kommentiert etwa die Deutsche Bank. Sollte allerdings 2020 tatsächlich bereits eine zweistellige Rendite erreicht werden, wäre das wesentlich höher als der Marktkonsens. (awp/mc/pg)

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