CS-Aktionäre zeigen der Führungsriege die Gelbe Karte

CS-Aktionäre zeigen der Führungsriege die Gelbe Karte
Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse. (Foto: CS)

Zürich – Die Credit-Suisse-Führung geht aus der Generalversammlung zwar als Gewinnerin hervor, hat aber eine dicke Ohrfeige gekriegt. Den Vergütungsbericht brachte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner nur mit einer rekordtiefen Zustimmung von 58% der Stimmen durch. Die Wiederwahl hingegen schaffte er locker.

«Wir wollen keinen Vergütungsbericht, der nur knapp mit 58% angenommen wird.» Das sind die enttäuschten Worte des Siegers Urs Rohner. Schon letztes Jahr war er für seine Lohnpolitik stark unter Beschuss geraten, hatte aber immerhin 80% der Aktionäre an Bord geholt. Am Freitag stimmten satte 40% der Aktionäre gegen die Vergütungen – eine deutliche Ohrfeige.

Das Gegnerlager der grossen Stimmrechtsberater ISS, Glass Lewis und Ethos, das rund ein Drittel der Aktien kontrolliert, hatte offenbar weitere grosse Alliierte, als es darum ging die Konsultativabstimmung über den Vergütungsbericht abzulehnen.

Rohner mit 91% der Stimmen wiedergewählt
Lobende Stimmen fehlten an der fünfstündigen Aktionärsversammlung am Freitag in Zürich gänzlich. Dennoch wurde Rohner mit 91% deutlich wiedergewählt. Mit Ja-Anteilen über 95% wurden die anderen Verwaltungsräte gewählt oder wiedergewählt. Nur Richard Thronburgh fiel mit 94% ab. Am Ende waren es die Grossinvestoren-Vertreter, die ihre Interessen und jene der CS-Führung durchbrachten.

Alle gucken zur Decke
Die Versammlung vor 1640 Aktionären wurde geprägt von einer Aktion und stetigen lauten Voten einzelner Aktionäre. Verwaltungspräsident Urs Rohner hatte gerade den Geschäftserfolg hervorgestrichen, die Boni verteidigt und Konzernchef Tidjane Thiam auf Deutsch das Wort ergriffen, als klar wurde, dies wird eine lebendige Generalversammlung.

Zwei Greenpeace-Aktivisten seilten sich von der Decke ab und liessen ein gelbes Plakat vor der Tribüne herunter. Mit dem Slogan «Stop dirty pipeline deals» protestierten sie gegen die Mitfinanzierung einer Pipeline, die die Rechte indigener Völker verletze. Thiam zeigte sich demokratisch und liess sie gewähren. «Ich unterstütze die freie Meinungsäusserung», sagte er und setzte seine Rede fort.

Reigen der Kritik
Die Credit-Suisse-Führung war an der GV mit einem Reigen von harter bis komödiantischer Kritik konfrontiert. Typisch war die Stimme von Aktionär Hans-Jacob Heitz. Er bezeichnete die CS als Wiederholungstäterin und betonte: «Wir sind nicht käuflich mit einem Bonus-Verzicht.» Er frage sich, ob Urs Rohner schon mental abgedankt habe.

Angesichts der Greenpeace-Aktion stellte Heitz die Zuverlässigkeit des Sicherheitsdispositivs im Hallenstadium in Frage. Rohner betonte, dass das Sicherheitsdispositiv zuverlässig sei. Und fügte hinzu: «Ich habe weder mental, noch sonst abgedankt.» Andere Voten wies Rohner als falsch zurück. Zwischendurch schaute er an die Decke, um zu kontrollieren, ob sich da niemand mehr abseilt. Greenpeace hatte eine Bewilligung gekriegt für eine Aktion vor dem Hallenstadion, aber nicht drinnen.

Rohners sanfte Entschuldigung
Den Gegenwind gegen seine Vergütungspolitik hat der Credit-Suisse-Präsident erst gar nicht auszublenden versucht. «Wir mussten massive Kritik gegenwärtigen, sei es an den Vergütungen, aber auch sonst», sagte er. Allerdings habe es beim Entscheid über die Boni-Zahlungen zwischen dem Verwaltungsrat und den Aktionären und Stimmrechtsberatern nur eine wirklich grosse Differenz gegeben – nämlich um die Frage, ob die Busse rund um den Steuerstreit mit den USA mit einfliesst oder nicht.

Rohner entschuldigte sich für die mangelnde Sensibilität bei dieser Beurteilung. Er versprach, dass er sich Gedanken machen werde über die Vergütungspolitik, «damit diese Diskussion nächstes Jahr nicht mehr nötig ist.» In den weiteren Abstimmungen war grosse Aktionärs-Opposition nicht mehr spürbar. So ging die Entlastung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung flott mit 88% Ja-Stimmen über die Bühne.

Nochmals aufgeflackert ist die Ablehnung der Vergütungspolitik allerdings bei der Abstimmung für die kurzfristigen variablen Boni für die Geschäftsleitung – obwohl diese auf 40% davon verzichtet hat. Nur 59% der Aktionäre standen hinter diesen umstrittenen Boni. (awp/mc/pg)

Credit Suisse

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