EFG ernennt Joachim Strähle zum neuen CEO

EFG ernennt Joachim Strähle zum neuen CEO

Joachim Strähle, neuer CEO EFG International.

Zürich – Bei der Privatbankengruppe EFG International kommt es zu einem überraschenden Wechsel an der Spitze des Unternehmens. Der langjährige CEO John Williamson gibt die Führung des Unternehmens an den ehemaligen Bank Sarasin-Chef Joachim Strähle ab, der eigentlich als neuer EFG-Verwaltungsratspräsident vorgesehen war. Dagegen soll Williamson an der Generalversammlung vom (heutigen) Freitag in den Verwaltungsrat gewählt werden.

Wie EFG am Vorabend der Generalversammlung mitteilte, zieht Williamson zunächst als neuer Vizepräsident in den Verwaltungsrat von EFG International ein. In einem Jahr – gemäss Mitteilung nach einer angemessenen «Cooling-off Periode» – soll er dann zum Präsidenten des Verwaltungsrats vorgeschlagen werden. Der Entscheid sei durch Williamson ausgelöst worden, der den Wunsch vorgebracht habe, seine Aufgaben als CEO abzugeben.

Vorerst soll nun Niccolò Burki als neuer VR-Präsident der Privatbankengruppe gewählt werden. Der Zürcher Rechtsanwalt ist seit 2013 Mitglied des EFG-Verwaltungsrats. Burki wird damit an der Stelle von Strähle die Nachfolge des zurücktretenden Jean Pierre Cuoni antreten.

Mehrjähriger Turnaround
Williamson hatte die Führung von EFG International 2011 vom Firmen-Mitgründer Lonnie Howell übernommen, als die Gruppe einer fehlgeschlagenen Expansionspolitik in das Hedge Fund-Geschäft in einer tiefen Krise steckte. In der Folge musste das Unternehmen massive Abschreibungen vornehmen, die im Geschäftsjahr 2010 zu einem Konzernverlust von rund 742 Mio CHF führten.

Williamson hatte das Unternehmen in den darauf folgenden Jahren wieder konsequent auf das Private Banking ausgerichtet und nachhaltig in die schwarzen Zahlen geführt. Er habe bereits 2011 klar gemacht, dass er die CEO-Rolle nur für eine beschränkte Zeit wahrnehmen werde, bis das Geschäft den Turnaround geschafft hat und auf den Pfad des «kontrollierten, profitablen Wachstums» zurückgekehrt ist, schreibt EFG in der Mitteilung. Er sei zum Schluss gekommen, dass das Unternehmen in seiner nächsten Entwicklungsphase von neuen Führungsimpulsen profitiere, wird Williamson in der Medienmitteilung zitiert. Strähle sei «als bewährter Business Builder die richtige Person ist, um diese Herausforderung anzunehmen».

Strähle in vertrauter Rolle
Für Strähle handelt es sich mit der Übernahme der CEO-Position um die Rückkehr in eine vertraute Rolle: Der 56-jährige Schweizer leitete von 2006 bis 2013 die Basler Privatbank Sarasin. Nach der Übernahme der Bank Sarasin durch die brasilianische Safra-Gruppe und dem darauf folgenden Zusammenschluss des Instituts mit der J. Safra zur neuen J. Safra Sarasin trat Strähle, der einst auch öffentlich mit einem «Management Buyout» der Sarasin geliebäugelt hatte, von der Führung des Basler Instituts ab.

Ergebnis in Q1 im Rahmen der Erwartungen
Anlässlich der Generalversammlung gab EFG International auch Hinweise auf den Geschäftsgang im ersten Quartal: Demnach hat sich der Gewinnbeitrag «im Rahmen der Erwartungen und über dem Niveau des Vorjahres» entwickelt, die Bruttomarge sei «robust» geblieben. Dagegen sei die Entwicklung der Neugelder durch den Ausstieg aus gewissen – niedrig rentierenden – Kreditbereichen beeinträchtigt worden. Dieser Prozess werde jedoch im zweiten Quartal abgeschlossen.

Beobachter zeigten sich am Freitag nicht zuletzt über die äusserst kurzfristige Ankündigung vor der GV sehr überrascht. Insgesamt sei aber der neue CEO zu begrüssen, kommentiert etwa Vontobel-Analyst Andreas Venditti: So sei Sarasin unter Führung von Strähle stark gewachsen, auch wenn dies auf Kosten der Bruttomargen gegangen sei, erinnert er.

Der Vontobel-Experte senkt dennoch sein Rating für EFG International auf «Hold» von bisher «Buy» – dies weil die Titel nach einer starken Performance seit Anfang Jahr sein Kursziel erreicht hätten. Auch in der laufenden Woche hatten die Titel stark zugelegt – alleine am (gestrigen) Donnerstag stiegen sie um knapp 5%. Am Freitag bis 14.45 Uhr geben sie die Vortagesgewinne mit -4,6% auf 13,60 CHF allerdings wieder vollständig ab. (awp/mc/upd/pg)

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