EZB startet Wertpapierkäufe zur Konjunkturbelebung

EZB startet Wertpapierkäufe zur Konjunkturbelebung
EZB-Präsident Mario Draghi. (Bild: EZB)

EZB-Präsident Mario Draghi. (Bild: EZB)

Neapel / Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit neuen Massnahmen gegen Wachstumsschwäche und Niedriginflation im Euroraum. Dazu wird die Notenbank ab Mitte Oktober mit Forderungen gedeckte Anleihen (Covered Bonds) kaufen, wie EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag nach der auswärtigen Sitzung des EZB-Rats in Neapel sagte. Im Laufe des vierten Quartals 2014 wird die Notenbank zusätzlich in den Kauf von Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities, ABS) einsteigen. Beide Programme haben eine Laufzeit von zwei Jahren.

Die beiden neuen Programme und die bereits gestarteten Geldspritzen zur Ankurbelung der Kreditvergabe (TLTROs) seien im Verbund zu sehen, so Draghi weiter. Der Notenbankchef konkretisierte jedoch, dass die anvisierte Summe von einer Billion Euro sich nur auf die Wertpapierkäufe beziehe. Die TLTROs seien nicht eingerechnet.

Zins bleibt unverändert
«Wir glauben, dass unsere Massnahmen einen spürbaren Effekt haben werden», sagte Draghi. Das Geld im Euroraum machten Europas Währungshüter indes nicht noch billiger: Nach der überraschenden Zinssenkung von 0,15 auf 0,05 Prozent im September verharrt der Leitzins diesmal auf dem Rekordtief. Der Zins für Geld, das bei der EZB geparkt wird, bleibt bei minus 0,2 Prozent.

Ökonomen haben allerdings beim angepeilten Volumen von einer Billion Euro ihre Zweifel. «Das von der EZB genannte potenzielle Kaufvolumen von ABS und Covered Bonds ist unrealistisch hoch», sagte Michael Schubert, EZB-Experte bei der Commerzbank. «Die EZB kann froh sein, wenn sie einen dreistelligen Milliardenbetrag realisiert.» Da zudem die Konjunktur- und Inflationsprognosen der Notenbank immer noch zu optimistisch seien, dürfte die Notenbank im Frühjahr zu breit angelegten Staatsanleihekäufen greifen. Laut Draghi befürwortet der EZB-Rat nach wie einstimmig unkonventionelle Massnahmen, falls diese notwendig werden sollten.

Draghi versicherte, die Notenbank werde beim Erwerb von ABS-Papieren vorsichtig vorgehen. Die Verbriefungen sollen «einfach und transparent» sein, so der Notenbankchef. Allerdings sollen auch Papiere erworben werden, die aus Ländern mit einem Kreditrating von weniger als «BBB-» (Junk- oder Ramsch-Rating) kommen.

EZB kauft auch Ramschpapiere aus Griechenland und Zypern
In einer Erklärung teilte die EZB mit, Grundlage für die Wertpapierkäufe sei der sogenannte «Sicherheitenkatalog» der Notenbank. Bei ABS-Papieren muss das zweitbeste Rating mindestens «BBB-» betragen, also oberhalb des sogenannten «Junk-» oder «Ramschbereichs» liegen.

Bei Covered Bonds muss mindestens eine Ratingagentur die Papiere oberhalb der Ramschschwelle bewerten. Für ABS und Covered Bonds aus Griechenland und Zypern, die derzeit nicht als Sicherheit von der EZB akzeptiert werden, gelten allerdings Sonderregelungen. Experten messen einem Kauf von Ramschpapieren aber keine grosse Bedeutung zu. In Griechenland und Zypern sei der Markt für solche Papiere sehr klein, versicherte Commerzbank-Experte Schubert.

Was sind ABS, Covered Bonds?
ABS sind gebündelte Einzelkredite, die in Wertpapiere verpackt sind und damit handelbar gemacht werden. Seit der weltweiten Finanzkrise sind sie in Verruf geraten, weil sie entscheidend zur Eskalation der amerikanischen Hypothekenkrise beigetragen haben. Die EZB hält entgegen, dass europäische ABS viel seltener ausgefallen seien als US-Papiere. ABS-Papiere sind in verschiedene Tranchen mit unterschiedlichem Ausfallrisiko aufgeteilt.

Covered Bonds sind ebenfalls mit Krediten besicherte Anleihen. Allerdings gelten sie im Vergleich zu ABS als sicherere Anlage, weil neben den Sicherheiten grundsätzlich auch die ausgebende Bank im Fall eines Ausfalls haftet. Durch die Finanzkrise sind Covered Bonds jedoch auch nicht unbeschadet gekommen, weil Sicherheiten ausgefallen sind und die ausgebenden Banken ebenfalls Probleme bekamen. Das nunmehr beschlossene Kaufprogramm ist bereits das dritte seit der Finanzkrise, mit dem die Notenbank Covered Bonds kauft.

Der Eurokurs stieg während der Pressekonferenz auf ein Tageshoch von 1,2692 US-Dollar. Er gab seine Gewinne aber rasch ab und wurde zuletzt mit 1,2648 Dollar gehandelt. Deutsche Staatsanleihen gerieten leicht unter Druck. Der Dax weitete seine Verluste aus. (awp/mc/upd/ps)

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