Faule Kredite: USA knöpfen sich 17 Grossbanken vor

Faule Kredite: USA knöpfen sich 17 Grossbanken vor

FHFA-Direktor Edward DeMarco.

Washington – Die USA wollen gegen über ein Dutzend Grossbanken vorgehen, die mit unlauteren Hypothekengeschäften die Finanz- und Wirtschaftskrise vor drei Jahren angeheizt haben sollen. Es sei Klage gegen 17 Banken auf Schadenersatz in Milliardenhöhe eingereicht worden. Von der Klage sind auch sieben weitere ausländische Institute betroffen, darunter die Credit Suisse, wie die US-Aufsichtsbehörde FHFA am Freitag in Washington erklärte.

Die US-Regierung wirft den Banken vor, im Vorfeld der Bankenkrise 2008 sogenannte Giftpapiere finanzschwacher Schuldner gebündelt und als Sicherheit an Investoren vermittelt zu haben. Der Wert dieser von den insgesamt 17 Banken verkauften Papiere belief sich auf fast 200 Mrd USD. Wie viel die Regierung als Schadenersatz fordert, ist nicht klar.

Prozess oder aussgergerichtliche Einigung?

Die Zahlungsausfälle der Schuldner hätten zum Wertverlust der Papiere beigetragen und unter anderem die grössten US-Baufinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac in Schieflage gebracht, erklärte die Behörde. Beide Banken machten in der Finanzkrise fast 30 Mrd USD Verlust und mussten vom Staat gerettet werden. Konsumentenschutzanwälte fordern seit Jahren, die Banken auf Schadenersatz zu verklagen. Ob es zu einem Prozess kommt, ist noch ungewiss. In den USA sind aussergerichtliche Verhandlungen über eine gütliche Einigung üblich.

UBS bereits auf 900 Mio Dollar verklagt
Unter anderen sind die Bank of America, JPMorgan Chase, Goldman Sachs, HSBC, Credit Suisse, Deutsche Bank und Société Générale von den bei einem New Yorker Gericht eingereichten Klagen betroffen. Im Juli hatte die Aufsichtsbehörde FHFA bereits die Grossbank UBS wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte im Wert von 4,5 Mrd USD auf 900 Millionen Dollar verklagt.

Entschädigungszahlen anstelle Rückkauf der Papiere
Am Schlimmsten traf es bei der jetzigen Klagewelle die Bank of America, weil sie zu Zeiten der Finanzkrise die beiden grossen Marktteilnehmer Countrywide und Merrill Lynch geschluckt hatte. Hier lautet die im Raum stehende Gesamtsumme auf 57,5 Mrd USD. Bei JPMorgan Chase geht es um Hypotheken-Deals über 33 Mrd USD. Die Banken müssen sich auch noch an einer zweiten Front verteidigen: Die Staatsanwälte der 50 US-Bundesstaaten und zahlreiche Finanzmarktregulierer ermitteln wegen Tausender fehlerhafter Hauspfändungen. Laut der Zeitung «New York Times» vom Donnerstag will die FHFA die Grossbanken nicht zu einem Rückkauf der Ausfallpapiere zwingen, sondern Entschädigungszahlungen an Fannie Mae und Freddie Mac durchsetzen.

CS will vorerst keine Stellung nehmen
Die Banken argumentieren, die Verluste der Baufinanzierer seien auf die allgemeine Wirtschaftskrise zurückzuführen gewesen. Ausserdem seien die beiden Institute ausreichend erfahren gewesen, um alle Risiken einschätzen zu können. So wies auch die Bank of America in einer Erklärung vom Freitag jegliche Verantwortung zurück. Die Baufinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac hätten auf wirtschaftliche Faktoren als Ursache für die Verluste verwiesen, so unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit, erklärte die Bank. Auch die Deutsche Bank wehrte sich: Die Forderungen seien haltlos, sagte ein Sprecher. «Wir werden uns energisch dagegen zur Wehr setzen.» Ein Sprecher der CS wollte auf Anfrage von AWP zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Stellung zur Klage nehmen. (awp/mc/ps)

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