Finma-Chef mahnt Banken erneut zu Zurückhaltung bei Ausschüttungen

Finma-Chef mahnt Banken erneut zu Zurückhaltung bei Ausschüttungen
Mark Branson, scheidender Finma-Chef. (Foto: Finma)

Bern – Der Leiter der Finanzmarktaufsicht Finma, Mark Branson, hat den Banken erneut Zurückhaltung bei der Ausschüttung von Dividenden ans Herz gelegt. «Wir wollen nicht später im Jahr feststellen müssen, dass wir diese Mittel doch gebraucht hätten», sagte Branson in der Sendung «Tagesgespräch» von Radio SRF.

Heute könne man noch nicht wissen, wie stark die Bankbilanzen strapaziert würden. Natürlicher sei es letztlich ein unternehmerischer Entscheid Gelder auszuschütten, solange die Mittel nicht knapp würden, sagte Branson am Donnerstag. Es sei auch kein einfacher Entscheid, weil auch die Aktionäre Erwartungen und Bedürfnisse hätten, räumte er ein.

Der Finma-Chef erinnerte aber daran, dass die Behörden den Banken wegen der Coronakrise auch Erleichterungen bei den Kapitalvorschriften gewährt hätten. «Diese setzen bei den Banken etwa 20 Milliarden an Kapital frei, das sie für ihre Kunden über die Zeit einsetzen können.»

Verrechnung der Ausschüttungen
Dass Banken, die Ausschüttungen vornehmen, nicht voll von diesen Erleichterungen profitieren könnten, sei aber keine Sanktion, betonte er: Es handle sich eher um eine Art «Verrechnung». «Wir haben ja auch glasklar gesagt, dass dieses Geld nicht auszuschütten ist.»

Auch die Partnerinstitutionen der Finma in der EU oder in Grossbritannien hätten die Institute zur Vorsicht gemahnt, Geld in grösserem Umfang auszuschütten, sagte Branson. In den meisten europäischen Ländern hätten sich bereits fast alle grösseren Banken entschieden, die Dividenden zurückzuhalten – in der Schweiz dagegen noch nicht.

Der Finma-Chef lobte die Banken auch für ihre Rolle bei den Covid-19-Krediten für die KMU. «Die Banken haben eine exzellente Rolle dabei gespielt, diese Massnahmen zu entwickeln und auszuführen.» Dass dies so gut funktioniere sei eine «operationelle Leistung, die an ein Wunder grenzt.»

Kreditausfälle drohen
«Wir wissen noch nicht, was in den kommenden Monaten auf uns zu kommt und wie lange die heutige Situation andauern wird», mahnte Branson gleichzeitig. Die Welt drohe nun gar in eine synchronisierte Rezession abzugleiten, was fast einmalig in der Geschichte sei.

Mit der Zeit müsse auch mit Kreditausfällen gerechnet werden – und dann brauche es die Kapitalpuffer. Das Schweizer Bankensystem sei aber stark in die Krise hineingegangen, gab sich der Finma-Chef überzeugt. «Wir werden alles tun, dass das System stark bleibt und seine Unterstützungsrolle für die Wirtschaft spielen kann.» (awp/mc/ps)

Finma

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