Fitch will Griechenland höchstens ‹B›-Rating geben

Fitch will Griechenland höchstens ‹B›-Rating geben

London – Die Londoner Ratingagentur Fitch will die Kreditwürdigkeit Griechenlands auf «B oder niedriger» hochstufen, wenn die Banken das Angebot eines 50-Prozent-Schuldenschnitts annehmen. Vor der Heraufstufung würde Fitch aber den Teilverzicht der Investoren auf ihre Anleihen-Investitionen vorübergehend als einen Kreditausfall («Default») bewerten, teilte Fitch mit. Seit Juli wird Griechenland bei Fitch mit einem Rating von «CCC» geführt. Dies ist vier Stufen über dem Pleite-Rating «D». Vor dem Juli hatte Griechenland bei Fitch ein «B+»-Rating.

Die Vereinbarung der Regierungen der Eurozone mit den Banken zur Reduzierung der Schuldenlast sei ein notwendiger Schritt, um die griechischen Finanzen auf einen nachhaltigen Weg zu bringen, schreibt Fitch. Wie stark die Agentur das Rating wieder heraufsetze, hänge davon ab, wie viele der privaten Investoren von dem Schuldenschnitt-Angebot Gebrauch machen.

Schuldenlast 2013 auf dem Höhepunkt
Die Politiker in Brüssel gehen nach Berechnungen von Fitch von der Annahme aus, dass sich 85 Prozent der privaten Investoren am Schuldenschnitt beteiligten. Dann würden Griechenlands Schulden im Jahr 2013 mit 143 Prozent des Bruttoinlandsproduktes den Höhepunkt erreichen und bis 2020 auf 120 Prozent des BIP fallen. Fitch legt eine Verschuldung Griechenlands bei Privatinvestoren in Höhe von 210 Milliarden Euro zugrunde.

Geringe Wachstumsaussichten
Es müsse aber auch bedacht werden, dass Griechenland ein Drittel seiner Schulden bei Staaten und öffentlichen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank (EZB) habe. Diese seien von dem Schuldenschnitt nicht betroffen. Die Wachstumsaussichten in Griechenland seien zudem gering, was den Schuldenabbau hemme.

«Positiver Schritt»
Die auf dem EU-Gipfel beschlossenen Massnahmen sind nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch ein positiver Schritt. Sie würden die Kernprobleme der Krise angehen, schreibt Fitch. Es sei jedoch entscheidend, dass die Europäische Zentralbank weiter bereit sei, Anleihen auf dem Sekundärmarkt zu kaufen. Die Notenbank müsse als letzter Kreditgeber («Lender of Last Resort») für solvente aber illiquide Länder auftreten.

EU-Pläne können Vertrauen in Banken stärken
Die vom EU-Gipfel beschlossen Massnahmen könnten das Vertrauen in die Banken wiederherstellen. Es sei ein «konstruktiver Ansatz» um die Widerstandskraft der Banken gegen die in der Euroschuldenkrise entstanden Verwerfungen zu stärken, teilte Fitch mit. Die Kreditwürdigkeit der von den neuen Eigenkapitalregelungen betroffenen Banken dürfte verbessert werden. Die meisten Banken sollten die Anforderungen aus eigener Kraft erfüllen können. Auch für die schwächeren Banken dürften die Entscheidung keine Auswirkung auf das Kreditrating haben. Der EU-Gipfel hatte beschlossen, dass die Banken ihr hartes Kernkapital auf neun Prozent anheben müssen. (awp/mc/pg)

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