Ex-UBS-Händler Adoboli zu sieben Jahren Haft verurteilt

Ex-UBS-Händler Adoboli zu sieben Jahren Haft verurteilt

Ex-UBS-Händler Kweku Adoboli.

London – Im Prozess um riesige Fehlspekulationen bei der Grossbank UBS ist der frühere Händler Kweku Adoboli zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Ein Geschworenengericht in London sprach den 32-Jährigen am Dienstag in zwei Anklagepunkten des Betrugs schuldig. Bei vier weiteren Anklagepunkten fehlten den Geschworenen am Southwark Crown Court dagegen die Beweise. Sie sprachen Adoboli daher vom Vorwurf der Bilanzfälschung frei. Adoboli hatte der UBS mit risikoreichen Spekulationen mit börsennotierten Indexfonds (ETFs) einen Handelsverlust von 2,3 Mrd UBS verursacht. Es ist der grösste Betrugsfall in der Geschichte Grossbritanniens.

Der aus Ghana stammende Sohn eines UNO-Diplomaten hatte jegliche Betrugsabsichten von sich gewiesen und auf nicht schuldig in allen sechs Anklagepunkten plädiert. Er habe immer nur das Beste für UBS im Auge gehabt.

Die Bank habe ihn zu immer höheren Risiken verführt, sagte Adoboli vor Gericht. Seine Vorgesetzten hätten sein Handeln stillschweigend geduldet solange dieses Gewinn abgeworfen habe. Allerdings räumte er ein, die Risikovorschriften der Bank missachtet und seine Geschäfte auf geheimen Konten getarnt zu haben. Es hätten aber auch andere UBS-Händler mit geheimen Konten gearbeitet.

Die UBS erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda, sie nehme zur Kenntnis, dass die Gerichtsverhandlung zu einem Abschluss gekommen sei und danke der Polizei und den britischen Behörden für ihr professionelles Vorgehen. «Wir geben dazu keinen weiteren Kommentar ab», hiess es.

Schwere Vorwürfe
Die Anklage hatte in dem rund zehn Wochen langen Verfahren vor Gericht von Adoboli das Bild eines gewissenlosen Zockers gezeichnet, der in betrügerischer Absicht vorgegangen sei und die Bücher gefälscht habe, um seine Taten zu verheimlichen. Getrieben haben ihn nach Ansicht von Staatsanwältin Sasha Wass Ehrgeiz und der Drang nach Erfolgsprämien. Erst als ihm bankinterne Kontrolleure auf die Spur gekommen seien, habe er seine Taten seinen Vorgesetzten gebeichtet.

Adoboli hatte bis zu seiner Verhaftung acht Jahre lang bei der Investmentbank der UBS in London gearbeitet. Er wurde am 15. September 2011 festgenommen und ein Jahr später vor Gericht gestellt. Die UBS sei «ein oder zwei Wetten vom Ruin entfernt» gewesen, hatte Staatsanwältin Wass erklärt. Phasenweise habe UBS durch die Geschäfte Adobolis mit bis zu 12 Mrd USD in der Kreide gestanden. Er habe geglaubt den «Magic Touch» zu haben und seine eigene Karriere vorantreiben wollen.

Weitreichende Folgen
Bei UBS selbst hatte der Londoner Handelsskandal weitreichende Folgen. Konzernchef Oswald Grübel trat zurück und wurde durch den damaligen Europa-Chef Sergio Ermotti ersetzt. Unter Ermottis Führung kündigte die Bank vor wenigen Wochen drastische Einschnitte im Investmentbanking und den Abbau von rund 10’000 Arbeitsplätzen im ganzen Konzern an.

Bis kurz vor Schluss des Prozesses war aber fraglich, ob Adobolis Handlungen strafrechtlich relevant waren. In einem ähnlichen Fall war der französische Händler Jérme Kerviel zu drei Jahren Gefängnis und zwei weiteren Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Kerviel hatte bei der Grossbank Société Générale mit missglückten Spekulationen 2008 rund 4,9 Mrd EUR in den Sand gesetzt. (awp/mc/pg/upd/ps

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