GRIMALDI & PARTNERS: Ende der Liquiditätszufuhr aus den USA – sind die Zinssorgen berechtigt?

GRIMALDI & PARTNERS: Ende der Liquiditätszufuhr aus den USA – sind die Zinssorgen berechtigt?
Silvano Grimaldi, CEO Grimaldi & Partners. (Foto: zvg)

Zürich – Im Moment ist das Thema in aller Investoren Munde: das Ende der Liquiditätszufuhr aus den USA, das heisst die Beendigung des Quantitative Easing durch die amerikanische Zentralbank Fed und deren Auswirkung auf die Konjunktur und damit auf die Zinsen und die Aktienkurse. Silvano Grimaldi, CEO der Schweizer unabhängigen Vermögensverwaltung GRIMALDI & PARTNERS AG, gibt Ihnen Anhaltspunkte für eine bessere Positionierung Ihrer Anlagen.

Tauben versus Falken
Unter der Führung des neuen Fed-Chefs Jerome Powell hat die amerikanische Notenbank am 21. März wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht und damit das Zielband von 1,25% bis 1,5% auf 1,5% bis 1,75% erhöht. Dieser Zinsschritt war von den Marktakteuren schon lange in den Aktienkursen eingepreist. Allerdings, was den zukünftigen Kurs des Fed anbelangt, sind die Lager gespalten. Die sogenannten „Tauben“ plädieren für eine weiterhin expansive Geldpolitik und damit eine vorsichtige und schrittweise Zins- und Geldmengenanpassung. Hingegen befürworten die „Falken“ eine restriktive Geldpolitik, stehen für schnelle Zinserhöhungen, damit es zu keiner Überhitzung der Wirtschaft kommt, und machen die Preisstabilität zu ihrem obersten Ziel.

Die „Falken“ sehen Parallelen zwischen heute und 1987
Einige Grossinvestoren, die im Lager der „Falken“ liegen, sehen heute bereits Ähnlichkeiten mit der Marktlage kurz vor dem Crash von 1987, als die US-Börsen am Black Monday vom 19. Oktober 1987 den grössten Tagesverlust der Geschichte erlitten. Dies wird damit begründet, dass die US-Notenbank zur Vermeidung einer Überhitzung der Wirtschaft, und damit eines Ausrutschens der Inflation, die Leitzinsen schneller erhöhen wird, als bisher allgemein erwartet wurde. Dafür sollen unter anderem folgende Faktoren sprechen: In der US-Wirtschaft herrscht Vollbeschäftigung und die von der Trump-Regierung beschlossene Steuerreform sollte die Konsum- und Investitionsausgaben weiter ankurbeln. Die niedrige Arbeitslosenrate von zurzeit 4,1% und damit einhergehende steigende Löhne sollen die Inflation anfachen. Sollte die US-Notenbank 2018 zum Bilanzabbau vier oder gar mehr Zinserhöhungen vollziehen, obschon zurzeit drei Zinsschritte für das Jahr 2018 erwartet werden, würde dies nach Meinung der „Falken“ einen Einbruch an den Aktienmärkten à la 1987 auslösen.

Das Lager der „Tauben“ könnte sich doch durchsetzen
Einiges spricht dafür, dass dieses Jahr nicht gleich wie 1987 verlaufen wird:

  • Der Zinsanstieg ist zu relativieren: Die 10-jährigen US-Staatsanleihenszinsen sind auf knapp 2,9% gestiegen. Dies ist nicht einmal ein halber Prozentpunkt seit Jahresbeginn und knapp 1% mehr in den letzten 12 Monaten. Dies ist im historischen Vergleich kein schneller Anstieg, zumal der Zinsanstieg von einem tiefen Niveau her stattgefunden hat.
  • Der schwache Dollar dürfte vor allem mit dem US-Haushaltsdefizit zu tun haben und könnte schnell vorbei sein dank der attraktiveren Verzinsung von US-Staatsanleihen gegenüber den europäischen (Zinsdifferenz).
  • Das US-Infrastrukturprogramm (US-Fiskalpolitik) dürfte entgegen den Erwartungen nicht die Inflation anheizen, denn diese Staatsausgaben für die Erneuerung der amerikanischen Infrastruktur werden über Jahre hinweg getätigt. Damit werden die Unternehmungen genug Zeit haben, die Produktionskapazitäten der erhöhten Nachfrage nach Investitionsgütern anzupassen. Zudem erlaubt die Automatisierung und Robotisierung der Produktion den Unternehmungen, die Produktionskapazitäten schnell anzupassen.
  • Der Lohndruck dürfte in der Tat eine Gefahr sein für die Inflation. Allerdings, obwohl die US-Arbeitslosenrate auf einem mehrjährigen Tief liegt, ist er moderat geblieben. Dies dürfte damit zu tun haben, dass die Technologie und die Digitalisierung der Wirtschaft vermehrt deflationär wirken, das heisst durch erhöhte Transparenz der Produktpreise der Preiswettbewerb gefördert wird. Dafür sprechen die US-Inflationszahlen: die Kerninflationsrate (ohne die Energiepreiskomponente) verharrte im März zum vierten Mal in Folge bei 1,8% p.a. Schliesslich beträgt die US-Beschäftigungsquote gerade ca. 63%. Zum Vergleich: in der Schweiz liegt sie bei ca. 80%. Offenbar ist die Reserve an ungenutzten Arbeitskräften in den USA doch grösser als vermutet. Der Wirtschaftsaufschwung dürfte immer mehr entmutigte amerikanische Arbeitskräfte dazu bewegen, zurück auf den Arbeitsmarkt zu kommen, was das Angebot an Arbeit erhöhen wird und einen übermässigen Lohndruck verhindern sollte.

Fazit:
Gemäss kürzlichen Aussagen der Fed-Direktorin Leal Brainard hat sich das wirtschaftliche Umfeld in den USA deutlich verbessert. Belastende Faktoren wie die Erwartung einer übermässiger Inflation sind verschwunden. Damit ist ein mässiges Tempo bei den Zinserhöhungen durch das Fed doch realistisch. Bekanntlich wird ein grosser Teil der US-Staatsanleihen von Auslandsinvestoren gehalten. Die aktuell attraktive Verzinsung von US-Staatsanleihen könnte diese Investoren zu mehr Nachfrage bewegen, was den leicht restriktiveren Gang der US-Geldpolitik – mit dem Bilanzabbau nimmt die Nachfrage ab – wettmachen könnte. Dürften sich somit die Inflationsängste und die Sorgen um schnell steigende US-Zinsen bald legen, wird es nicht mehr viel im Wege stehen für eine Rallye an den Aktienmärkten! (GRIMALDI & PARTNERS/mc/ps)

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