HSBC: 30’000 Beschäftigte fürchten um ihre Jobs

Kehrt mit eisernem Besen: HSBC-CEO Stuart Gulliver.

London – Auf dem Weg zu einer höheren Rendite plant die britische Grossbank HSBC trotz eines kräftigen Gewinnsprungs im ersten Halbjahr einen umfangreichen Stellenabbau. Bis 2013 sollen 30.000 Arbeitsplätze wegfallen, wie das Institut am Montag mitteilte. Das sind rund zehn Prozent der derzeitigen Beschäftigten. In diesem Jahr sollen bereits 5.000 Stellen gestrichen werden.

Der neue Konzernchef Stuart Gulliver hatte im Mai angekündigt, die Kostenbasis bis 2013 um 2,5 bis 3,5 Milliarden US-Dollar zu senken, um die Rendite trotz der künftigen strengeren Eigenkapitalregeln auf das Ziel 12 bis 15 Prozent zu bringen.

Gewinn um 35% auf 9,2 Mrd Dollar gesteigert

Dank ihres Gewinnsprungs um mehr als ein Drittel im ersten Halbjahr erreichte die Bank dieses Ziel mit 12,3 Prozent bereits knapp. Im ersten Halbjahr 2010 waren es 10,4 Prozent, in der zweiten Jahreshälfte 8,9 Prozent. Der Überschuss legte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 35 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 9,2 Milliarden Dollar zu. Der Zuwachs resultierte vor allem aus dem ersten Quartal, als die Bank den Gewinn um 60 Prozent gesteigert hatte. Dabei profitierte das Institut vor allem von deutlich gesunkenen Rückstellungen für faule Kredite, insbesondere in den USA. Die sogenannte Risikovorsorge des Konzerns ging um 30 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar zurück. Im zweiten Quartal hatte weltweit das Investmentbanking der Grossbanken unter der Schuldenkrise in Europa zu leiden. HSBC-Aktien legten bis zum Mittag in London knapp 5 Prozent zu und entwickelten sich damit besser als die übrigen Banken.

Filialgeschäft: Konzentration auf weniger Märkte

HSBC will sich künftig im Filialgeschäft auf weniger Märkte konzentrieren. Dazu gehören neben Grossbritannien und Hongkong vor allem wachstumsstarke Länder wie Mexiko, Singapur, die Türkei und Brasilien sowie kleinere Staaten, in denen die Bank zu den Marktführern zählt. Am Montagmorgen kündigte das Institut den Verkauf von 195 Filialen im US-Bundesstaat New York an die First Niagara Bank für eine Milliarde Dollar an. Im vergangenen Monat war die Bank einen Teil ihres russischen Privatkundenbereichs losgeworden.

Kostenquote leicht rückläufig
Im ersten Halbjahr hatte HSBC operative Kosten von 20,5 Milliarden Dollar. Das waren knapp 2,5 Milliarden mehr als vor einem Jahr. Grund dafür ist, dass die Bank angesichts des langen Booms in der Investmentbank zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und höhere Vergütungen bezahlt hatte. Die Kosten-Effizienzquote stieg dadurch von 50,9 auf 57,5 Prozent. Ziel des Unternehmens sind zwischen 48 und 52 Prozent. Erste Erfolge kann Gulliver für sich bereits verbuchen – im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2010 ging die Kostenquote leicht zurück.

Investmentbanking weltweit unter Druck
Vor allem im Investmentbanking stehen in branchenweit umfangreiche Stellenstreichungen bevor. Die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse hatten bereits in der vergangenen Woche milliardenschwere Sparprogramme angekündigt. Auch bei den US-Banken Goldman Sachs und Bank of America steht ein Stellenabbau an. Bei der Deutschen Bank ist davon hingegen keine Rede. Angeheizt vom billigen Geld der Notenbanken, hatte das Investmentbanking seit der Finanzkrise der Branche hohe Gewinne beschert. Diese Sonderkonjunktur scheint aber vorbei zu sein. Angesichts der grossen Unsicherheiten an den Märkten wegen der Schuldenkrise haben viele Anlegern zuletzt die Lust am Investieren verloren. (awp/mc/ps)

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