IHAG Kommentar: Angst vor eskalierender Finanzkrise

IHAG Kommentar: Angst vor eskalierender Finanzkrise

Zürich – Nach einem schwachen Wochenstart drehte die Stimmung am Dienstag wieder etwas ins Positive. Schlechte Nachrichten, wie die kaum überraschende Herabstufung Italiens durch S&P, wurden noch absorbiert. Am Donnerstag brachen die Aktien- und Rohstoffmärkte dann markant ein.

Die strukturellen Probleme wogen schwer. Griechenland, mit der Verunsicherung über die Ansteckung auf das europäische Bankensystem, kam wieder in den Vordergrund. Auch die Ankündigung des FED, mit der „Operation Twist“ die langfristigen Zinsen tief zu halten, war nicht der erhoffte Zaubertrick. Vielmehr verstärkte der schwache Konjunkturausblick des FED sowie die Rückstufung grosser amerikanischer Banken durch Moody’s die Angst. Das kurze Rally der Vorwoche wurde in wenigen Minuten wieder ausradiert. Der S&P 500 verlor im Wochenvergleich 6.5%, der Euro Stoxx 50 6.2% und der SMI 2.8%.

Gold und Rohstoffe gesunken
Die Flucht in Sicherheit liess die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen weiter sinken. In der Schweiz gab die Rendite von 0.99 auf 0.95 nach, in den USA von 2.07% auf 1.81%. Der USD wurde als relativ sicher gesehen und der USD/CHF-Kurs erstarkte weiter von 0.87 auf 0.90. Gerüchte um ein weiteres Anheben der unteren Limite durch die SNB auf 1.25 hoben den EUR/CHF-Kurs von 1.2086 auf 1.22. Mit der zunehmenden Rezessionsangst kamen die Rohstoffe parallel zu den Aktien unter die Räder. Der Ölpreis sank von USD 115.7 auf 106.8 pro Barrel. In solch einem Umfeld hätte eigentlich Gold stark sein sollen, aber auch hier wurden Gewinne mitgenommen. Die Unze fiel von USD 1856 auf USD 1677 im Freitagsschluss, die Preise der Gold Futures heute Morgen sogar bis auf USD 1550.

Überall werden die Wachstumsprognosen zurückgenommen
Das Wachstum in den Industriestaaten schwächt sich weiter ab und überall werden die Wachstumsprognosen zurückgenommen. Das FED sieht nun noch eine schwache Belebung der US-Wirtschaft und warnt vor signifikanten Abwärtsrisiken. Auch gemäss der neusten Prognose des IWF könnte die Weltwirtschaft in eine Rezession abgleiten. Bei den Anlegern schürte dies Angst. Die Updates der meisten Unternehmen zum laufenden Quartal berichten allerdings von weiterhin gutem Geschäftsverlauf, wenn auch teils eine Abschwächung gesehen wird. Durch den Kurseinbruch an der Börse sind aber alle vorsichtig und nehmen den Vorwurf entgegen, dass die wenigsten Manager den Einbruch 2008 vorhergesehen hätten. Die Unternehmensführer denken nun in Szenarien und sind bereit, sich sofort flexibel an die Entwicklung anzupassen. Die Unternehmen halten eine hohe Liquidität, tiefe Lager, sind flexibler und haben die Kosten gesenkt. Somit ist die Situation markant besser als Ende 2008. Die Bewertungen sind auf tiefem Niveau und eine Abschwächung oder sogar leichte Rezession ist in den Kursrückschlägen enthalten. Insgesamt ist die Stimmung an den Finanzmärkten schlechter als in der Realwirtschaft und charttechnisch befinden sich die meisten Aktien und Indizes am kritischen unteren Band der Konsolidierungs-Formationen.

Die Volatilität dürfte hoch bleiben
Angesichts der politischen Unwägbarkeiten in Europa dürfte die Volatilität hoch bleiben. Am Donnerstag wird der Deutsche Bundestag über die Aufstockung des europäischen Rettungsfonds EFSF entscheiden und eine wichtige Weiche für die Zukunft des Euro stellen. Eine gute und schnelle Lösung der Probleme ist nicht in Sicht, aber Deutschland wird wohl zustimmen müssen. Dies könnte die Märkte etwas beruhigen und für mittelfristige Investoren Opportunitäten zur Aufstockung von gefallenen Qualitätszyklikern bieten. Dabei gefällt uns ABB mit einem Auftragsbestand von neun Monaten, führender Stellung in den Schwellenländern und hoher Cashgenerierung. Ebenfalls gut aufgestellt ist Sulzer, hält führende Marktpositionen, hat im letzten Abschwung nur einen geringen Gewinnrückgang verzeichnet und spricht von einer gewissen Preissetzungsmacht fürs 2. Semester. Auch Henkel gibt sich fürs laufende Quartal zuversichtlich und kann als globaler Leader bei Klebstoffen Stärke zeigen. Swatch hat in zwei Tagen von der oberen Trading-Bandbreite in die Nähe der unteren korrigiert, obwohl die Uhrenexporte vom August weiter boomten. (IHAG/mc/hfu)

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Überall werden die Wachstumsprognosen zurückgenommen. Überall werden die Wachstumsprognosen zurückgenommen.

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