IHAG Kommentar: Die Börsen dürften gut ins 2013 starten

IHAG Kommentar: Die Börsen dürften gut ins 2013 starten

Zürich – Die Aktienmärkte begannen das Jahr 2012 mit frischem Optimismus und zyklische Indices wie der DAX oder NASDAQ stiegen bis Mitte März fast 20%. Unterstützt wurde dies durch die bekräftigte Tiefzinspolitik des Fed am 25. Januar und das zweite LTRO-Programm der EZB am 29. Februar. Doch die kritische Lage der Staatsfinanzen in den europäischen Peripherieländern spitzte sich weiter zu, allen voran in Griechenland, aber zunehmend auch in Spanien.

Es folgten mehrere Treffen der europäischen Minister. Eilends wurde dann der Rettungsschirm ESM auf EUR 800 Mrd. erhöht, womit neben Portugal auch Spanien, nicht aber Italien, hätte gerettet werden können. Es kamen dennoch Zweifel auf, ob dies reichen würde. An den Börsen griff die Furcht über ein Auseinanderbrechen der Eurozone um sich, was durch die Wahl des Sozialisten Hollande zum Präsidenten in Frankreich verstärkt wurde. Es stand nur noch Deutschland als Fels im europäischen Schuldenmeer.

Sicherheit als prägende Kraft
Nachdem Spanien verkündete, es sei sehr schwierig sich zu finanzieren und die angeschlagenen Banken zu rekapitalisieren, erreichten die Börsen anfangs Juni ihren Jahrestiefstpunkt. Der Stoxx 50 hatte vom Höchst Mitte April bereits 15% verloren. Dank dem Vorschlag, dass ESM-Gelder von bis zu EUR 100 Mrd. direkt in das angeschlagene spanische Bankensystem fliessen sollten, musste sich der spanische Staat nicht unter den Rettungsschirm stellen. Mit der Wahl des oppositionellen Samaras zum Präsidenten konnte ein ungeordneter Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone abgewendet werden. Gleichzeitig verlängerte das Fed die Operation Twist. Alles stabilisierende Faktoren, welche zu einer Erholung der Aktienkurse führten. Mitte Juli schien diese Erholung aber bereits vorüber zu sein, als der EZB Präsident Mario Draghi seine später berühmte Rede hielt mit dem Zitat: „ Die EZB wird alles in ihrer Macht stehende tun, um den Euro zu erhalten, und glauben Sie mir, es wird ausreichen“. Darauf setzten die Aktienmärkte zu einem Rally an, teils durch Eindeckung der Leerverkäufe, teils durch neue Hoffnung. Der Zins zehnjähriger spanischer Staatsanleihen sank innert einer Woche von 7.5% auf 6.6% und bis zum Jahresende auf 5.2%. Die Finanzmärkte beruhigte eine mögliche, unlimitierte Intervention. Mitte September verkündete das Fed die dritte Runde im Quantitativen Easing durch Kauf von Hypothekarpapieren und Mitte Dezember durch zusätzliche Käufe von Staatspapieren. Die Tiefzinspolitik in den USA sollte nun neu bis zum Erreichen einer Arbeitslosenquote von 6.5% beibehalten werden. Die Zinsen von Staatsanleihen sicherer Länder, wie den Deutschland und der Schweiz, sanken 2012 nochmals. Die USA und Deutschland sahen die tiefsten Renditen im Juli. Seither bewegten sie sich in einem etwas höher gelegenen Band seitwärts. Sicherheit zu jedem Preis, auch unter Inkaufnahme von Negativzinsen in der Schweiz bei kurzen Laufzeiten, stand im Vordergrund. Ein Zinsanstieg zeichnet sich vorderhand nicht ab.

Währungen parallel zu Aktienmärkten
Bei den Währungen verlief der EUR/USD fast parallel zu den Aktienmärkten und sah das Tiefst von 1.20 Mitte Juli. Seither konnte er sich bis auf 1.32 hocharbeiten. Der CHF/USD verlief spiegelbildlich und sank gegen Jahresende auf 0.91, unweit vom Jahrestiefst bei 0.89 von Ende Februar. Die SNB konnte den EUR/CHF leicht über 1.20 stabilisieren und scheint damit eine starke Stellung aufgebaut zu haben. Der Goldpreis entwickelte sich, ausser im März und Dezember, parallel zu den Aktienindices, was eigentlich erstaunt. Als sicherer Hort sollte die Korrelation eigentlich tiefer sein. Noch im Herbst bei USD 1800 die Unze wurden bereits neue Ziele von USD 2000 herumgeboten. Allerdings erfolgte danach eine Korrektur und bietet nun wieder eine Kaufgelegenheit. Den Ölpreis sehen wir angesichts des soliden Angebotes seitwärts bis leicht tiefer, was der Wirtschaft hilft.

USA stehen vor großen Schulden- und Defizitproblemen
Die Wiederwahl Barack Obamas brachte die steigende Staatsverschuldung in den USA und das sogenannte Fiscal Cliff in den Vordergrund. Die Demokraten um Präsident Obama wollen die Steuern erhöhen und die Republikaner die Ausgaben senken. Ohne Einigung treten automatische Steuererhöhungen sowie Ausgabenkürzungen in Kraft, welche die USA in eine Rezession führen könnten. Somit sind wir in der Gegenwart angekommen. Im globalen Bild scheint das Schlimmste überstanden zu sein, aber allzu viel Optimismus kann nicht aufkommen. Die Schuldenberge bleiben hoch und die Arbeitslosigkeit, v.a. der Jungen, birgt Zündstoff. Europa geht durch einen schwierigen Prozess der Neuaufstellung und sollte 2013 wieder knapp aus der Rezession finden. Die USA stehen vor großen Schulden- und Defizitproblemen, sollten aber stark genug sein, den Schwung der anziehenden Wirtschaft am Laufen zu halten. Die dynamischen Schwellenmärkte von Asien bis Lateinamerika gewinnen an Bedeutung und der neuen Regierung in China wird zugetraut, das Wachstum unter Kontrolle zu haben.

Weitere Wertsteigerung bei Aktien möglich
Ein Teil dieses sich verbessernden Bildes ist im Anstieg der Börsenkurse bereits enthalten. Das solide Deutschland mit dem eher zyklisch ausgerichteten DAX stand mit einem Anstieg 2012 von 29% an der Spitzte der wichtigen Aktienindices, aber auch die übrigen Indices konnten rund 13% (S&P 500), 14% (Euro Stoxx 50) und 18% (SPI) zulegen. Die Bewertung auf P/E-Basis und dem erwarteten EPS-Marktwachstum sind im historischen Vergleich fair. Allerdings auf Basis der meist hohen Dividendenrenditen und der gesunden Unternehmen im Vergleich zu Obligationen interessant. Hier gibt es Raum für eine P/E-Expansion und Umschichtungen in Aktien. Für 2013 erwarten wir daher eine weitere Wertsteigerung bei Aktien, aber kaum nochmals im selben Ausmass wie 2012. Wir würden bei Zukäufen Aktien mit hohem Umsatzanteil in Schwellenländern bevorzugen, aber auch Versicherungen und ausgesuchte Zykliker zumischen. Die Börsen sind allerdings weiterhin von der Politik abhängig (Wahlen in Italien, Zentralismus in Frankreich, Spannungen im Nahen Osten), was für vorübergehende Korrekturen sorgen wird. Eine gute Diversifikation sowie taktische Anpassungen bleiben zentral. Fürs erste Quartal sind wir mit der Einigung in letzter Minute in der Haushaltsdebatte in den USA vorerst optimistisch

(IHAG/mc/hfu)

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