IHAG Kommentar: Erhöhte Unsicherheit und starke Ausschläge an den Börsen 2015

IHAG Kommentar: Erhöhte Unsicherheit und starke Ausschläge an den Börsen 2015

Zürich – Nach einem sehr volatilen Jahr verlor der SMI zum Vorjahr 1.8%, konnte sich inklusive Dividende mit 1.15% leicht ins Plus retten. Der DAX konnte immerhin fast 10% zulegen, aber war in CHF 1% im Minus. Auch der S&P 500 vermochte mit -0.7% in USD sowie -1.7% in CHF keine Stricke zu verreissen. Ein volatiles Börsenjahr geht damit zu Ende.

Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA Ende Januar auf 1.64%. Danach kam es zu einer Erholung über 2% und volatilen Seitwärtsbewegung. Mit dem Zinsschritt des FED gehen wir von einer leicht steigenden Tendenz im 2016 aus. In Deutschland sanken die Renditen von 0.5% bis auf 0% per Mitte April, kletterten danach bis auf 1%, mit anschliessendem Sinkflug zurück auf 0.5%. Mit dem laufenden QE-Programm der EZB dürften die Zinsen in Europa tief bleiben. Dies gibt der SNB Luft und die schockartige Intervention vom Januar scheint langsam verdaubar.

Nachdem die SNB die Kursstütze des CHF zum EUR bei 1.20 aufgegeben hatte, konnte der Kurs bereits ab Februar über 1.03 und ab August um 1.08 stabil gehalten werden. Der USD sackte zum CHF kurz von 1.02 auf 0.84 ab, war aber bereits im März zurück zur Parität. Bis zum Herbst wurde in einem Bereich zwischen 0.92 und 0.98 gehandelt. Auf das EZB-Meeting anfangs Dezember hin kletterte der Kurs auf 1.03, pendelte sich danach knapp unter der Parität ein. Für den USD spricht die höhere Wachstumsdynamik verbunden mit dem Beginn des Zinserhöhungszykluses. Allerdings ist dies nicht neu und ein grosser Teil bereits eingepreist.

Rohstoffpreise auf rasanter Talfahrt
Der Goldpreis kletterte im Januar kurz auf USD 1300 die Unze, sank danach aber in drei Etappen bis auf USD 1050. Die meisten Rohstoffpreise sanken 2015 dramatisch. Hohe Investitionen der Explorateure, technologischer Fortschritt mit Kostensenkungen plus ein starker USD gegenüber schwachen Schwellenländerwährungen bewirkten generell eine Angebotsausweitung. Der Ölpreis sank von USD 57, nach einem Erholungsversuch bis Mitte Mai gegen USD 70, im Jahresverlauf weiter bis auf USD 36 pro Barrel Brent. Die OPEC konnte oder wollte die Förderung nicht drosseln. Diverse Analysten erwarten eine Preiserholung im 2016 bis über USD 60, wogegen die Preise der Futures für Ende 2016 mit USD 45 nur etwas höher als die aktuellen Preise stehen. Mit dem erwarteten Hochfahren des Exports aus dem Iran sowie einem möglichen Wiedereintritt von Libyen ist auch ein weiterer Preiszerfall nicht auszuschliessen. Eine Prognose für den Ölpreis ist damit sehr schwierig.

SNB lässt am 15. Januar keine Bombe platzen
Die Börsen starteten freundlich ins Jahr. Am 15. Januar platzte eine kleine Bombe, denn die SNB liess die Untergrenze zum EUR fallen und der SMI verlor in einer ersten Panikreaktion 15%. Nach dem ersten Schock konnte sich der SMI im Soge der übrigen Börsen V-förmig erholen. Am 9. März startete die EZB mit dem Quantitative Easing was das drohende Abkippen der Börsen verzögerte. Die offenen Geldschleusen in Europa und Japan lockten die Investoren mangels Renditealternativen weiter in die Aktienmärkte. Für eine erste Zwischenkorrektur war Griechenland verantwortlich. Ende April sorgten schwache Makrodaten aus den USA für Gewinnmitnahmen. Zudem schossen die Bondrenditen weltweit in die Höhe. Die Aktienmärkte liessen sich von dieser Unsicherheit anstecken und korrigierten. Das Vorziehen der monatlich geplanten Anleihekäufer der EZB führte jedoch zu einer Entspannung.

Massiver Ausverkauf nach Yuan-Abwertung
Im Juni sorgte der sich dahinziehende, griechische Schuldenpoker nochmals für hohe Volatilität an den Börsen. Nachdem das dritte Hilfspaket für Griechenland in letzter Minute doch noch geschnürt werden konnte, bewirkte der weggefallene Unsicherheitsfaktor anfangs Juli auf breiter Front Erleichterungskäufe. Der SMI stieg innert 2 Wochen um 8%. Die unerwartete Abwertung des chinesischen Yuan Mitte August löste hingegen einen massiven Ausverkauf von Aktien aus, was durch vorangehende Platzen der Blase an den chinesischen Börsen verstärkt wurde. Die plötzliche Risikoscheu wurde durch Sorgen einer möglichen Ansteckungsgefahr der Weltwirtschaft durch die Abkühlung in China befeuert. Im August verlor der SMI 6.4% und der exportsensible DAX gar über 9%. Im September blieben die die Aktienmärkte volatil und zeigten sich über den Entscheid des FED, die Zinsen noch nicht anzuheben, wenig erfreut. Man sah darin die Bestätigung, dass die globale konjunkturelle Lage unstabil sei. Dazu kamen unternehmensspezifische Hiobsbotschaften von Volkswagen mit dem „Dieselskandal“ sowie der Kurssturz von Glencore, bei Schulden von über USD 30 Mrd. Es war aber bereits viel Negatives in den Kursen eskomptiert und es kam zu einer Erholung.

EZB hat im Dezember nicht «geliefert»
Der SMI konnte sich vom Tief im September bis anfangs Dezember um fast 10% erholen. Es waren weniger fundamentale Gründe, die das Rally ermöglichten, vielmehr beflügelten Aussagen der EZB und die Leitzinssenkung der chinesischen Notenbank die Börsen. Auch die Terroranschläge in Paris im November waren schnell weggesteckt. Die aufgebauten hohen Erwartungen wurden allerdings am Dezember-Meeting der EZB nicht erfüllt und belastet von Konjunktursorgen korrigierte der SMI bis Mitte Dezember rund 7%. Das FED hatte wie erwartet die Leitzinsen am 16. Dezember in einem ersten Schritt erhöht und mit moderaten Erhöhungsabsichten die Erwartungen erfüllt. Die Börsen erholten sich danach und es kam zu einem versöhnlichen Jahresausklang.

2016 dürfte anspruchsvoll bleiben
Das Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung und Ernüchterung dürfte auch 2016 anhalten. Europa erholt sich zäh, wird aber politisch immer wieder zurückgeworfen: Machtverlust in Spanien von Ministerpräsident Rajoy mitten in der zarten Erholung, drohender Austritt der UK aus der EU, Unsicherheit mit dem Flüchtlingsstrom nach Europa. In den Schwellenländern belastet der starke USD und viele Länder stehen wirtschaftlich schwächer da, als vor einem Jahr. Die tiefen Rohstoffpreise drücken auf die Exporte. Ein Lichtblick sind die USA, wo die Arbeitslosigkeit auf 5% gesunken ist und der Konsum sowie die Wirtschaft grösstenteils brummen. Trotz einer siebenjährigen Hausse sehen wir insgesamt noch keine Gefahr eines Abschwungs der Börsen, sondern eine Konsolidierung mit anhaltender Volatilität. Saisonal steigen die Börsen in den ersten Monaten meistens, somit sind wir für den Start ins 2016 positiv gestimmt. Danach wird die weitere Entwicklung der Unternehmensgewinne, der Rohstoffpreise und die Politik der Zentralbanken taktische Agilität im Portfolio erfordern, worunter auch Gewinnmitnahmen opportun werden könnten. (IHAG/frp/mc/ps)

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