IWF: Noch keine fixe Zahl für Banken-Kapitalbedarf

IWF: Noch keine fixe Zahl für Banken-Kapitalbedarf
IWF-Direktorin Christine Lagarde.

IWF-Chefin Christine Lagarde.

Marseille – Im Streit über die Kapitallücke europäischer Banken versucht der Internationale Währungsfonds (IWF) die Branche und die Politik zu beruhigen. Die heftig kritisierte interne IWF-Schätzung eines Bedarfs von 200 Mrd EUR sei noch kein endgültiges Ergebnis, stellte IWF-Chefin Christine Lagarde klar. «Die Zahl ist vorläufig», sagte sie am Samstag.

Die IWF-Schätzung hatte in der Bankenbranche für erheblichen Wirbel gesorgt. Mittlerweile fürchtet der IWF selbst, durch die Euro-Schuldenkrise in Bedrängnis zu geraten. Wie aus einem internen IWF-Dokument hervorgeht, rechnet der Fonds mit einer höheren Kreditnachfrage angeschlagener Staaten, sollten sich die Finanzierungsbedingungen weiter verschlechtern. Die Zahl von 200 Mrd EUR als geschätzter Kapitalbedarf der europäischen Banken stammt aus einem an die Öffentlichkeit gelangten Entwurf für einen IWF-Bericht. Vertreter aus Europas Bankenbranche und der Europäischen Zentralbank (EZB) bezeichneten die Schätzung als übertrieben.

«Vorläufiger Entwurf» noch vor Ende September
Das Bekanntwerden der Zahl führte nach den Worten Lagardes zu falschen Interpretationen. «Es handelt sich weder um einen Stresstest, den der IWF durchführt, noch ist es der globale Kapitalbedarf der europäischen Banken – das ist es nicht», betonte sie. Der IWF befinde sich derzeit in Gesprächen mit den europäischen Partnern über die Methode der Schätzungen. Dann erst werde ein «vorläufiger Entwurf» veröffentlicht. Dies solle noch vor dem Monatsende geschehen, sagte Lagarde nach Beratungen der sieben führenden Industrienationen (G7) sowie Russlands (G8) im französischen Marseille.

Stösst IWF an eigene Grenzen?
Durch die Euro-Schuldenkrise droht der IWF offenbar selbst an seine Grenzen zu stossen. Der Fonds könnte nach neuesten Schätzungen lediglich 390 Mrd USD an Darlehen vergeben, ohne seine Bilanz in Gefahr zu bringen, heisst es in dem internen Dokument weiter. Im schlimmsten Fall könnte der Kapitalbedarf von hoch verschuldeten Ländern aber bei rund 840 Mrd USD liegen. Der IWF gehe von einer deutlichen Zunahme von Risiken für die Finanzstabilität aus. Die europäische Schuldenkrise bedrohe die gesamte Weltwirtschaft. Es bestehe die Möglichkeit, dass mehr Länder vom IWF Unterstützung benötigten. (awp/mc/ps)

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