Japans Notenbank öffnet Geldschleusen weiter

Japans Notenbank öffnet Geldschleusen weiter

Tokio – Die japanische Zentralbank treibt ihre expansive Geldpolitik weiter energisch voran. Zur Bekämpfung des jahrelangen Preisverfalls erhöhte die Bank of Japan (BoJ) am Dienstag ihr mittelfristiges Inflationsziel von 1 auf 2 Prozent. Zudem wollen die Währungshüter das derzeit zeitlich befristete Programm für Anleiherückkäufe durch eines ohne absehbares Ende ersetzen.

Die Notenbank erfüllt damit die entsprechenden Forderungen der neuen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe. Dieser verlangt zur Ankurbelung der stagnierenden Konjunktur und Bekämpfung der jahrelangen Deflation, dass die Zentralbank die Geldschleusen noch viel stärker öffnet – ungeachtet der gewaltigen Staatsverschuldung von bereits 235 Prozent des BIP.

Monatliche Wertpapierkäufe in der Höhe von 109 Mrd Euro
Die Notenbank kündigte an, die Deflation gemeinsam mit der Regierung bekämpfen zu wollen. Dazu solle die äusserst expansive Geldpolitik entschieden fortgesetzt werden. Der Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren soll künftig unbefristet sein. Die Notenbank will ab Januar des kommenden Jahres monatlich Wertpapiere für 13 Billionen Yen (rund 109 Mrd Euro) aufkaufen. Eine ähnliche Methode verfolgt die US-Zentralbank. Die Regierung sagte im Gegenzug Massnahmen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums zu und versprach, sich für die Gesundung der Staatsfinanzen einzusetzen.

Ernüchterung am Markt
Kritiker zeigen sich über Japans Versuch besorgt, die seit Jahren andauernde Deflation nun mit einer uferlosen Geldschwemme ersticken zu wollen. Am Markt waren die Schritte grösstenteils erwartet worden. Die Ankündigung der Notenbank sorgte deshalb am Aktienmarkt nur für kurzfristige Kursgewinne. Der japanische Leitindex sprang kurz nach der Mitteilung um ein Prozent nach oben, rutsche zuletzt aber wieder ins Minus. Am Devisenmarkt zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier legte der Yen, den die Notenbank und Regierung eigentlich schwächen wollen, zu. Die Rendite für fünfjährige japanische Staatsanleihen fiel auf den tiefsten Stand seit 2003.

Am Markt sorgte vor allem der späte Start des unbefristeten Programms für die Anleihreückkäufe für Ernüchterung. Zudem hatten viele Experten damit gerechnet, dass Regierung und Notenbank das Inflationsziel nur vorübergehend anheben. Dies nährt die Zweifel, ob es Abe tatsächlich gelingt, das Wachstum nachhaltig anzukurbeln. Zumindest die Zentralbank rechnet jetzt mit einem höheren Wachstum als zuletzt. Sie erhöhte ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum für das am 1. April beginnende Steuerjahr 2013/2014 von 1,6 Prozent auf 2,3 Prozent. (awp/mc/pg)

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