Julius Bär 2011: Gesunkener Konzerngewinn

Julius Bär 2011: Gesunkener Konzerngewinn

Julius-Bär-CEO Boris Collardi.

Zürich – Die Julius Bär Gruppe hat im Geschäftsjahr 2011 zwar einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen müssen, der Neugeldzufluss hat allerdings angehalten. Entsprechend dem veränderten Umfeld hat die Bank die mittelfristigen Finanzziele zum Teil etwas weniger optimistisch formuliert. Trotzdem soll eine Dividende von 1,00 CHF pro Aktie bezahlt werden. Im Steuerstreit mit den USA gibt sich die Bär-Führung gelassen.

Der adjustierte Konzerngewinn fiel – bereinigt um die einmalige Zahlung im Steuervergleich mit Deutschland – mit 451,8 Mio CHF um 10,3% tiefer aus als im Vorjahr. Die Bank hatte im ersten Halbjahr 2011 eine Zahlung von 50 Mio EUR an die deutschen Behörden geleistet und damit ein mögliches Steuerverfahren abgewendet. Der Konzerngewinn für die Aktionäre gemäss IFRS lag mit 258 Mio CHF um 27% unter dem Vorjahresresultat.

Anhaltender Geldzufluss
Angehalten hat der gute Neugeldzufluss zu dem Vermögensverwaltungsinstitut, der sich auf 6% der Kundenvermögen oder 10,2 Mrd CHF beschleunigte (2010: 8,8 Mrd). Ein grosser Teil der Zuflüsse stammte erneut aus den Wachstumsmärkten Asien, Russland, Osteuropa, Mittlerer Osten und Lateinamerika. Aber auch das lokale Geschäft in der Schweiz und in Deutschland habe starke Zuflüse verzeichnet, heisst es. Die verwalteten Vermögen (AuM) waren per Ende Jahr mit 170,3 Mrd CHF fast unverändert. Wegen der starken Markt- und Währungsvolatiität hätten sie im Jahresverlauf stark geschwankt, so Bär. Der Neugeldzufluss (10,2 Mrd) wurde durch eine negative Marktperformance von 8,1 Mrd CHF und einen negativen Währungseffekt von 1,4 Mrd CHF praktisch kompensiert.

Bruttomarge leicht gesunken
Insgesamt ging der von der Bankengruppe erwirtschaftete Betriebsertrag im Vergleich zum Vorjahr um 2,3% auf 1,75 Mrd CHF zurück. Der adjustierte Geschäftsaufwand legte um 7,3% auf 1,28 Mrd CHF zu, was allerdings stark vom Steuervergleich mit den deutschen Behörden beeinflusst war. Entsprechend verschlechterte sich die Cost/Income-Ratio auf 68,0% nach 65,4% im Vorjahr. Die Bruttomarge belief sich über das Jahr gesehen auf 104,5 Basispunkte nach 105 für 2010. Die BIZ Tier 1 Ratio wird per Stichtag mit 21,8% nach 21,7% per Jahresmitte ausgewiesen. Mit den Zahlen hat das Institut die Markterwartungen nur teilweise erfüllen können.

Dividende und Sonderdividende
Die Aktionäre sollen gemäss Bär-Management in den Genuss einer ordentlichen Dividende in der Höhe von 0,60 (VJ 0,60) CHF pro Namenaktie sowie einer Sonderdividende von 0,40 CHF je Aktie kommen, die aus den Reserven aus Kapitaleinlagen bezahlt werden.

Zu wenige Informationen für US-Rückstellung

Zum Thema Steuerstreit mit den USA geben sich die Julius Bär-Verantwortlichen zuversichtlich. Man habe «frühzeitige, proaktive und kooperative Schritte» unternommen, die Steuerangelegenheit mit den USA zu regeln und werde «weiterhin voll mit den US-Behörden kooperieren», heisst es in der Mitteilung. «Wir haben keine Indikation für ein anderes Szenario», betonte CEO Boris Collardi an einer Telefonkonferenz. Die Situation jeder Bank stelle sich zudem unterschiedlich dar. Collardi räumte ein, dass der Vergleich eine Busszahlung an die USA beinhalten dürfte. Allerdings habe man derzeit zu wenige Informationen, um eine Rückstellung dafür vornehmen zu können, ergänzte Finanzchef Dieter Enkelmann.

Neues Aktienrückkaufprogramm

Dennoch will die Bär-Geschäftsleitung ein neues Aktienrückkaufprogramm starten, nachdem das 2011 lancierte Aktienrückkaufprogram zum Rückkauf von 5% der Aktien kurz vor dem Abschluss steht. Mit dem neuen Rückkaufprogramm sollen Aktien über maximal 500 Mio CHF über die nächsten zwei Jahre zurückerworben werden. Julius Bär werde auch weiter nach Übernahmegelegenheiten Ausschau halten, sagte Collardi. Zudem hat das Management auch die bisherigen Finanziele neu definiert. Insbesondere wurde das Ziel für die C/I-Ratio etwas erhöht auf neu 62-66% nach bisher 60-64%. Für die Vorsteuermarge beträgt das Ziel neu mehr als 35 Basispunkte (bisher über 40). Das Zielband für den Netto-Neugeldzufluss beträgt unverändert 4-6%. (awp/mc/upd/ps)

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