Lage an Europas Anleihenmarkt entspannt sich weiter

Lage an Europas Anleihenmarkt entspannt sich weiter

Frankfurt am Main – Im Handel mit Staatsanleihen der hochverschuldeten Eurozonen-Staaten Italien und Griechenland hat sich die Lage am Donnerstag weiter entspannt. Nachdem die Risikoaufschläge am Dienstag noch ein alarmierend hohes Niveau erreicht hatten, fielen sie im Vormittagshandel weiter deutlich zurück. Die Rendite der italienischen Staatsanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren war zeitweise bis auf 5,918 Prozent gerutscht.

Im weiteren Handel stiegen die Risikoaufschläge aber wieder etwas und die Rendite lag zuletzt bei 5,961 Prozent. Dies ist ein Rückgang von 0,11 Prozentpunkte zum Vortag. Zum Vergleich: Die Rendite der deutschen zehnjährigen Anleihen lag bei 2,430 Prozent.

Auch Renditen für spanische Anleihen tiefer
Die Rendite der spanischen Staatsanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren gab im Vormittagshandel ebenfalls deutlich nach. Sie lag aber mit 6,046 Prozent weiter knapp über der Marke von 6 Prozent, die gemeinhin als ein Warnsignal gilt. Dies ist ein Rückgang von 0,16 Prozentpunkten. Zu Beginn der Woche waren die Renditen der zehnjährigen Papiere aus Italien und Spanien zeitweise deutlich über 6,0 Prozent gesprungen. Händler erklärten den aktuellen Rückgang der Renditen mit der allgemein etwas entspannten Situation an den Finanzmärkten. Nach einer tagelangen Talfahrt konnte beispielsweise der Deutsche Aktienindex Dax im Vormittagshandel zu einer leichten Erholung ansetzen.

Geringere Ansteckungsgefahr
Experten sahen zudem keine grössere Gefahr eines möglichen Überspringens der Schuldenkrise von Griechenland auf die wesentlich grösseren Volkswirtschaften Italien und Spanien. Der jüngste Anstieg der Risikoaufschläge für italienische und spanische Staatsanleihen sei nur ein «vorübergehendes» Phänomen, sagte Anleihen-Experte Michael Mewes von J.P. Morgan Asset Management. Der zuletzt starke Anstieg der Risikoaufschläge werde durch den dünnen Sommerhandel begünstigt. Ausserdem habe eine vergleichsweise erfolgreiche Auktion von spanischen Staatsanleihen die Lage weiter entspannt, sagten Händler. Spanien platzierte am Vormittag Anleihen mit einer Laufzeit von drei und vier Jahren im Wert von 3,31 Milliarden Euro. Angestrebt war ein Maximalziel von 3,5 Milliarden Euro. Die Renditen für die neuen Anleihen sind im Vergleich zu vorangegangenen Versteigerungen nur moderat gestiegen.

Berlusconi-Rede ohne grossen Einfluss auf Märkte
Die am Vortag mit Spannung erwartete Rede des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hatte Experten zufolge hingegen kaum Einfluss auf den Handel an den europäischen Anleihenmärkten. Italiens Regierungschef hatte das Sparpaket und die Krisenmassnahmen seiner Regierung gegen den Druck der Finanzmärkte verteidigt. Die Banken des Landes seien solide und die Wirtschaft vital, sagte Berlusconi. Im weiteren Tagesverlauf dürfte Berlusconi aber erneut in den Fokus der Anleger an den Anleihenmärkten rücken. Auf dem Programm steht ein Treffen mit führenden Vertreten aus der Wirtschaft und der Gewerkschaften. Dabei geht es auch um eine mögliche Liberalisierung der Arbeitsmärkte. (awp/mc/ps)

Europäische Zentralbank (EZB)

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