Frankreich: Moody’s rüttelt an Top-Rating

Frankreich: Moody’s rüttelt an Top-Rating

Frankfurt am Main – Frankreich muss um seine Top-Bonität kämpfen. Die Ratingagentur Moody’s zweifelt an dem bisher stabilen guten Ausblick für die Kreditwürdigkeit der zweitgrössten Volkswirtschaft Europas und stellt das Toprating (Aaa) auf den Prüfstand. Die Regierung müsse für Frankreichs Best-Bewertung wirtschaftliche und haushaltspolitische Reformen umsetzen, schrieb Moody’s in seinem am Montagabend veröffentlichten jährlichen Kreditbericht.

Wirtschaftsminister François Baroin musste einräumen, dass die Regierung ihre Wachstumsprognose für 2012 wahrscheinlich erneut nach unten revidieren werde. Das Land werde dennoch alles tun, um die Top-Kreditwürdigkeit zu behalten. Frankreich werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nicht um 1,75 Prozent steigern können. Es bestehe die Gefahr, dass das Wachstum unter 1,5 Prozent liegen werde, sagte Baroin dem Fernsehsender France 2.

Risikoaufschläge steigen
Daraufhin stiegen am Dienstag die Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen: Im Vergleich zu den als besonders sicher geltenden deutschen Papieren muss Frankreich derzeit die höchste Risikoprämie seit Euro-Einführung zahlen. Die Aufschläge zu deutschen Anleihen stiegen erstmals auf mehr als 100 Basispunkte oder mehr als einen Prozentpunkt. Das Renditeniveau für zehnjährige französische Staatsanleihen liegt aktuell bei 3,15 Prozent, das ist kein Höchststand. Moody’s erklärte in seiner Analyse, die Finanzstärke Frankreichs sei durch die Finanz- und Wirtschaftskrise geschwächt worden. In Bezug auf die Schuldensituation gehöre Frankreich mittlerweile zu den schwächsten mit «Aaa» benoteten Ländern.

Überprüfung des Ausblicks binnen drei Monaten

Ausserdem stehe Frankreich in den nächsten Monaten vor Herausforderungen: So könnte zusätzliche Unterstützung für andere Länder notwendig werden oder das französische Bankensystem gestützt werden müssen. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum könnte in Frankreich noch stärkere Sparanstrengungen notwendig machen. Die Regierung hat versprochen, das nach EU-Regeln unzulässig hohe Staatsdefizit bis 2013 auf die Höchstgrenze von 3 Prozent des BIP zu senken. Generell verfüge Frankreich aber über eine Wirtschaft mit «hoher Produktivität, breiter Diversifizierung und hoher Innovationskraft», betonte Moody’s. Zudem verfüge der private Sektor über ein hohes Sparvermögen. Die Überprüfung des Ausblicks erfolge in den nächsten drei Monaten. (awp/mc/upd/ps)

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