Neuer Betrugsverdacht: Banken bleiben im Visier der US-Behörden

Neuer Betrugsverdacht: Banken bleiben im Visier der US-Behörden
UBS-Sitz New York.

New York – Die US-Behörden lassen bei ihren Ermittlungen gegen die Grossbanken nicht locker. Laut dem «Wall Street Journal» prüfen sie nun, ob die Institute auch nach der Finanzkrise weiter Investoren beim Verkauf von Hypothekenpapieren übers Ohr gehauen haben.

Die Untersuchung hätten vor rund einem Jahr begonnen, befänden sich aber noch in einem frühen Stadium, schreibt das Blatt unter Berufung auf mit den Vorgängen Vertraute. Erste Auskunftsersuchen an die Banken seien inzwischen verschickt. Im Visier der Ermittler stehen demnach zahlreiche internationale Grossbanken, darunter auch die UBS sowie Barclays, Citigroup, die Deutsche Bank, Goldman Sachs, JPMorgan, Morgan Stanley und die Royal Bank of Scotland. Die Behörden wollten im Blatt keinen Kommentar abgeben.

Auslöser der Finanzkrise
Die mit Hypotheken besicherten Wertpapiere gelten als Auslöser der Finanzkrise. Banken hatten darin massenhaft Immobilienkredite mit zweifelhafter Qualität gebündelt und weiterverkauft. Über die Risiken sollen sie die Investoren dabei nicht richtig informiert haben. Diese Fälle haben die US-Behörden inzwischen zum Grossteil abgeschlossen. Die Banken wurden dafür zu hohen Strafzahlungen verdonnert.

Falsche Angaben zu praktisch unverkäuflichen Papieren?
Was mit den Giftpapieren aus der Finanzkrise danach passierte, beschäftigt die Ermittler der US-Börsenaufsicht SEC und der Antibetrugsstelle für das 2008 aufgelegte staatliche Rettungsprogramm TARP in den neuen Untersuchungen. Sie umfassen laut Zeitung einen Zeitraum von 2009 bis 2011.

Die einstigen Hypothekenpapiere waren weiter auf dem Markt, sie waren nur praktisch kaum verkäuflich. Viele Banken hatten einen grossen Bestand in ihren Büchern. Es war lange sehr schwer, für diese Anlagen einen Preis zu bilden. In diesem Zusammenhang vermuten die Behörden nun, dass die Institute falsche Angaben gemacht haben könnten, um mit den Papieren dennoch handeln zu können. Der Handel mit diesen Papieren ist anders als das Aktiengeschäft an der Börse wenig transparent. Es basiert auf dem Vertrauen, dass der Besitzer von solchen Anlagen ehrliche Angaben macht. Nun müssen die Behörden feststellen, ob die Banken die Grenze zum strafbaren Betrug überschritten haben.

In einem Fall bei der kleineren Investmentbank Jefferies sind die Behörden schon weiter. Ein Händler dort muss sich der Zeitung zufolge demnächst vor Gericht verantworten, weil er wiederholt Investoren beim Verkauf von Hypothekenpapieren belogen haben soll.

An mehreren Fronten in der Kritik
Die Banken stehen wegen zahlreiche Manipulationsvorwürfe derzeit an mehreren Fronten in der Kritik. Unter anderem müssen sie sich wegen Betrügereien bei der Feststellung wichtiger Zinssätze (Libor) verantworten. Hinzu kommen Ermittlungen rund um die ebenfalls wenig transparenten Devisen, Derivate- und Rohstoffmärkte. (awp/mc/pg)

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