Keine systematische Verschiebung von US-Kunden
Urs Rohner, VRP Credit Suisse.
Zürich – Von der Credit Suisse hat es gemäss ihrem VR-Präsidenten Urs Rohner im Nachgang zur UBS-Affäre in den USA keine systematischen Verschiebungen von US-Kundengeldern zu Kantonal- oder anderen Banken gegeben. Bei der Bank habe es ab 2008 klare Regeln gegeben, «dass im grenzüberschreitenden Geschäft keine US-Kunden von der UBS übernommen wurden», sagte Rohner im Interview mit der «Handelszeitung». Sollte sich herausstellen, dass sich einzelne Mitarbeiter nicht an die Vorschriften gehalten hätten, werde dieses Fehlverhalten sanktioniert werden.
Er habe als ehemaliger Chefjurist der CS keine Angst davor, dass er im Zusammenhang mit dem Streit mit den USA um Beihilfe zur Steuerhinterziehung, verhaftet werden könnte. «Es besteht kein Anlass dafür. Ich würde auch jetzt jederzeit hingehen, wenn es das Geschäft erfordert», sagte der VR-Präsident.
Globallösung wäre ideal
Für den Finanzplatz Schweiz wäre eine Globallösung mit den USA ideal, die alle Banken mit einschliesst, so Rohner weiter. Von einer Ablasszahlung von insgesamt 8 Mrd USD, wie sie in den Medien herumgereicht wurde, habe er allerdings nie gehört, so der CS-Präsident. Aus seiner Sicht sei die Höhe dieser Zahl nicht plausibel. «Wir haben im dritten Quartal Rückstellungen in der Höhe von 295 Mio CHF getätigt. Das entspricht unserer Einschätzung gemäss geltenden Rechnungslegungsvorschriften», so Rohner weiter. Wie hoch der Betrag für die einzelnen Banken sein wird, wissen er erst am Schluss des Verfahrens.
Massive Veränderung der Vermögensverwaltung
Bezüglich des Geschäftsmodells der CS erklärte Rohner, dass die Vermögensverwaltung sich aus vielerlei Gründen noch massiv verändern wird. «Der Ertragsanteil aus den Wachstumsmärkten macht heute 15% aus, das ist zu wenig». Er solle sich in den nächsten Jahren auf 25% erhöhen. Rohner glaubt aber nicht, dass die Credit Suisse in Bezug auf Ertrag oder Mitarbeiterzahl in fünf Jahren kleiner sein werde als heute.
Integriertes Modell bestätigt
Am integrierten Modell halte die CS fest, wiederholte Rohner früher gemachte Aussagen. «Weltweit gibt es nur wenige Banken, welche die Vorteile von Private Banking und Investment Banking in dieser Art wirklich verbinden können», zeigte sich Rohner überzeugt.
Dougan «der absolut richtige Mann»
CEO Brady Dougan sei für die Weiterentwicklung der Bank «absolut der richtige Mann», sagte Rohner. Er sei derjenige, der mit dem Managementteam und dem Verwaltungsrat die Strategie definiert habe. «Ich bin auch überzeugt, dass er der Beste ist, um diese Strategie umzusetzen», ergänzte der VR-Präsident. Dougan habe 2008, als die CS einen Verlust erlitt, einen Bonus von Null gehabt. Der Bonustopf werde auch dieses Jahr nochmals deutlich kleiner sein als im Vorjahr. «Das gilt für Mitarbeitende aller Stufen», führte Rohner weiter aus. (awp/mc/pg)