Schweizer Banken: Unternehmer tun sich leichter dank Vorbereitung

Schweizer Banken: Unternehmer tun sich leichter dank Vorbereitung
Bildquelle: AlexanderStein (https://pixabay.com)

Zürich – Benötigen Unternehmer Fremdkapital von Schweizer Banken, müssen sie sich auf einige Schwierigkeiten einstellen. Denn im Vergleich zu Beamten und Angestellten mit unbefristetem Anstellungsverhältnis und festem monatlichen Nettoeinkommen geht die Selbstständigkeit mit einem deutlich höheren Risiko einher. Hinzu kommt der zusätzliche Bearbeitungsaufwand, der sich anhand der erforderlichen Dokumente ergibt. Um die Chancen auf einen Kredit zu verbessern, müssen sich Unternehmer sorgfältig vorbereiten.   

Um die richtigen Vorbereitungen für die Kreditanfrage treffen zu können, sollten Unternehmer den Kreditmarkt zunächst analysieren und potenzielle Kreditgeber gegenüberstellen. Schließlich ist nicht jede Kreditform für den individuellen Bedarf geeignet und nicht jede Bank kommt in Frage.

Vergleich zwischen verschiedenen Anbietern
Ein lohnenswerter Tipp ist der Abgleich: Sind die Konditionen der Hausbank ähnlich einer Direktbank? Oder kann diese sogar bessere Konditionen anbieten? Softwareentwickler Lexware erklärt, warum das Vergleichen von Haus- und Direktbanken Sinn macht. Anders als bei einem Kredit bei klassischen Hausbanken können Unternehmer bei Direktbanken inzwischen immer häufiger von besonders attraktiven Konditionen profitieren. Besonders interessant sind Internetkredite beziehungsweise Angebote, die telefonisch abgeschlossen werden. Da die Bearbeitungskosten für Kreditgeber ohne Filialnetz geringer ausfallen, sind die Zinsvorteile nicht zu unterschätzen und die Abwicklung unbürokratisch. Als Beispiel dient der Unternehmerkredit von Bon-Kredit, einer reinen Internetbank. Grundsätzlich müssen Unternehmer bei derartigen Angeboten gut recherchieren, da am Markt einige unseriöse Vertreter zugange sind.

Wer für die Gegenüberstellung nach weiteren Banken sucht: Inzwischen vergeben auch Genossenschaftsbanken Kredite an Nicht-Mitglieder. Eine Anfrage bei diesen Instituten kann sich daher lohnen. Das unabhängige Finanzportal FinanceScout24 führt Wissenswertes rund um sogenannte Kreditbanken auf und fasst dessen Hauptaufgaben, Untergruppen sowie Merkmale zur Kreditvergabe zusammen.

Schwankungen der Einkünfte minimieren
Um die Kreditchancen zu verbessern, sollten Unternehmer die Minimierung von Schwankungen in den Einkünften anstreben. Zwar ist das vor allem bei einer Ist-Versteuerung schwierig, trotzdem lohnt es sich möglichst regelmäßige Einnahmen anzustreben. Wie das in der Praxis realisiert wird, hängt von der Branche und den individuellen Bedingungen des Unternehmens ab. Für Existenzgründer ist es wichtig, Steuererklärungen möglichst frühzeitig zu erledigen. Der Grund: Viele Schweizer Banken verlangen zur Einkommensprüfung mehrere Bescheide und setzen die Vorlage voraus.

Zahlungsmoral optimieren
Wirtschaftsauskunfteien sammeln Daten über Unternehmen, welche Banken Hinweise zur Zahlungsmoral des potenziellen Kreditnehmers liefern. Unregelmäßig bediente Kredite in der Vergangenheit, ausstehende Rechnungen und ähnliches beeinflussen die Kreditwürdigkeit negativ. Deshalb ist es für Unternehmer hinsichtlich künftiger Kreditanfragen unerlässlich eine einwandfreie Zahlungsmoral zu gewährleisten. Dennoch ist es ratsam die gespeicherten Angaben bei Auskunfteien vor Kreditanfragen zu prüfen, da Fehler nicht ausgeschlossen sind.

Besondere Anforderungen beachten
Grundsätzlich ist es im Rahmen der Vorbereitung für Kreditanfragen unerlässlich, die teilweise enormen Unterschiede zwischen Verbrauchern und Unternehmern zu erkennen, die Banken hierbei machen. Verfügen Verbraucher über einen unbefristeten Arbeitsvertrag und erhalten ein regelmäßiges Nettoeinkommen von Minimum rund 1.150 Euro monatlich, stehen ihre Chancen auf einen Kredit gut. Verbraucher müssen in der Regel lediglich mehrere Lohnabrechnungen vorlegen. Unternehmer hingegeben müssen mehr Aufwand betreiben, um Fremdkapital zu erhalten. Neben der betriebswirtschaftlichen Auswertung sind aktuelle Steuerbescheide und Steuervorauszahlungen vorzulegen. Auch Fragebögen zur Ermittlung der Auftragsentwicklung sind keine Seltenheit. Die beiden ausschlaggebenden Merkmale, die Kreditinstitute prüfen, sind die Bonität und das Kreditausfallrisiko. Auskunfteien stufen Letzteres bei Gewerbetreibenden deutlich höher ein als bei Angestellten, die üblicherweise Verbraucherkredite mit überschaubaren Kreditbeträgen beantragen. Da sich die Einkünfte von Gewerbetreibenden vergleichsweise schlecht einschätzen und vorausahnen lassen und die Risiken für einen Zahlungsausfall von zahlreichen Faktoren beeinflusst werden, liegt es nahe, dass die Bonität insgesamt schlecht eingestuft wird. Bürgen oder zusätzliche Kreditnehmer können die Kreditchancen positiv beeinflussen.

Wichtige Unterlagen
Stehen Kreditgespräche an, müssen Unternehmer diverse Dokumente vorlegen können. Je besser vorbereitet Selbstständige in ein solches Gespräch starten, desto vielversprechender die Verhandlungsposition. Neben den Bilanzen der letzten drei Jahre beziehungsweise den betriebswirtschaftlichen Auswertungen und Jahresabschlüssen sind Einkommenssteuerbescheide, Bescheide über Einkommenssteuervorauszahlungen, Kontoauszüge und die Gewinn- und Verlustrechnung wichtig. Bestandteil der Beilagen für Kreditanfragen kann auch der Handelsregisterauszug sein, der Banken über Stammkapital, Rechtsform, vertretungsberechtigte Personen und viele weitere unternehmensbezogene Daten informiert.

Für erfolgreiche Verhandlungen ist es empfehlenswert Vermögenswerte, Statistiken zur Umsatzentwicklung oder Nebeneinkünfte zu präsentieren. Im Idealfall können Unternehmer positive Entwicklungstrends aufzeigen und überzeugend darlegen. Für Gründer sowie bei größeren Projekten mit erhöhtem Finanzierungsbedarf darf ein aussagekräftiger Business Plan nicht fehlen. Um das Vertrauen des potenziellen Kreditgebers zu gewinnen, ist es ergänzend ratsam, weitere Informationen unaufgefordert vorzulegen. Firmenprofil, Informationen zu Geschäftsführern und Eigentümern sowie Nachweise über Sicherheiten wie Grundpfanddeckung oder kurante Deckung können die Kreditchancen optimieren. Bei Krediterhöhungen und Neukrediten wird zusätzlich eine Betreibungsauskunft eingeholt.

Passenden Kredit wählen
Im Allgemeinen gibt es zweckgebundene Unternehmenskredite und Alternativen ohne Zweckbindung. Wird ein Unternehmenskredit ohne Verwendungszweck angeboten, sind diese oft als Betriebsmittelfinanzierung oder Kontokorrentkredit betitelt. Beides lässt sich mit dem klassischen Dispositionskredit vergleichen, der als Privatkredit vergeben wird. Unternehmer müssen sich über den Finanzierungsbedarf im Klaren sein und anhand dessen den idealen Kredit auswählen. Zum Beispiel dient ein Betriebskredit zur kurzzeitigen Überbrückung von Liquiditätsengpässen. Die Schweizer Bank Gantrisch erläutert die Eigenschaften dieses Kredits und erklärt: „Die zusätzliche Liquidität ermöglicht Ihnen ein besseres Cash-Management, Skonti und Rabatte können ausgeschöpft werden.“ Zweckgebundene Kredite sind gegenüber Betriebskrediten meist günstiger. Allerdings darf das bereitgestellte Kapital nur für den gewählten Zweck zum Einsatz kommen.

Laufzeiten und Sondertilgung
Umso schlechter die Bonität und je höher das Kreditausfallrisiko eingestuft, desto mehr müssen Unternehmer für Fremdkapital zahlen. Um die Kreditkosten einzudämmen, sind kurze Laufzeiten anzustreben. Allerdings darf die Laufzeit auch nicht zu kurz angelegt werden, weil die Liquidität des Betriebs anschließend mit hohen Raten belastet wäre. Die Laufzeit muss im Verhältnis stehen und einen finanziellen Puffer erlauben. Ergeben sich im Laufe der Tilgung Kapitalreserven, sind Kredite mit Sondertilgungsrecht von Vorteil, um die Phase der Rückzahlung abzukürzen. Von Kreditverträgen mit teurer Vorfälligkeitsentschädigung ist abzuraten.

Alternativen
Gelingt die Kreditaufnahme trotz aller Sorgfalt aufgrund von Negativmerkmalen der Bonität nicht, sind Peer2Peer-Kredite sowie Kredite gegen Sicherheiten oft die einzige Möglichkeit, um an Fremdkapital zu gelangen:

  • Peer2Peer-Kredite: Hier kommt das Fremdkapital von Privatpersonen und der bürokratische Aufwand ist gering. Die Abwicklung erfolgt online über entsprechende Marktplätze wie beispielsweise Lendico.
  • Kredite gegen Sicherheiten: Diese Kreditvariante ist unter Gewerbetreibenden beliebt. Als Sicherheiten sind unter anderem Lebensversicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherungen, Immobilien, Wertpapiere, Fahrzeuge oder Bausparverträge denkbar.

Fazit
Kein Kredit wird ohne den Einblick in die wirtschaftlichen und persönlichen Verhältnisse des Unternehmers durch Banken vergeben. Jegliche Kreditvergabe wird auf Basis einer umfangreichen Analyse der aktuellen Finanzlage sowie der Zukunftsaussichten bearbeitet. Unternehmer tragen ein hohes finanzielles Risiko, weshalb sie sich besonders gut auf Anfragen und Bankgespräche vorbereiten müssen. Das Ziel besteht darin, die Bonität möglichst positiv darzustellen und das Kreditausfallrisiko so gering wie möglich. Sicherheiten, positive Trends, eine ordentliche Zahlungsmoral und vollständige Unterlagen sind die Grundpfeiler der Kreditanfrage. Alternativen wie unbürokratische Internet- sowie Peer2Peer-Kredite sind auf dem Vormarsch, da herkömmliche Unternehmerkredite von Hausbanken nur unter strengen Voraussetzungen vergeben werden. Ein kritischer Blick auf den effektiven Jahreszins, welcher sämtliche Kosten enthält und die Kreditstrukturierung ist aber auch hier unerlässlich, um unangenehmen Überraschungen vorzubeugen. (FS/mc/hfu)

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert