SFAMA: Regulierung schwächt Vorsorgesystem

SFAMA: Regulierung schwächt Vorsorgesystem
Markus Fuchs, Geschäftsführer Swiss Funds & Asset Management Association SFAMA. (Bild: SFAMA)

Zürich – Das negative Zinsumfeld hat sich erstaunlicherweise  wenig auf die Portfoliostruktur der Schweizer Pensionskassen  ausgewirkt, wie eine Umfrage der Universität St.Gallen im Auftrag der SFAMA  zeigt. Um die zukünftigen Herausforderungen bei der Finanzierung  der beruflichen  Vorsorge zu meistern, istjedoch ein Umdenken bei der Beurteilung der Anlagemöglichkeiten notwendig. Zudem setzt sich die  SFAMA dafür ein, die  Schwachpunkte  im Bereich Regulierungen und Vorgaben mit gezielten Massnahmen für eine renditeorientierte Vorsorge zu  beseitigen.

Im Auftrag der SFAMA führte das St.Gallen Institute of  Management  in Asia (Universität St.Gallen) eine umfassende Umfrage unter den grössten Schweizer Pensionskassen (PKs) durch. Ergebnis der Studie  ist eine  detaillierte  Bestandsaufnahme  bezüglich  deren  Anlageverhaltens,  die an  der heutigen  Medienkonferenz in  Zürich  präsentiert wurde.  Damit  sollen die Transparenz  über die Entscheidungskriterien sowie die Wechselwirkungen von Ertrags-­undKostenperspektiven  im Anlageprozess von  Schweizer PKs erhöht und  ein  Beitrag  zur aktuellen Diskussion über die zukünftige Entwicklung unseres Vorsorgesystems geleistet werden. Die Umfrage zeigt,  dass  Manager von Schweizer PKs die  Diversifikation  als wichtigstes Entscheidungskriterium bei der Strukturierung  ihrer Portfolios erachten.  Das Risiko-­Rendite-­Verhältnis, gefolgt von Nettoerträgen, werden als zentrale Kennzahlen gesehen, um die  Attraktivität eines Investments zu beurteilen. Die meisten Portfolios werden weniger als einmal pro  Jahr neu  gewichtet und  umstrukturiert.

Portfoliostruktur und Kosten
„Überraschenderweise hat das derzeitige negative Zinsumfeld bisher  nur  begrenzte Auswirkungen auf die Portfoliostruktur der meisten Schweizer PKs.  Allerdings nehmen  über 50% der PKs vermehrt Private  Equity und  Immobilien  in  Anspruch und reduzieren leicht ihren Anleihebestand“, erklärte Prof. Dr. Stefan Morkötter, Universität St.Gallen. Die durchschnittliche Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio) der teilnehmenden PKs beträgt 0.6%, wovon  drei Viertel auf Portfoliomanagementkosten entfallen. Für 2015 wiesen Anleihen und Aktien mit 0.1% bzw. 0.3% die  niedrigsten  Kosten  aus. Gleichzeitig  fielen  aber auch  deren  Bruttoerträge  mit 0.1% bzw. 0.6% relativ gering aus. Anders sieht das Bild  bei Privatmarktinvestitionen aus, z.B. bei Private Equity Fonds: 5.8% Kosten, 12.1% Bruttoertrag. Hier zeigt sich eine  positive  Korrelation zwischen Portfoliokosten und Bruttoerträgen auf die erwirtschafteten Nettorenditen. Trotz der teilweise niedrigen Nettorenditen scheint die Mehrheit der befragten PKs grundsätzlich  immer noch  zufrieden  mit dem Kosten-­Rendite-­Verhältnis von Anleihen, Aktien undImmobilien. Privatmarkt-­und  Hedgefonds-­Investitionen werden vorsichtiger beurteilt. „Wir  vermuten, dass  PKs  nicht hinreichend zwischen deneinzelnen  Kostenstrukturen  der verschiedenen  Vermögensklassen  unterscheiden, um ihre  Anlagemöglichkeiten  zu  beurteilen. Kostenbewusstsein  ist ein  wichtiges Mittel für die  Erzielung  von  Nettoerträgen, aber hohe  Kosten sind nicht zwangsläufig ein schlechtes Zeichen. Es sollte mehr auf Nettoerträge geachtet werden, um einzelne  Anlageklassen  miteinander zu  vergleichen.  Zudem gilt  es, die  Kosteneffizienz auf der Ebene  einer einzelnen  Anlageklasse zu bewerten – und  nicht über verschiedene Anlageklassen auf aggregierter Portfolioebene  hinweg“, sagte Stefan Morkötter.

Schwachpunkte in Regulierung – konkrete  Verbesserungsmassnahmen
Nebst dem schwierigen Marktumfeld mit Niedrigstzinsen schwächen auch Mängel in den Regulierungen und Vorgaben  für Schweizer PKs die  berufliche  Vorsorge. Fakt ist, dass die Vorsorgeeinrichtungen zu tiefe Renditen erzielen, was bei unveränderten  Rahmenbedingungen zu Leistungssenkungen führen muss. Das  gefährdet den  Verfassungsauftrag, wonach die  berufliche  Vorsorge  zusammen  mit der ersten  undzweiten  Säule  die  Fortsetzung der gewohnten Lebenshaltung  in angemessener Weise  ermöglichen  soll.

Erschwerend kommt hinzu, dass  sich die Verordnungen  unddie  Praxis zunehmend vom Gesetzestext entfernt haben.  So ist beispielsweise der starke Fokus auf die nominelle Sicherheit im Gesetz nicht vorgesehen. „Es gilt, die Sicherheit der  Leistungserfüllung wieder  in denVordergrund  zu  stellen. Eine  Orientierung  anNominalwerten  ist dabei nicht zielführend  undfür die Sicherheit  unserer beruflichen Vorsorge nicht  nachhaltig.  Der Bundesrat kann  mit einfachen  Massnahmen – ohneGesetzesänderungen  – wesentliche Verbesserungen der zweiten Säule durch gezielte Anpassungen seiner Verordnungen erzielen. Und die Vorsorgeeinrichtungen können mit einem renditeorientierten Verhalten den Kapitalmarkt als Beitragszahler besser nutzen“, postulierte Markus Fuchs, Geschäftsführer SFAMA. Der Verband schlägt dazu  Massnahmen für eine renditeorientierte Vorsorge vor.  Diese umfassen eine Begründungspflicht bei absehbaren Leistungskürzungen,  die Abschaffung  der heutigen  Kategoriebegrenzungen für einzelne Anlagekategorien sowie eine entscheidungsorientierte  Berichterstattung und Informationspflicht.  Solche Vorschläge sollen helfen,  bei der  öffentlichen Diskussion die Schwächen des heutigen Systems aufzudecken  undmögliche  Massnahmen  für eine  renditeorientierte  Vorsorge  einzuleiten.

Die Studie „The Impact of Costs and  Returns on  the Investment Decisions  of Swiss  Pension Funds“  steht auf Englisch auf der SFAMA-­Website zum Download zur Verfügung. (SFAMA/mc/ps)

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