SNB beteiligt sich an Notenbanken-Aktion

SNB beteiligt sich an Notenbanken-Aktion

SNB-Präsident Philipp Hildebrand.

Zürich – Notenbanken rund um den Globus setzen ein Zeichen gegen die Finanzkrise und führen koordiniert dem Finanzsystem Liquidität zu. Damit soll eine erneute Kreditklemme unter Geschäftsbanken verhindert werden. Die Aktienmärkte legten daraufhin kräftig zu.

Ziel sei, den Anspannungen an den Finanzmärkten entgegenzutreten, deren Folgen auf die Kreditversorgung der Haushalte und Unternehmen zu mildern und so das Wirtschaftswachstum zu stützen, teilte die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Mittwoch mit.

Neben der SNB sind die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Notenbanken von Kanada, England und Japan involviert. Konkret wollen die Zentralbanken die Zinssätze für die bestehenden, befristeten Liquiditäts-Swap-Abkommen in US-Dollar per 5. Dezember um 0,5 Prozentpunkte senken.

Vorderhand weiterhin nur Dollar-Liquidität
Die Geldtauschgeschäfte wurden bis 1. Februar 2013 verlängert. Zudem werden die Bank of England, die Bank of Japan, die EZB und die SNB die im Oktober begonnen Geschäfte mit Laufzeiten von drei Monaten weiterhin anbieten. Vorderhand wird weiterhin nur Dollar-Liquidität angeboten. «Im Sinne einer vorsorglichen Massnahme» kamen die Zentralbanken aber überein, befristete bilaterale Liquiditäts-Swap-Abkommen abzuschliessen, so dass in allen Währungsgebieten Liquidität in allen ihren Währungen angeboten werden kann, «falls es die Marktbedingungen erfordern».

Kreditklemme soll verhindert werden
Damit wird es Geschäftsbanken erleichtert Dollar-Tauschgeschäfte (Dollar-Swaps) abzuwickeln. Die Zentralbanken garantieren so den Finanzinstituten, in anderen Währungen zu günstigen Konditionen flüssig zu sein. Eine Kreditklemme wie sie 2008 nach der Finanzkrise entstand, soll verhindert werden.

Hintergrund der koordinierten Aktion ist die Vertrauenskrise im Geldhandel zwischen den Geschäftsbanken angesichts von Schuldenkrise und unsicherer Weltkonjunktur. Der Jahreswechsel gilt wegen des steigenden Liquiditätsbedarfs als kritischer Zeitpunkt. Wie ernst die Lage ist, zeigt die Formulierung der SNB: Sie will die Entwicklungen weiterhin «mit grosser Aufmerksamkeit» verfolgen.

Aktienmärkte legen deutlich zu
Die psychologisch wichtige Massnahme – eine Art Zeichen internationaler Solidarität in der Krise – beflügelte die Börsen. Der Swiss Market Index (SMI) legte bis 17.15 Uhr 1,83 Prozent zu. Der deutsche Leitindex Dax lag vorübergehend über 5 Prozent im Plus. Auch die Wall Street in New York sah deutlich steigende Kurse.

«Patient auf der Intensivstation»
«Aus Sicht der Märkte war die Aktion der Zentralbanken sicher gut», konstatiert auch Claude Maurer, Ökonom bei der Credit Suisse. Für das ganze Finanzsystem wirkten die koordinierten Massnahmen indes nur kurzfristig. «Es ist vergleichbar mit einem Patienten auf der Intensivstation, der an einer Infusion hängt, welche die Krankheit aber nicht bekämpfen kann», sagte Maurer auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Aktion verhindert natürliche Bereinigung des Marktes
Es sehe ganz so aus, als würde der Interbankenmarkt nicht mehr funktionieren, «das gegenseitige Misstrauen scheint gross zu sein». Kurzfristig sei die Aktion der Zentralbanken sicher richtig, da sie eine Kreditklemme verhindere. «Langfristig allerdings», betont Maurer, «verhindert sie eine natürliche Bereinigung des Markts.» Die Grundlegenden Probleme der Krise zu lösen sei jedoch nicht die Aufgabe der Zentralbanken, sondern jene der Politik. (awp/mc/pg)

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