SNB: Philipp Hildebrand tritt per sofort zurück

SNB: Philipp Hildebrand tritt per sofort zurück

SNB-Präsident Philipp Hildebrand während seiner Medienerklärung vor der Bundeshauspresse. (Bild: SF DRS)

Zürich – Der wegen umstrittenen Devisengeschäfte unter Beschuss geratene Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, tritt per sofort von seinem Amt zurück. Dies erklärte Hildebrand am Montagnachmittag vor den Medien in Bern. Der Vorsitz im Direktorium der Nationalbank wird bis auf Weiteres vom Vizepräsidenten, Thomas Jordan, wahrgenommen.

Hildebrand bleibt dabei: Er habe stets die Wahrheit gesagt. Doch er zweifelt daran, dass man ihm das glaubt. Mit diesem Handicap will er nicht weiterarbeiten. «Ich habe nie in dieser Geschichte gelogen», sagte Hildebrand am Montag vor den Medien in Bern. Weil es ihm jedoch nicht gelinge, einen «abschliessenden und definitiven Beweis» dafür zu liefern, dass seine Frau die umstrittenen Transaktionen ohne sein Wissen in Auftrag gegeben habe, trete er zurück.

«Schritt erfüllt mich mit Traurigkeit»

«Wenn ich als Präsident des SNB-Direktoriums hier vor Ihnen stehe und denken muss, dass einige von Ihnen das Gefühl haben, dass ich vielleicht doch lüge, hab ich nicht als Mensch ein Problem, aber potenziell als Präsident des SNB-Direktoriums.» Denn zumindest für eine gewisse Zeit wäre er dann nicht mehr in der Lage, schwierige Entscheide zu treffen und sie erfolgreich umzusetzen. «Dieser Schritt erfüllt mich mit Traurigkeit», sagte Hildebrand. Er wolle mit seiner Demission dafür sorgen, dass die Nationalbank ihre Glaubwürdigkeit als höchstes Gut aufrechterhalten könne. Er sei stolz auf das, was die SNB in seiner Zeit erreicht habe.

Neue Elemente aufgetaucht

Laut Hildebrand sind seit der Medienkonferenz vom vergangenen Donnerstag drei neue Elemente aufgetaucht, die eine Neubeurteilung der Lage erfordert hätten: ein E-Mail seines Kundenberaters, eine Kundennotiz der Bank Sarasin sowie eine Aussage seines Kundenberaters zum Dollar-Auftrag durch Kashya Hildebrand. Während die eine entlastend sei, belaste ihn eine andere noch zusätzlich. «So geht das hin und her», sagte Hildebrand dazu. Belastend für ihn ist insbesondere die Kundennotiz der Bank, wie er vor den Medien sagte: «Der Kundenberater schreibt, dass ich gesagt hätte, wenn meine Frau mehr Dollars kaufen möchte, sei das für mich okay.»

Dokumente online gestellt
Die Nationalbank hat am Montagnachmittag den E-Mail-Verkehr zwischen dem Ehepaar Hildebrand und der Bank sowie die Kundennotiz auf ihre Website gestellt. In der Notiz vom 15. August schreibt der Kundenberater unter Punkt C, Hildebrand erwäge, seinen Dollar-Anteil zu erhöhen. «Aber er überlässt es seiner Frau Kashya zu entscheiden.» (Original: «But he would leave it up to his wife Kashya to so decide.») Später habe der Banker, so heisst es in der Notiz weiter, Kashya in ihrem Büro besucht, und sie habe grosses Interesse daran gezeigt. «Wir haben vereinbart, dass sie mir ihren Wunsch per E-Mail mitteilt.» Diese Aussage steht in einem möglichen Widerspruch zu einer Klarstellung, die der Kundenberater am Montag an Hildebrands Anwalt Peter Nobel schickte und die der Nachrichtenagentur sda vorliegt. Darin schreibt der Berater, Kashya Hildebrand habe den Auftrag zum Dollar-Kauf «in ihrer Galerie aus eigener Initiative mündlich erteilt».

Schwierig, ohne Dollar zu leben
Er habe in dieser Angelegenheit nie gelogen, sagte Hildebrand – «im Gegensatz zu vielen anderen». Die Frage eines Journalisten, ob es richtig sei, als Reaktion auf eine «politische Kampagne» zurückzutreten, beantwortete Hildebrand nicht direkt, da es sich nur um Spekulationen handeln würde. Stattdessen zitierte er aus einem Mail, das er in den letzten Tagen bekommen hat: «Wenn du dir Feinde machen willst, ändere etwas.» («If you want to make enemies, change something.») Die Frage, ob es sich für den Präsidenten der Nationalbank überhaupt ziemt, mit Devisen zu handeln, beurteilt Hildebrand heute anders als vor der Affäre. «Vorher habe ich das nicht grundsätzlich als Problem gesehen», sagte er vor den Medien, «sonst hätte ich es nicht gemacht». In seiner Familie und mit seinem Lebensstil wäre es schwierig, ohne Dollar zu leben.

Rückzug auch von internationalen Ämtern

Im Nachhinein müsse er die Frage «im Prinzip mit Nein» beantworten. Denn die Glaubwürdigkeit sei das höchste Gut. In dem Moment, in dem man merke, dass die Glaubwürdigkeit nicht mehr absolut sei, müsse man zurücktreten. Sonst habe man ein Handicap. Philipp Hildebrand behält sich rechtliche Schritte vor. Gegen wen er allenfalls vorgehen wird, will er mit seinem Anwalt Peter Nobel besprechen – nach einer Zeit, die er vor allem mit seiner Familie verbringen will. Hildebrand tritt auch von seinen internationalen Mandaten zurück, etwa von seinem Sitz im Financial Stability Board. Diese Mandate seien mit seinem Amt als SNB-Chef verknüpft.

SNB verteidigt Kursuntergrenze von 1,20 CHF

Die aktuelle Geldpolitik der SNB mit einem Euro-Franken-Mindestkurs von 1,20 Franken bleibt auch nach dem Rücktritt des Präsidenten Philipp Hildebrand unverändert. Sie wird «mit aller Entschiedenheit» weitergeführt, teilte das SNB-Direktorium am Montag mit. Das Direktorium bedauere diesen Entscheid und die Umstände, die ihn herbeigeführt hätten. Der Bankrat der SNB spricht vom «Verlust eines hervorragenden Zentralbankers». Der Vorsitz im Direktorium der Nationalbank werde bis auf Weiteres vom Vizepräsidenten, Thomas Jordan, wahrgenommen. Die Entscheid- und Handlungsfähigkeit des Direktoriums bleibe vollumfänglich gewährleistet, so der Bankrat. Die entstandene Vakanz im Direktorium solle so rasch als möglich wieder besetzt werden. (awp/mc/upd/ps)

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