SNB: Grossbanken sollen Kapitalisierung weiter verbessern

SNB: Grossbanken sollen Kapitalisierung weiter verbessern
(Foto: Marcel Schauer - Fotolia.com)

Hypothekenmarkt: Inlandsorientierte Banken haben ihr bereits hohes Exposure weiter erhöht. (Foto: Marcel Schauer – Fotolia.com)

Bern – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sieht zwar Verbesserungen im Schweizer Bankensystem, gibt aber noch keine Entwarnung. In ihrem neuen Stabilitätsbericht empfiehlt sie den Grossbanken, ihre Kapitalisierung weiter zu verbessern. Die Inlandbanken mahnt sie dagegen weiterhin zur Vorsicht im Hypothekarmarkt.

Den beiden «Too Big To Fail»-Banken UBS und CS attestierte auch SNB-Direktionsmitglied Jean-Paul Danthine Fortschritte bei der Kapitalisierung, wie er am Donnerstag anlässlich der SNB-Lagebeurteilung vor den Medien sagte. So erfüllten die Institute die für 2019 vorgeschriebenen Kapitalvorschriften teilweise bereits heute, dies sowohl dank einem weiteren Kapitalaufbau wie auch dank einem weiteren Abbau des risikogewichteten Kapitals (RWA).

Leverage Ratio weiter verbessern
Dennoch lege die SNB den Grossbanken nahe, ihre Widerstandsfähigkeit und insbesondere ihre Leverage Ratio weiter zu verbessern, betonte Danthine. Das Verlustpotenzial der Institute sei relativ zu ihrer Kapitalisierung weiterhin «substanziell». Zudem zeige auch ein internationaler Vergleich für die Schweizer Grossbanken ein gemischtes Bild – je nachdem, welche Kapitalgrösse verglichen werde. Bezüglich der Leverage Ratios (ungewichtete Eigenkapitalquoten) fällt der Vergleich dabei laut der SNB nicht sonderlich vorteilhaft aus.

Langsameres Hypothekenwachstum
Auf dem schweizerischen Hypotheken- und Immobilienmärkten hätten die inlandorientierten Banken – im Gegensatz zu den Grossbanken – ihr bereits hohes Exposure am Hypothekenmarkt noch einmal weiter erhöht, mahnte Danthine. Dabei sei der Risikoappetit dieser Banken insgesamt hoch geblieben. «Deshalb sind diese Banken besonders anfällig auf Negativszenarien mit einem deutlichen Zinsanstieg sowie einer Preiskorrektur am Wohneigentumsmarkt.»

Namentlich erwähnt wird im schriftlichen Bericht die Raiffeisen-Gruppe, welche ihre Zinsrisiken von einem bereits hohen Level nochmals erhöht habe. Da die Raiffeisen-Gruppe für rund 20% des Gesamtvermögens aller inlandorientierten Banken stehe, könne das Institut einen massgeblichen Einfluss auf die Durchschnittswerte haben.

Verlangsamte Dynamik
Immerhin sieht die SNB derzeit wieder ein etwas langsameres Tempo im Wachstum der Ungleichgewichte – so habe sich im ersten Quartal 2014 gar eine weitgehende Stabilisierung der Situation ergeben, so der Stabilitätsbericht der SNB. «Aus der Sicht der Finanzstabilität sind das erfreuliche Entwicklungen», erklärte Danithine. Dies lege den Schluss nahe, dass die 2012 von der Branche ergriffenen Massnahmen zur Selbstregulierung sowie die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers Anfang 2013 möglicherweise geholfen haben, die Marktdynamik zu beeinflussen.

Dennoch stiegen die Preise für Wohneigentum nach wie vor stärker an, als durch Faktoren wie Einkommens- oder Bevölkerungswachstum gerechtfertigt sei, heisst es im Bericht weiter. Zudem zeige die Erfahrung, dass kurzfristige Änderungen der aktuellen Dynamik nicht notwendigerweise eine Trendänderung implizierten.

Weitere Massnahmen 
«Angesichts des anhaltenden Tiefzinsumfelds sollten Banken und Behörden wachsam bleiben und die nötigen Massnahmen einleiten, um die Risiken für die Finanzstabilität einzudämmen», so Danthine. So sollten den Banken stärkere Anreize gewährt werden, eine vorsichtige Hypothekenvergabe zu verfolgen.

Entsprechende Regulierungsmassnahmen sollten nach Auffassung von Danthine heute vorbereitet werden, damit sie in Kraft gesetzt werden können, sollte der Hypotheken- und Immobilienmärkten wieder an Schwung gewinnen. Derweil werde die SNB die Entwicklung auf den Märkten weiterhin «mit grosser Aufmerksamkeit» verfolgen. Sie werde regelmässig beurteilen, ob der antizyklische Kapitalpuffer erhöht werden solle. (awp/mc/upd/pg)

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