Steigende Zinsen zeigen Wirkung

Steigende Zinsen zeigen Wirkung
(Foto: Andy Dean - Fotolia.com)

Der Weg zur günstigen Eigenheimfinanzierung wird wieder etwas steiniger. (Foto: Andy Dean – Fotolia.com)

Zürich – Noch vor kurzem war alles klar, wenn es um die Wahl der richtigen Hypothek ging. Da die Zinsen auf einem Rekordtief waren und lange Zeit niemand mit einer Zinswende rechnete, setzten die meisten Eigenheimbesitzer auf möglichst lange Festhypotheken. Nun zeichnet sich im Verhalten der Hypothekarschuldner eine Änderung ab: Festhypotheken mit langfristigen Laufzeiten von zehn Jahren haben an Beliebtheit eingebüsst, fünfjährige Laufzeiten werden dagegen vermehrt nachgefragt. Dies zeigt das Hypotheken-Barometer, das der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch quartalsweise herausgibt.

Zinsanstieg setzt sich fort Diese Entwicklungen sind zu einem grossen Teil auf den Anstieg der Zinsen in den vergangenen Monaten zurückzuführen. Die Richtzinsen für zehnjährige Festhypotheken stiegen im Durchschnitt des dritten Quartals dieses Jahres von 2,3 auf 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Die fünfjährigen Laufzeiten stiegen von 1,6 auf 1,9 Prozent. Nur minime Änderungen zeigten sich bei den Festhypotheken mit einjähriger Laufzeit. Sie kosten im Durchschnitt wie bisher 1,4 Prozent Zins. Weiterhin 2,7 Prozent kosten die variablen Hypotheken im Durchschnitt.

Schere zwischen lang- und kurzfristigen Laufzeiten öffnet sich
Der anhaltende Trend nach oben bei den Festhypotheken ist angesichts der vergangenen Jahre aussergewöhnlich. Seit dem starken Zinseinbruch Ende 2008 waren die Zinsen erst ein Mal über einen längeren Zeitraum ähnlich stark angestiegen, nämlich im Herbst und Winter 2010/2011. Insgesamt hat sich die Zinskurve der Festhypotheken im vergangenen Quartal weiter nach oben verschoben, und es öffnet sich eine Schere zwischen langfristigen und kurzfristigen Laufzeiten. Es ist noch nicht lange her, dass die fünfjährigen Festhypotheken quasi gleich teuer waren wie die einjährigen. «Die Zinsstruktur ist zur Normalität zurückgekehrt», sagt Stefan Rüesch, Banken-Experte von comparis.ch.

Nachfrage nach Libor-Modellen steigt
Mit einer leichten Verzögerung zeigen sich nun auch seitens der Nachfrage Reaktionen auf die Zinsentwicklungen. Dies, auch wenn sich insgesamt die Nachfrage nach den unterschiedlichen Hypothekarmodellen in der Hypotheken-Börse von comparis.ch im Vergleich zum Vorquartal nur wenig verändert hat. Die meisten Modelle haben einen ungefähr gleich hohen Anteil: Festhypotheken 76 Prozent, Spezialmodelle 10 Prozent, variable Hypotheken 2 Prozent; die Nachfrage nach Libor-Modellen stieg von 9 auf 12 Prozent.

Langfristigkeit weniger beliebt
Auffallend ist aber die Entwicklung innerhalb der Festhypotheken. Die langfristigen Laufzeiten (sieben bis zehn Jahre) werden deutlich weniger nachgefragt. Ihr Anteil sank von 81 auf 70 Prozent und erreicht damit ein ähnlich tiefes Niveau wie letztmals Ende 2011. Im Gegenzug werden mittelfristige Laufzeiten (vier bis sechs Jahre) beliebter, ihr Anteil stieg von 16 auf 25 Prozent. Bei den kurzfristigen Laufzeiten (ein bis drei Jahre) sind weniger Veränderungen festzustellen, ihr Anteil beträgt 4 Prozent.

Libor-Hypotheken dürften weiter an Beliebtheit gewinnen
Fünfjährige Festhypotheken haben die Grenze von 2 Prozent Zins noch nicht überschritten. Das bestärkt die Eigenheimbesitzer in ihrer Einstellung, günstiger zu fahren als mit zehnjährigen Laufzeiten. Die Kunden sind nicht mehr im gleichen Mass bereit, einen deutlichen Aufschlag für lange Laufzeiten zu bezahlen, zumal sie ohnehin nicht absehen können, wie die Zinssituation bei Ablauf der Hypothek sein wird. «Immer mehr Kunden nehmen ein gewisses Risiko in Kauf und entscheiden sich für eine kürzere Laufzeit. Ein solches Verhalten dürfte den Markt weiter prägen», sagt Rüesch. Zu rechnen ist insbesondere mit einer höheren Nachfrage nach Libor-Hypotheken. Libor-Zinsen sind noch tiefer als die mittelfristigen Festhypotheken – bergen aber auch höhere Risiken. (comparis.ch/mc/pg)

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