Tiefe Zinsen: Rosige Zeiten für Schuldner

Tiefe Zinsen: Rosige Zeiten für Schuldner
(Foto: Fotolia/Eisenhans)

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Bern – Schweizer Banken zahlen ihren Kunden so wenig Zins wie kaum je zuvor. Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Zins auf inländischen Franken-Guthaben bei 0,22%. Das sind 0,09 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und mehr als 1 Prozentpunkt weniger als vor acht Jahren.

Besonders tief ist die durchschnittliche Verzinsung der Kundeneinlagen bei Grossbanken, wie am Donnerstag publizierte Zahlen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigen. Dort beträgt sie noch 0,17%. Die Unterschiede sind allerdings gering: Am höchsten sind die Zinsen mit durchschnittlich 0,30% bei den Raiffeisenbanken.

Für Sparer sind die Zeiten also nicht rosig. Dafür für Schuldner: Denn auch die Zinsen, die inländische Kunden auf Schulden bei der Bank zahlen, sind historisch tief. Allerdings sind sie im vergangenen Jahr erstmals seit 2010 wieder gestiegen: Von 2,09% auf 2,17%. Das Niveau ist jedoch weiterhin tief: 2007 hatte der durchschnittliche Schuldzins noch 4,01% betragen.

Im Zinsgeschäft mehr Geld verdient
Zwar nehmen die Banken wegen der tiefen Schuldzinsen weniger ein. Da sie aber gleichzeitig kaum noch Zins auf Kundenguthaben zahlen, konnten sie ihre Einnahmen aus dem Zinsengeschäft im vergangenen Jahr erneut steigern. Die Zinsaufwände seien stärker zurückgegangen als die Zinserträge, hält die SNB in ihrer neuesten Ausgabe des Berichts «Die Banken in der Schweiz» fest. Der Bericht erscheint jährlich, in diesem Jahr zum 100. Mal.

Erneut weniger verdient haben die Banken mit ihrem zweitwichtigsten Ertragspfeiler, dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. Höher wiederum fiel der Erfolg aus dem dritten Standbein, dem Handelsgeschäft, aus. Folglich konnten die Banken den Geschäftserfolg – ausserordentliche Erträge und Aufwände ausgeklammert – um fast 50% steigern.

Ein Siebtel der Schweizer Banken schreibt rote Zahlen
Unter dem Strich schrieb die überwiegende Mehrheit der Schweizer Banken – Tiefstzinsen zum Trotz – einen Gewinn: Von den 266 Banken, die der SNB ihre Rechnung für das vergangene Jahr einreichten, mussten 38 einen Verlust vermelden – dies entspricht einem Siebtel aller Banken. Diese 38 Banken fuhren gemeinsam einen Verlust von 3,8 Mrd CHF ein. Demgegenüber stehen Gewinne der restlichen 228 Banken von 19,6 Mrd CHF.

Abzüglich aller Verluste resultiert unter dem Strich ein Überschuss von 15,8 Mrd CHF. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr (7,4 Mrd CHF). Dies liegt gemäss der SNB massgeblich an hohen ausserordentlichen Erträgen der Grossbanken.

Weniger Banken
Die neueste Bankenstatistik zeigt zudem, dass die Zahl der Schweizer Banken weiter schrumpft: Die 266 Institute, welche die SNB im vergangenen Jahr erfasste, entsprechen einer Abnahme um neun Banken gegenüber dem Vorjahr. Vor zwanzig Jahren, 1996, reichten noch über 400 Banken der SNB ihre Jahresrechnung ein.

In den vergangenen Jahren acht Jahren war auch die Anzahl Personen, die bei den Banken arbeiten, rückläufig. 2007 war mit 136’200 Beschäftigten (gemessen in Vollzeitäquivalenten) der Höchststand der letzten dreissig Jahre erreicht worden. Im vergangenen Jahr beschäftigten die Schweizer Banken noch rund 123’900 Personen. (awp/mc/pg)

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