Trotz Pandemie erhält Pensionskassenindex zum Jahresende Aufschwung

Trotz Pandemie erhält Pensionskassenindex zum Jahresende Aufschwung
(Adobe Stock)

Zürich – Die Pensionskassen-Bilanzen der Schweizer Unternehmen haben im 4. Quartal einen unerwarteten Aufschwung erhalten. Trotz des turbulenten Jahres beendeten die Pensionskassenvermögen das Jahr mit einer bescheidenen, aber gesunden positiven Jahresrendite von über 3 %, obwohl die Anleiherenditen ihren allmählichen Abwärtstrend fortsetzten. Insgesamt erlaubte dies den Unternehmensbilanzen, das Jahr annähernd dort zu beenden, wo sie vor einem Jahr waren. Der illustrative Index für den Deckungsgrad (d. h. das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverbindlichkeiten) stieg um 4,6 %, wie der Willis Towers Watson Pension Index zeigt, der von 100,1 % zum 30. September 2020 auf 104,7 % zum 31. Dezember 2020 anstieg.

Der Pensionskassenindex des Swiss Pension Finance Watch von Willis Towers Watson wird vierteljährlich vom Beratungsunternehmen veröffentlicht und basiert auf dem International Accounting Standard 19 (IAS19). Der Index gibt einen Hinweis darauf, wie sich die allgemeine Ausfinanzierungsposition nach IAS19 von Quartal zu Quartal verändert hat, im Gegensatz zur Angabe des typischen Deckungsgrad der Schweizer Vorsorgepläne.

2020 ist neutral bis positiv für Pensionskassen
Die Diskontierungssätze setzten ihren Abwärtstrend fort, aber das mögliche Szenario negativer Diskontierungssätze für IAS 19-Bewertungen ist im Kalenderjahr 2020 nicht eingetreten. Obwohl die Diskontierungssätze für Laufzeiten von zehn Jahren oder weniger negativ waren und für die übrigen Laufzeiten bei ca. 0,05 % lagen, war der Rückgang im 4. Quartal minimal und führte daher nicht zu einem signifikanten Anstieg der Pensionsverbindlichkeiten der Unternehmen.

Beide Elemente der Bilanzen der Unternehmen haben ein turbulentes Jahr erlebt, aber die relative Stabilität der Verbindlichkeiten im 4. Quartal ermöglichte es, dass die soliden positiven Vermögensrenditen den dominierenden Effekt darstellen. «Das anhaltend sinkende Diskontierungszinsumfeld drängt uns weiterhin in unbekanntes Terrain, und obwohl das Jahr 2020 für Pensionskassen insgesamt neutral bis positiv verlaufen ist, ist es schwer, die Aussicht zu ignorieren, dass unruhige Gewässer vor der Tür stehen könnten», sagt Adam Casey, Head of Corporate Retirement Consulting bei Willis Towers Watson in Zürich. «Es gibt längerfristige wirtschaftliche Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, die uns erwarten, und dann gibt es zusätzlich wahrscheinlich noch unbekannte weitere Auswirkungen der Pandemie auf versicherungsmathematische Annahmen, die sich auf die Berechnungen der Verbindlichkeiten auswirken werden», fährt er fort.

Schock der Pandemie scheint vergessen zu sein
Im 4. Quartal gab es eine Reihe von Ereignissen, die den Optimismus an den Märkten wiederherstellten, insbesondere die Wahl von Joe Biden zum Präsidenten in den Vereinigten Staaten von Amerika, die fortgesetzte quantitative Lockerung, die Einführung der COVID-19-Impfprogramme und ein Brexit-Handelsabkommen in letzter Minute. Dieser Optimismus führte zu einem Anstieg der Vermögen von 3-4% für das Jahr für eine typische Pensionskasse und die Märkte erreichten ein Allzeithoch. Michael Valentine, Investment Consultant bei Willis Towers Watson in Zürich, warnt, dass die Märkte möglicherweise nicht so widerstandsfähig sind, wie sie derzeit erscheinen. «Der Schock der Pandemie, der im ersten Quartal einen starken Rückgang der Aktienmarktbewertungen verursachte, scheint längst vergessen zu sein. Mit den ersten Impfungen im Dezember, die eine Rückkehr zur Normalität in naher Zukunft realistischer machten, fiel es den Anlegern leicht, die erheblichen Herausforderungen zu übersehen, die die Pandemie immer noch mit sich bringt, und den beträchtlichen Schaden, den sie indirekt oder direkt für die globalen Wachstumsaussichten verursacht hat», sagt er. Allein die wachsende Last der weltweiten Staatsverschuldung, die aus den umfangreichen quantitativen Lockerungsmassnahmen der Zentralbanken resultiert, stellt die globale wirtschaftliche Gesundheit vor massive Herausforderungen.

Langfristige Vermögensallokationen entscheidend
Die Ereignisse des Jahres 2020 haben deutlich gemacht, dass sich die Stiftungsräte von Pensionskassen auf den langfristigen Zeithorizont auf beiden Seiten der Bilanz konzentrieren müssen. Die Bedeutung einer diversifizierten Vermögensallokation, die ihren Verpflichtungen nachkommen und Schockszenarien überstehen kann, ist entscheidend für die finanzielle Gesundheit von Pensionskassen. Darüber hinaus drängt die aktuelle Pandemie ausserfinanzielle Themen in den Vordergrund, da die Menschen ihre Werte und Prioritäten neu bewerten. Insbesondere die soziale Komponente von ESG-Investitionen hat einen Aufschwung erlebt, da das Bewusstsein für Themen wie geschlechtsspezifische, rassische und soziale Ungleichheit wächst.

Positive Anlageerträge lassen den Pension Index ansteigen

Die Marktrendite von 5,3% im 4. Quartal, dargestellt durch Pictets BVG-40 plus Index 2005, wurde von Unternehmen mit bedeutenden Bilanzpositionen begrüsst. Die Renditen von Unternehmensanleihen fielen leicht, wodurch die Pensionsverpflichtungen um etwa 0,6% stiegen. Der Effekt des Anstiegs der Verbindlichkeiten wirkte sich im Gegensatz zur positiven Vermögensrendite nur geringfügig aus, und der Index realisierte einen gesunden Anstieg, fast zurück auf das Niveau von Ende 2019.

Hintergrundinformationen zur Studie
Der Swiss Pension Finance Watch untersucht vierteljährlich die Auswirkungen von Kapitalmarktentwicklungen auf die Finanzierung von Vorsorgeplänen in der Schweiz. Die Studie ist Teil des Global Pension Finance Watch von Willis Towers Watson, dessen Ergebnisse für die wichtigsten Pensionsmärkte der Welt bis ins Jahr 2000 zurückgehen. Die Studienergebnisse werden vierteljährlich veröffentlicht. Der Schwerpunkt liegt auf dem Anlagevermögen und den Verpflichtungen. Die Studie umfasst Vorsorgepläne in Brasilien, Kanada, der Euro-Zone, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika.

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