UBS zu Milliardenzahlung wegen Libor-Skandal verdonnert

UBS zu Milliardenzahlung wegen Libor-Skandal verdonnert

UBS-Sitz in London.

Zürich – Die UBS gesteht ihre Mitschuld am Libor-Skandal der internationalen Grossbanken ein und bezahlt dafür 1,4 Mrd CHF Strafe. Vor einer Strafverfolgung in den wichtigen Märkten USA und Grossbritannien bleibt die Grossbank verschont, nicht aber vor einem happigen Verlust. Zwischen 2006 und 2010 haben UBS-Händler die Berechnung der Libor-Referenzzinssätze, die auf Eingaben grosser globaler Banken basiert, unerlaubt beeinflusst. Sie haben damit nicht nur UBS-Handelspositionen begünstigt, sondern auch Eigeninteressen verfolgt, wie die Finanzmarktaufsicht Finma am Mittwoch bekanntgab.

Der Libor (London Interbank Offered Rate) ist ein Set von Zinssätzen, zu dem sich Banken gegenseitig Geld leihen und das für das Finanzsystem als Referenzpunkt – etwa für Hypotheken, Kredite und billionenschwere Transaktionen – extrem wichtig ist.

Ein Grossteil der nachweisbaren UBS-Verfehlungen geschah auf Anregung eines Händlers in der UBS-Niederlassung in Tokio. Inwieweit die UBS eine der treibenden Kräfte hinter der Affäre ist, in die etwa ein Dutzend der grössten Banken der Welt involviert sind, bleibt im Moment unbeantwortet.

Parteien üben Kritik
Der UBS-Verwaltungsrat hat nun eingewilligt, 1,2 Mrd CHF Strafe an die amerikanischen Behörden zu entrichten. Eine Busse von 160 Mio GBP verhängt die britische Finanzaufsicht Financial Services Authority (FSA). Die Finma in Bern zieht 59 Mio CHF Gewinne in, welche die UBS laut der Behörde unrechtmässig erzielt hatte.

Die Behörden in den USA und Grossbritannien brummen der UBS eine Strafe auf, die rund drei Mal so hoch ist wie die Busse gegen die Londoner Barclays Bank, die am vergangenen 27. Juni als erste ihre Mitschuld an den Zinsmanipulationen zugegeben hatte.

Die Schweizer Politik bezeichnet die Strafen für die UBS indessen als gerechtfertigt. FDP-Präsident Philipp Müller sprach von einem «Skandal von historischem Ausmass» und einer angemessenen Strafe. Die Linke forderte Konsequenzen bei der UBS und bei der Finma. Deren Leiter der Banken-Abteilung, Mark Branson, war bis 2008 in leitender Position bei der UBS in Japan tätig, wo auch der trickreiche Händler mit seinen Manipulations-Empfehlungen arbeitete.

Weitere Untersuchungen
Eine Untersuchungskommission des Parlaments, wie sie etwa die Grünen forderten, lehnen die bürgerlichen Parteien ab. Klar ist aber, dass die Affäre für die UBS noch nicht ganz vom Tisch ist: Wettbewerbskommissionen in mehreren Ländern untersuchen weiter, ob die in den Skandal verwickelten Banken beim Libor verbotene Kartellabsprachen getroffen haben.

Anders als bei Barclays, wo im vergangenen Sommer Chairman Marcus Agius und Konzernchef Bob Diamond über die Affäre stürzten, bleibt bei der UBS die oberste Führungsriege im Sattel. Auch die frühere UBS-Führung ist nach Erkenntnissen der Finma nicht in die Machenschaften verstrickt gewesen.

2,5 Mrd CHF Verlust im vierten Quartal
Die Finma erhebt aber den Vorwurf, die UBS sei schlecht organisiert gewesen. Die Bank gab am Donnerstag bekannt, dass 30 bis 40 Mitarbeiter die Bank verlassen mussten. Konzernchef Sergio Ermotti muss zudem mit einem happigen Verlust zurechtkommen: Im laufenden vierten Quartal wird die Bank einen Reinverlust von bis zu 2,5 Mrd CHF ausweisen.

Nachdem die Bank wegen der kostspieligen Verkleinerung der Investmentbank und Entlassung von 10’000 Mitarbeitern in den ersten neun Monaten 2012 schon fast eine Milliarde Verlust aufgehäuft hat, ist schwer vorstellbar, dass sie das Gesamtjahr noch mit schwarzen Zahlen abschliessen wird.

An der Börse regten sich mehr kritische Stimmen zu den Angaben zum vierten Quartal als zur Milliardenstrafe. Dass die UBS happig zur Kasse gebeten würde, ist schon seit einiger Zeit diskutiert worden. Die UBS-Aktie gewann sogar an Wert und stand kurz vor am Nachmittag in einem festeren Markt knapp 1,0% im Plus.

Auch Hongkong eröffnet eine Untersuchung wegen möglicher Zinsmanipulation
Die Behörden in Hongkong haben im Zusammenhang mit möglichen Zinsmanipulationen eine Untersuchung gegen die Schweizer Grossbank UBS eröffnet. Das gab die Zentralbank von Hongkong (HKMA) am Donnerstag bekannt. In einem Communiqué schrieb die HKMA, sie habe Informationen von ausländischen Regulatoren zum Verhalten der UBS in der Festsetzung von Referenzzinssätzen erhalten. Betroffen sei der Hongkonger Hibor sowie andere Referenzzinssätze der Region. (awp/mc/upd/ps)

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