Unicredit schafft höchsten Quartalsgewinn ihrer Geschichte

Mailand – Der italienischen Grossbank Unicredit ist während ihres Ringens um die Commerzbank ein überraschend guter Jahresstart gelungen. Nachdem die Commerzbank am Freitag ihren höchsten Quartalsgewinn seit 2011 verkündet hatte, gab das Mailänder Institut am Montag einen Quartalsüberschuss von 2,8 Milliarden Euro und damit den höchsten Gewinn seiner Geschichte bekannt. Zudem legte Unicredit-Chef Andrea Orcel die Latte für das Gesamtjahr etwas höher.
Wie die Commerzbank konnte die Unicredit ihre Einnahmen im ersten Quartal steigern. Zwar sank der Zinsüberschuss infolge niedrigerer Leitzinsen im Jahresvergleich um rund drei Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Vor allem dank höherer Einnahmen aus Gebühren und Provisionen wuchsen die gesamten Erträge im Jahresvergleich jedoch um knapp drei Prozent auf 6,5 Milliarden Euro.
Trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen durch den Handelskrieg der USA legte die Bank ein Fünftel weniger für drohende Kreditausfälle zurück als ein Jahr zuvor. So steckte sie diesmal nur 83 Millionen Euro in die Risikovorsorge. Unter dem Strich blieb mit einem Nettogewinn von 2,8 Milliarden Euro am Ende rund acht Prozent mehr übrig als ein Jahr zuvor.
Ziele erhöht
Für das laufende Jahr nimmt sich Orcel jetzt mehr vor: Der Gewinn soll das Vorjahresniveau von 9,3 Milliarden Euro übertreffen. Bisher hatte der Manager nur ein Ergebnis etwa auf Vorjahreshöhe angepeilt. Die Rendite auf das materielle Eigenkapital der Bank soll mehr als 17 Prozent erreichen. Im ersten Quartal lag sie bei 22 Prozent. Zum Vergleich: Die Commerzbank kam nur auf 11,1 Prozent.
Auch bei Unicredits Deutschland-Tochter Hypovereinsbank lief es zum Jahresstart glänzend. In den Monaten Januar bis März verdiente sie unter dem Strich 613 Millionen Euro – rund zwölf Prozent mehr als im Vorjahr und so viel wie in keinem ersten Quartal seit mehr als zehn Jahren, wie ein Sprecher erklärte. Dabei zehrten ihre Kosten nur 36,2 Prozent ihrer Erträge auf. Bei der Commerzbank waren es 56 Prozent.
Unterdessen arbeitet die Unicredit weiterhin an ihren Plänen, die deutsche Commerzbank und die italienische Banco BPM zu übernehmen. «Wir haben uns eine Reihe von anorganischen Möglichkeiten auf unseren Märkten gesichert», sagte Orcel nun bei der Zahlenvorlage. Sowohl in Deutschland als auch bei der italienischen Regierung trifft er mit seinen Vorhaben jedoch auf Widerstand.
Unicredit möchte Commerzbank übernehmen
Die Unicredit hatte im September den Teilausstieg des Bundes bei der Commerzbank genutzt und war im grossen Stil bei Deutschlands zweitgrösster Privatbank eingestiegen. Orcel wirbt seither dafür, die Commerzbank zu einem Teil des italienischen Finanzkonzerns zu machen. Seit der Finanzkrise 2008/2009 war der deutsche Staat der grösste Aktionär der Commerzbank, weil er sie damals mit Milliarden vor dem Untergang gerettet hatte.
Ob die Übernahme durch die Unicredit tatsächlich kommt, ist ungewiss: Sowohl die Commerzbank-Spitze als auch die Arbeitnehmervertreter wehren sich gegen das aus ihrer Sicht «feindliche» Ansinnen Orcels. Das Frankfurter Institut fokussiere sich auf seine «Stand-alone-Strategie», hatte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp am Freitag bekräftigt.
Auch bei der neuen Bundesregierung beissen die Italiener auf Granit – wie schon bei der vorherigen. «Wir setzen auf die Eigenständigkeit der Commerzbank», sagte Finanzminister Lars Klingbeil am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. «Ein unfreundliches Vorgehen wie das der Unicredit ist inakzeptabel. Das gilt besonders, wenn es sich um eine systemrelevante Bank wie die Commerzbank handelt.» Der Bund hält noch etwas mehr als zwölf Prozent der Commerzbank-Aktien.
Bei der Commerzbank-Hauptversammlung an diesem Donnerstag in Wiesbaden wollen der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft Verdi ihren Protest gegen eine Übernahme untermauern. (awp/mc/pg)