US-Notenbank leitet «Operation Twist» ein

US-Notenbank leitet «Operation Twist» ein

Fed-Chairman Ben Bernanke.

Washington – Wie von vielen Experten erwartet wird die amerikanische Notenbank Fed auf ein zusätzliches Mittel zur Konjunkturstützung zurückgreifen. Dazu soll die durchschnittliche Laufzeit zuvor erworbener Staatsanleihen erhöht werden, wie die Fed am Mittwochabend in Washington mitteilte. Die Notenbank wird Anleihen im Gesamtwert von 400 Milliarden Dollar von kurzlaufenden in längerlaufende Staatstitel umschichten. Über geringere Langfristzinsen und günstigere Finanzierungsbedingungen erhofft sie sich einen Schub für die schwache US-Konjunktur.

Konkret sollen mit dem Plan bis Juni 2012 Anleihen mit einer Restlaufzeit von bis zu drei Jahren abgestossen werden. Im Gegenzug sollen Titel mit sechs- bis dreissigjähriger Restlaufzeit erworben werden. Dieses Vorgehen, das am Markt «Operation Twist» genannt wird, war bereits vor der Fed-Entscheidung auf Kritik gestossen. Nicht wenige Experten bezweifeln die Wirkung des Programms, nachdem die Fed mit ihren milliardenschwere Anleihekäufe allenfalls kurzzeitige Wirkung erzielt hatte. Den Leitzins beliess die Fed wie erwartet unverändert. Die Spanne bleibt bei 0,0 bis 0,25 Prozent. Die Zentralbank hatte bereits im August angekündigt, ihre Leitzinsen mindestens bis Mitte 2013 auf einem «äusserst niedrigem Niveau» zu lassen.

FOMC immer noch gespalten
Auch im geldpolitischen Ausschuss FOMC gehen die Meinungen über die neue Vorgehensweise auseinander: Wie bereits die letzte Entscheidung im August wurden auch die jüngsten Beschüsse nicht einstimmig getroffen. Erneut stimmten die Ausschussmitglieder Richard Fisher, Narayana Kocherlakota, and Charles Plosser gegen die Entscheidung. Hauptgrund: Die drei FOMC-Mitglieder sehen derzeit nicht die Notwendigkeit einer zusätzlichen Konjunkturstützung. Bereits im August hatten sich die drei regionalen Notenbankchefs gegen das Versprechen der Fed gewandt, die Zinsen bis mindestens Mitte 2013 nahe null Prozent zu halten. Dieses Zinsversprechen bekräftigte die Notenbank im September. Dementsprechend liegt der Leitzins auch weiter in einer Spanne zwischen null und 0,25 Prozent.

Konjunkturrisiken

Die Notenbank begründet ihre zusätzlichen Stützungsmassnahmen vor allem mit konjunkturellen Risiken. Zwar dürfte sich das Wachstum in den kommenden Quartalen etwas beschleunigen, die hohe Arbeitslosigkeit werde aber nur langsam sinken. Darüber hinaus spricht die Fed von «signifikanten Abwärtsrisiken» für das künftige Wachstum. Merkliche Inflationsrisiken sieht die Fed unterdessen nicht.

Starke Marktreaktion
An den Finanzmärkten wurden die Entscheidungen der Fed negativ aufgenommen: Nachdem der Euro bis zum Abend deutlich zugelegt hatte, gab er nach dem Statement stark um fast eineinhalb Cent nach. Der Dollar als «sicherer Hafen» profitierte hingegen. Noch stärkere Reaktionen zeigten sich an den Anleihemärkten: So stiegen die Kurse langlaufender US-Staatstitel drastisch um über drei ganze Punkte an. Entsprechend fiel die Rendite dreissigjähriger Anleihen innerhalb nur weniger Minuten kräftig von 3,2 auf rund drei Prozent. Die Aktienmärkte reagierten mit Kursabschlägen./bgf/he

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