Royal Bank of Scotland schafft ersten Gewinn in zehn Jahren

Royal Bank of Scotland schafft ersten Gewinn in zehn Jahren
Ross McEwan, CEO Royal Bank of Scotland (RBS). (© The Royal Bank of Scotland Group plc / Ben Rice)

London – Die während der Finanzkrise verstaatlichte britische Grossbank Royal Bank of Scotland (RBS) hat erstmals seit zehn Jahren wieder Geld verdient. Die Feierlaune hielt sich am Freitag allerdings in Grenzen: Zum einen schwebt immer noch ein Rechtsstreit mit dem US-Justizministerium wegen fauler Hypothekenpapiere wie ein Damoklesschwert über der Bank. Zum anderen muss die RBS einen teuren Umbau stemmen.

Im vergangenen Jahr verdiente die RBS unterm Strich 752 Millionen Pfund (rund 852 Mio Euro) nach einem Verlust von fast 7 Milliarden Pfund im Jahr zuvor, wie das Institut in London mitteilte. Insgesamt hatte die britische Grossbank infolge der Finanzkrise, fragwürdiger Geschäftspraktiken, wilder Spekulationen und einer missglückten Übernahme einen Verlust von rund 58 Milliarden Pfund angehäuft.

Weniger Altlasten
«Die Zahl der Altlasten, mit denen die Bank konfrontiert ist, hat sich verringert», erklärte nun Konzernchef Ross McEwan. «Allerdings gibt es eine wichtige Altlast, die wir noch abarbeiten müssen, und die ist mit dem US-Justizministerium.» Dabei geht es um den Vorwurf, dass die RBS beim Verkauf von Hypotheken-Wertpapieren in der Zeit vor der Finanzkrise die Risiken verschleiert hat. Mit damaligen Geschäftspartnern hatte sich die RBS bereits auf milliardenschwere Zahlungen verständigt. Wann eine Einigung mit dem US-Justizministerium erreicht werden kann, ist dagegen unklar.

Die Anleger zeigten sich irritiert angesichts der schleppenden Fortschritte in dem Fall, der die Bank viele weitere Milliarden kosten kann: Die Aktie rutschte um viereinhalb Prozent ab – der grösste Verlust seit einem Jahr. Robert Noble, Analyst der Royal Bank of Canada, monierte zudem die Kostensteigerungen.

Ausbau der digitalen Angebote
Eigentlich fährt RBS-Chef McEwan einen strammen Sparkurs. Doch nun sieht er die Notwendigkeit, die digitalen Angebote auszubauen, weil immer mehr Kunden nur noch online mit ihrer Bank Geschäfte machen. Alleine für dieses und das kommende Jahr veranschlagt er für den Umbau 2,5 Milliarden Pfund. Passend dazu hatte er Ende vergangenen Jahres die Schliessung von rund 260 Filialen angekündigt.

Die Bank sei noch zu komplex, erklärte Ewan, der seit Oktober 2013 an der Spitze des Instituts steht. Sobald alle Altlasten abgearbeitet sind, soll die RBS eine auf Grossbritannien ausgerichtete Bank sein mit Schwerpunkt auf dem klassischen Privatkunden- und Firmenkundengeschäft. Auf welch dünnem Eis das Kreditinstitut agiert, zeigte sich aber zum Ende des Jahres: Nachdem die RBS in den ersten drei Quartalen jeweils profitabel war, rutschte sie im Schlussquartal schon wieder in die roten Zahlen. Das lag nicht zuletzt an einer weiteren Millionenrückstellung für Rechtsstreitigkeiten.

Regierung hält noch etwa 70% der Aktien
Die britische Öffentlichkeit schaut bei der RBS ganz genau hin: Der Staat hatte im Krisenjahr 2008 insgesamt 45,5 Milliarden Pfund in die Bank gepumpt, um sie zu retten. Aktuell hält die Regierung noch etwas mehr als 70 Prozent der Aktien. Beim Konkurrenten Lloyds , der in der Finanzkrise ebenfalls mit Steuergeld gerettet werden musste, konnte sich der Staat inzwischen wieder zurückziehen und das mit einem Gewinn. (awp/mc/upd/pg)

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