Wachstum der Versicherungsbranche schwächt sich ab

Wachstum der Versicherungsbranche schwächt sich ab
Urs Berger, Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes. (Foto: SVV)

 SVV-Präsident Urs Berger. (Foto: SVV)

Zürich – Die Prämieneinnahmen der Schweizer Privatversicherer sind 2014 weniger stark gewachsen als noch im Jahr davor. Dabei fällt insbesondere die rückläufige Nachfrage in der beruflichen Vorsorge ins Gewicht. Wenige Unwetterschäden, solide Finanzergebnisse und weitere Fortschritte auf der Kostenseite stützen derweil die Ergebnisse der Gesellschaften.

Der Bereich Lebensversicherung wuchs gemäss den am Montag vom Schweizerischen Versicherungsverband (SVV) präsentierten Hochrechnungen um 1,1% auf 33,0 Mrd CHF; dies nach einem Zuwachs von 5,4% im Jahr 2013. Dabei habe sich das Wachstum im Kollektivleben-Teil mit +1,0% (VJ +7,9%) spürbar abgeschwächt und auf dem Niveau früherer Jahre eingependelt, schreibt der SVV.

In der Einzellebensversicherung ist das Prämienvolumen nach zuletzt teilweise rückläufigen Wachstumsraten im Jahr 2014 um 1,3% gewachsen. Lebensversicherungsprodukte bleiben laut SVV wegen den tiefen Zinsen zwar mässig attraktiv, als Risikoversicherung mit gleichzeitiger Sicherung des Kapitals seien sie aber stets gefragt.

Kontinuität im Schadengeschäft
Das Geschäft mit Schadenversicherungen wuchs in der Berichtsperiode um 1,0% auf 26,4 Mrd CHF, womit der Anstieg leicht tiefer ausfalle als in den Vorjahren. Aufgeteilt nach Kategorien legte die Motorfahrzeugversicherung um 1,6% zu, was in etwa der Zunahme der versicherten Fahrzeuge entspreche. Bei den Feuer-, Elementar- und Schadenversicherungen bewege sich das Wachstum mit 1,1% im Rahmen der Vorjahre.

Die übrigen Sachversicherungen blieben insgesamt stabil, wobei das Rechtsschutzsegment mit 4,7% am stärksten wuchs und bei Kredit- und Kautionsversicherungen ein Rückgang um 6,7% resultierte. Das Volumen in den Personenversicherungen stieg leicht um 0,8%.

Regulierung bremst
Die SVV-Verantwortlichen blicken zuversichtlich auf das Jahr 2015, allerdings gebe es aufgrund der aktuellen Entwicklungen Herausforderungen zu meistern. Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses wird dabei nicht als Gefahr gesehen, da die Privatversicherer die Währungsrisiken zum grossen Teil abgesichert hätten. Vielmehr trübten die nun abkühlende Konjunktur sowie die Verschärfung des Tiefzinsumfelds die Aussichten der Branche.

Sorgen bereitet SVV-Präsident Urs Berger die «unkoordinierte Regulierung» der Branche. «Wir sind auf Rahmenbedingungen angewiesen, die es uns erlauben, unternehmerisch erfolgreich zu sein», sagte er an der Jahresmedienkonferenz des Verbands. Stark zunehmende Regulierung dämpfe das Wachstum.

Erhöhung der legal Quote gefährlich
Im Rahmen des Reformpakets «Altersvorsorge 2020», welches der SVV grundsätzlich begrüsst, stört sich der Verband an der geplanten Erhöhung der Legal Quote auf 92%. Mit diesem Vorschlag gefährde die Politik die von den KMU stark nachgefragte Vollversicherungslösung genauso wie die Risikoversicherungen, hielt SVV-Vize und Axa Winterthur-CEO Antimo Perretta fest. Die Garantien dieser Modelle für KMU dürften nicht verloren gehen, warnt er.

Heute müssen die Gesellschaften mindestens 90% des Gewinns an die Kunden weitergeben. Bei einer Erhöhung wären die Versicherer gezwungen, noch stärker in sichere Anlage mit tieferen Renditen zu investieren. In diesem Anlagekorsett gäbe es nur Verlierer, und weitere Versicherungen könnten sich aus dem Geschäft mit Vollversicherungen verabschieden, sagte Perretta.

Der SVV ist wie der Arbeitgeberverband der Meinung, dass das Reformpaket häppchenweise umgesetzt werden muss. Als Gesamtprojekt drohe die Vorlage zu scheitern.

International «gleich lange Spiesse»
Im internationalen Umfeld fordert Urs Berger, dass die Schweizer Versicherer im Vorfeld des angestrebten EU-Marktzutritts verglichen mit der europäischen Konkurrenz mit «gleich langen Spiessen» ausgestattet werden. Beispielsweise müssten die Kapitalanforderungen in der Schweiz mit jenen in der EU gleichwertig sein. In diesem Bereich spiele die Schweiz derzeit die Musterschülerin, kritisiert Berger.

Die Schweizer Privatversicherer machen mit einer Wertschöpfung von 20 Mrd CHF einen Anteil rund 4% an der Gesamtwirtschaft aus. Der Sektor beschäftigt insgesamt 50’000 Angestellte. (awp/mc/ps)

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