Wirtschaftsweiser warnt vor Euro-Austritt Athens

Wirtschaftsweiser warnt vor Euro-Austritt Athens

Lars Feld, deutscher Wirtschaftsweiser.

Düsseldorf – Der Freiburger Wirtschaftsweise Lars Feld hat eindringlich davor gewarnt, einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion zur Lösung der Schuldenkrise des Mittelmeerlandes in Betracht zu ziehen. «Die Euro-Zone wäre dann nicht nur durch die Umschuldung, sondern auch durch die hohe Unsicherheit darüber, was ein Austritt für den Euro insgesamt heisst, beeinträchtigt».

Dies sagte Feld «Handelsblatt Online» am Dienstag. Die sich daraus ergebenden Spekulationen würden mit grösserer Wahrscheinlichkeit eine internationale Finanzkrise auslösen als dies bei einer geordneten Umschuldung Griechenlands der Fall wäre, so Feld.

«Griechenland würde von Kapitalmärkten abgeschnitten»
Selbst Griechenland hätte nichts von einem Euro-Austritt, sagte der Leiter des Freiburger Walter-Eucken-Instituts. Der Austritt käme einer unmittelbaren Umschuldung gleich. «Das Land wäre jahrelang von den internationalen Kapitalmärkten abgeschnitten», so Feld. Die Abwertung würde zudem nur kurzfristig zu einer gewissen Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit führen. «Langfristig wird die Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands über den Arbeitsmarkt bestimmt», unterstrich der Ökonom. Feld ist Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der die Bundesregierung berät. Er gehört überdies dem Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium der Finanzen an.

EZB-Chefvolkswirt: Griechenland-Hilfen kein Fass ohne Boden
Gegen Panikmache vor einer Pleite Griechenlands wehrt sich EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark. Er rechne damit, das die Hilfen für Griechenland letztendlich Erfolg haben werden. «Ich sehe dies nicht als ein Fass ohne Boden», sagte Stark am Dienstag im Bayerischen Rundfunk (Bayern2 radioWelt). Auch den Vorwurf von Kritikern, Griechenland spare sich angesichts der Auflagen für das Milliarden-Hilfsprogramm kaputt, wies er zurück. Griechenland habe über viele Jahre eine falsche Wirtschaftspolitik betrieben, erklärte der EZB-Chefökonom. «Das bedarf jetzt der Korrektur, und diese Korrektur ist schmerzhaft. Das geht nicht ohne Probleme ab.» Doch aus seiner Rezession könne Griechenland wieder «herauswachsen», wenn es seine strukturellen und Haushalts-Probleme überwinde.

«Griechenland ist nicht insolvent»
«Griechenland hat einen hohen Schuldenstand, aber Griechenland ist nicht insolvent», betonte Stark. Das vor einem Jahr mit EU, EZB und Internationalem Währungsfonds (IWF) vereinbarte Hilfsprogramm über 110 Milliarden Euro sei ein «realistisches Programm, das umgesetzt werden muss». Stark sprach sich in dem Interview erneut gegen einen Schuldenschnitt aus. «Letztendlich bringt eine Umschuldung nicht die Lösung der Probleme, die Griechenland zu bewältigen hat. Es sind strukturelle Probleme, die Griechenland anzugehen hat, und der Haushalt muss in Ordnung gebracht werden.»

Umschuldung mit schwerwiegenden Folgen
Eine Umschuldung hätte schwerwiegende Folgen, warnte Stark: «Wenn man über Umschuldung redet, muss man über die Konsequenzen reden: auf das Bankensystem, auf die Refinanzierung durch die Europäische Zentralbank, die Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung.» Die europäischen Währungshüter haben selbst schwer an Griechenland zu tragen. So hat die EZB griechische Staatsanleihen über etliche Milliarden Euro aufgekauft.

EZB-Ratsmitglied Nowotny will Griechenland-Kredite verlängern
EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny will Griechenland indes mehr Zeit zur Rückzahlung seiner Schulden gewähren. Eine Umschuldung griechischer Schulden hingegen würde Griechenland und die anderen Länder der Eurozone schädigen, sagte Nowotny am Dienstag in Wien. Eine Umstrukturierung hätte gravierende Folgen für die griechischen Banken und das Bankensystem insgesamt. Dies würde die Krise nur beschleunigen. Es sei in erster Linie die Aufgabe Griechenlands, seine Finanzen wieder in Ordnung zu bringen.

Weitere Kredite notwendig?
Zur Frage, ob Griechenland weitere Kredite benötigt, wollte sich Nowotny nicht abschliessend äusseren. Erst müsse man klarer sehen, ob das bestehende Programm aufgestockt werden müsse. Dies könnte erst in den kommenden Wochen entschieden werden. Nowotny sitzt als Gouverneur der österreichischen Notenbank auch im Rat der EZB. Gerüchte, dass Griechenland ein neues Hilfspaket in Höhe von 60 Milliarden Euro im nächsten Monat erhalte, wies die griechische Regierung hingegen zurück.  (awp/mc/upd/ps)

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