Wohl keine Strafe für «Londoner Wal» wegen Zockereien bei JPMorgan

Wohl keine Strafe für «Londoner Wal» wegen Zockereien bei JPMorgan

New York – Der mutmassliche Hauptverantwortliche für das milliardenschwere Spekulationsdesaster der US-Grossbank JPMorgan kommt einem Bericht zufolge wahrscheinlich ohne Strafe davon. Das US-Justizministerium und die Börsenaufsicht SEC konzentrierten sich bei ihren Ermittlungen nicht länger auf den Franzosen Bruno Iksil, berichtet das «Wall Street Journal» (Freitagausgabe) und beruft sich auf Informationen aus Kreisen. Damit drohe dem wegen seiner gigantischen Finanzwetten als «Londoner Wal» bekannt gewordenen Händler keine Anklage, sofern nicht neue Vorwürfe auftauchen. Warum Iksil nicht mehr im Fokus der Ermittler steht, ist laut Zeitung unklar.

Im Frühjahr 2012 waren die fehlgeschlagenen Zockereien von Iksils Abteilung in London bekannt geworden. Sie hatten ein Loch von 6,2 Milliarden Dollar in die Bilanz von JPMorgan gerissen. Gegen die Bank laufen seitdem Ermittlungen, ob sie und die Händler Risiken und Verluste zunächst bewusst verschleierten und Gesetzesverstösse vorliegen. Vorstandschef Jamie Dimon war wegen des Falls unter Druck geraten. Er hatte generell Fehler eingeräumt, aber ein bewusstes Fehlverhalten von Führungskräften ausgeschlossen.

JPMorgan: Keine weiteren Fehler von Führungskräften
Die Ermittlungen gegen die Bank neigen sich derweil ebenfalls dem Ende entgegen, wie neben dem «Wall Street Journal» auch die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Das Institut sei bereit offenzulegen, wie es zu den Milliardenverlusten kommen konnte. Weitere Fehler von Führungskräften wolle sie aber nicht einräumen, berichtete Bloomberg unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen. Offiziell wollten weder die Behörden noch die Bank Stellung nehmen.

Bereits im Frühjahr hatte ein Untersuchungsbericht des US-Senats der Bank ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Sie habe bei den Zockereien Risiken ignoriert, Verluste vertuscht, die Aufsicht getäuscht und die Öffentlichkeit in die Irre geführt, hiess es darin. Im konkreten Fall habe das Institut hochriskantes Zocken als Absicherungsgeschäft (Hedging) verkauft.

Krisengewinner
JPMorgan gilt als einer der grossen Gewinner der Finanzkrise. Doch inzwischen drohen zahlreiche Rechtsstreitigkeiten den Ruf des Instituts zu beschädigen. Das Risiko aus laufenden Klagen gegen die Bank beziffert das Institut auf 6,8 Milliarden US-Dollar. Damit steht es unter den US-Grossbanken an der Spitze. Seit 2011 hat JPMorgan fast 8 Milliarden Dollar für die Beilegung von Rechtsfällen gezahlt, mehr musste nur die Bank of America auf den Tisch legen.

Erst in dieser Woche leiteten kalifornische Staatsanwälte Ermittlungen wegen des Verkaufs von Hypothekenpapieren aus der Zeit vor der Finanzkrise ein. Ende Juli zahlte die Bank eine Strafe von 410 Millionen Dollar für ihre Beteiligung an mutmasslichen Manipulationen von Strompreisen. (awp/mc/ps)

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