43. Weltwirtschaftsforum WEF sucht Optimismus und Wachstum

43. Weltwirtschaftsforum WEF sucht Optimismus und Wachstum
WEF-Gründer Klaus Schwab. (Foto: World Economic Forum/swiss-image.ch)

WEF-Gründer Klaus Schwab. (Foto: World Economic Forum/swiss-image.ch)

Davos – Nach jahrelangen Krisen sucht das 43. Weltwirtschaftsforum (WEF) Optimismus und Wachstum. Immerhin sind die Sorgenfalten der Teilnehmer nicht so tief wie im letzten Jahr, als die Ratlosigkeit über Auswege aus dem Schuldensumpf dominierte und die Angst vor dem Auseinanderbrechen der Euro-Zone gross war.

Trotz der Unsicherheiten über die Entwicklung der Weltwirtschaft hat sich in der letzten Zeit ein verhaltener Optimismus entwickelt, dass die Euro-Zone ein Desaster abwenden kann. Denn die bittere Medizin der Troika aus EU, EZB und IWF, die den Krisenstaaten am Rande Europas harte Sparschnitte, Steuererhöhungen und Reformen verordneten, scheint zu wirken. Schützenhilfe kam von EZB-Präsident Mario Draghi, der mit seiner expansiven Geldpolitik den Spekulanten gegen den Euro den Wind aus den Segeln nahm. Auf der anderen Seite des Globus hat die chinesische Wirtschaft nach sieben Quartalen Tempoverlust wieder an Geschwindigkeit gewonnen.

Die keimende Zuversicht zeigt sich auch an den Finanzmärkten, wo die Börsenstimmung prächtig ist. Der Wert des Euro erreichte gegenüber dem Franken den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren.

Patient noch schwach
Allerdings ist der Patient Weltwirtschaft noch schwach. Wegen der schleppenden Erholung in den meisten Industriestaaten senkte die Weltbank in der letzten Woche ihre Konjunkturprognose für 2013 auf +2,4 Prozent. Dies ist kaum mehr als im Krisenjahr 2012. Und die Schuldenkrise schwelt weiter, gerade auch in den USA und Japan. Angesichts der Lage sucht das diesjährige WEF in Davos nach mehr Widerstandsfähigkeit und mehr Dynamik. Unter dem Motto «widerstandsfähige Dynamik» kommen im Bündner Ferienort vom 23. bis 27. Januar 2500 Teilnehmer zusammen.

«Wir müssen wegkommen von der Krisenmentalität und mehr dynamische, konstruktive Denkweisen pflegen», sagte WEF-Gründer Klaus Schwab in einem Interview mit der «Weltwoche»: «Wir sind durch Krisen getrieben. Das ist gesellschaftliches Gift.» Die Krisenstimmung führe zu einer defensiven Einstellung. Die Länder würden immer egoistischer und nationalistischer. Jeder Staat versuche, für sich die Lage zu optimieren, statt auf globaler Ebene eine Lösung zu finden. Das blockiere alles: Freihandel, Umweltschutz, internationale Zusammenarbeit. «Man zieht sich auf die Scholle zurück. Dagegen kämpfe ich», sagte Schwab.

Wirtschaftskrise überdeckt alles
Zudem sei es gefährlich, dass wegen der Konzentration auf die Wirtschaftskrise der Klimawandel bei den Staats- und Regierungschefs in den Hintergrund gerate, sagte einer der WEF-Direktoren, Alois Zwinggi, in einem Interview mit der Zeitung «Zentralschweiz». Gleichzeitige Schocks beider Systeme könnten den «perfekten weltweiten Sturm» mit potenziell unüberwindbaren Konsequenzen auslösen.

Eines der wichtigeren Themen am WEF ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern, die zu massiven Generationenkonflikten führen kann. «Im arabischen Frühling hat man hier ein wenig Anschauungsunterricht erhalten», sagte Zwinggi. Neben der Schuldenkrise spiegeln sich die grossen Konflikte in Syrien und Mali im WEF-Programm und auf der Teilnehmerliste. So reisen zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika nach Davos.

Auftakt für Monti
Die grösste Aufmerksamkeit dürften aber die Taktgeber in der Euro-Krise auf sich ziehen. Die erste grössere Einzelrede hält am Mittwochabend der italienische Ministerpräsident Mario Monti. Danach wird IWF-Direktorin Christine Lagarde das Wort ergreifen. Prominente Auftritte haben an den darauffolgenden Tagen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der britische Premierminister David Cameron. Im Rampenlicht wird auch EZB-Präsident Draghi stehen.

Dagegen fehlen hochrangige Vertreter aus China und den USA. Auch französische Präsident François Hollande, der mit dem Krieg in Mali beschäftigt ist, reist nicht in die Bündner Berge. (awp/mc/ps)

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